Die Fürstabtei Prüm
Gründungsphase
Eine erste Abtei Prüm wurde im Jahr 721 von der fränkischen Edelfrau Bertrada und ihrem Sohn Charibert gestiftet. Bertrada war eine Tochter Irminas von Oeren (von Mürlenbach?), die zwanzig Jahre zuvor dem Missionsbischof Willibrord ein Kloster in Echternach eingerichtet hatte. Bertrada besetzte das Haus mit Mönchen aus Echternach. Das kleine Kloster in Prüm konnte sich nicht lange halten, denn im Jahr 752 gründete der fränkische Hausmeier Pippin III. (714-768) ein (neues) Kloster. Dazu berief er Benediktinermönche aus St. Faron in Meaux bei Paris. Der König hatte eine Enkelin der Bertrada geheiratet. Diese hatte den gleichen Namen wie ihre Großmutter Bertrada – sie wurde auch Berta genannt – und ist die Mutter von Karl dem Großen.
Prüm zur Zeit Karls des Großen
Nach dem Tod König Pippins im Jahr 768 sorgte sein Sohn, Karl der Große, in gleicher Weise für die Abtei, die nun seine Abtei geworden war. Er ließ die erste Salvator-Kirche erbauen. Sie war für die Aufbewahrung der Christus-Reliquie so kostbar ausgestattet, dass sie „Goldene Kirche“ genannt wurde. Dieses Gotteshaus wurde nach der (nicht sicheren) Überlieferung im Jahre 799 von Papst Leo III. im Beisein von Karl dem Großen und seinem Sohn Ludwig feierlich eingeweiht. (Diese Szene ist dargestellt auf einem Gemälde von Januarius Zick um 1780, das im Chorraum der Salvator-Kirche hängt.) In diesem günstigen Umfeld entwickelte sich bei dem Kloster die Stadt Prüm. Das Kloster selbst entwickelte sich zu einem kulturellen Zentrum des Eifelgebietes. Als Zeichen ihrer Gunst stifteten die karolingischen Herrscher dem Prümer Kloster eine der berühmtesten Reliquien seiner Zeit, die er selbst von Papst Zacharias erhalten hatte, die Reliquie der Sandalen Christi, nach der die Abtei dann den Namen „Zum Allerheiligsten Erlöser“ (St. Salvator) erhielt. Sie wird in der Salvatorbasilika bewahrt sind. Nach seiner Abdankung als westfränkischer Kaiser verbrachte der Enkel Karls des Großen, Lothar I., hier die letzten Jahre seines Lebens und wurde 855 hier beerdigt.
Abt Regino und das Prümer Urbar
Die Normannen überfielen in den Jahren 882 und 892 das Prümer Kloster und brannten es nieder. Aufgrund dieser bitteren Erfahrungen ließ Abt Regino aus Altrip bei Speyer - wohl der bedeutendste Leiter des Prümer Klosters – 893 ein genaues Güterverzeichnis der Abtei erstellen. Dieses Verzeichnis – das Prümer Urbar – ist in einer Abschrift vom Jahre 1222 zusammen mit einem erläuternden Kommentar vollständig erhalten. Hierin sind über dreihundert Orte und 893 Besitztümer und Rechtsansprüche in der Eifel, an der Ahr, im Gebiet von Münstereifel, auf dem Taunus, im Hinterland von St. Goar, in Frankreich, Holland und bis in die Bretagne und zur Rhone hinein verzeichnet. Um den weiträumigen Besitz zu verwalten, gehörten sechs Filialklöster zur Prümer Abtei: Revin in Frankreich, Güsten in Holland, Münstereifel, St. Goar, Kesseling an der Ahr und Altrip.
Die Prümer Abtei wird ein selbständiges Fürstentum
Im 13. Jahrhundert gelangte das Kloster zu seiner höchsten Blüte und wurde von Kaiser Friedrich II. zum Fürstentum erhoben (1222). Das Territorium der Abtei erregte nun immer häufiger das Interesse der benachbarten Landesherren, vor allem der Kurfürsten von Trier. Nach unentwegten Rivalitäten mit dem Kurfürstentum Trier verlor die Fürstabtei im Jahr 1576 ihre Selbständigkeit. Fortan wurden die Abtei von den Trierer Erzbischöfen verwaltet.
Die Prümer Klosterschule
Berühmt war die Abtei auch wegen ihrer Klosterschule. In Prüm lebten unter anderem St. Markward, der Berater Ludwigs des Frommen, die heiliggesprochenen Ado von Vienne, Ansbald und Hungerus Frisius sowie der Dichter Wandelbert. Der mittelalterliche Geschichtsschreiber Region war Abt von Prüm.
Bauten an den Abteigebäuden
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts traten bei der „Goldenen Kirche“ starke Schäden auf. Sie war seit ihrer Errichtung mehrmals zerstört und Opfer von Brandkatastrophen geworden. Nichts deutete mehr auf ihren ursprünglichen Glanz hin. Kurfürst Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1716- 1729) beauftragte seinen Hofbaumeister Hans Georg Judas 1721 mit dem Wiederaufbau. Lediglich der heutige Nordturm der alten Kirche blieb größten Teils erhalten. Dieser Turm war unter Abt Wilhelm von Manderscheid (1513-1546) erbaut worden und zeigt innen den ursprünglichen Zustand. Die erste Decke besteht aus einem spätgotischen Netzgewölbe, im Raum darüber (Turmzimmer) befindet sich ein gotisches Kreuzgewölbe. Judas starb 1726, als das Bauwerk nur zum Teil fertig gestellt war. Paul Kurz führte die Arbeiten weiter. Beide Hofbaumeister haben nichts zur Innenausstattung beigetragen. Sehr wahrscheinlich wurde die Orgelempore und das Orgelgehäuse von Johannes Seitz, dem Meisterschüler von Balthasar Neumann, entworfen. Ursprünglich war eine andere Empore geplant. Ansätze dazu sind heute noch deutlich zu erkennen. Kurfürst Franz Ludwig war 1729 gestorben Sein Nachfolger, Kurfürst Franz-Georg von Schönborn, baute 1748 nach Plänen von Balthasar Neumann das Abteigebäude zu einem barocken Schloss aus, das allerdings Säkularisation erst 1912 endgültig fertiggestellt wurde. Erhalten sind der Fürstensaal und der Kapitelsaal.
Auflösung der Abtei Prüm
Im Jahre 1802 wurde die Abtei Prüm im Zuge der Säkularisation unter Napoleon aufgehoben. Sämtliche Besitztümer wurden verteilt oder versteigert. Das Klostergebäude wurde der Stadt Prüm, die Abteikirche der katholischen Pfarrgemeinde übergeben. Die bisherige Pfarrkirche, die Stiftskirche St. Marien, wurde zunächst verkauft und später abgerissen. Fast das ganze bewegliche Inventar der Klosterkirche war verlorengegangen. Besonders Dechant Peter Christa, Pfarrer in Prüm von 1855 bis 1898, bemühte sich eifrig, das Verlorengegangene zurückzuholen und die Pfarrkirche gebührend auszustatten. Seit 1975 befindet sich in dem ehemaligen Abteigebäude das Regino-Gymnasium.
Literaturhinweise:
Haubrichs, Wolfgang: Die Kultur der Abtei Prüm zur Karolingerzeit, 1979.
Knichel, Martina: Geschichte des Fernbesitzes der Abtei Prüm in den heutigen Niederlanden, in der Picardie. In: Revin, Fumay und Fépin sowie in Awans und Loncin. (= Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte. 65). 1987
Althoff, Gerd: Die Beziehungen zwischen Fulda und Prüm im 11. Jahrhundert. In: Karl Schmid (Hg.): Die Klostergemeinschaft von Fulda im frühen Mittelalter 2.2. (= Münstersche Mittelalter-Schriften 8) München 1978, S. 888-930.
Quelle: uni-protokolle.de; wikipedia.org; redakt. Bearb. S.G.