Konken
0.1.Allgemeine Angaben
Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Kusel
Einwohner (2005): 867
Einwohner (2007): 762
Einwohner (2008): 814
Einwohner (2010): 756
Gemarkung: 704 ha, davon 10 ha Wald
Weitere Wohnstätten: Rundwieserhof, Gewerbegebiet Erlenhöhe
0.2.Lage
Das Dorf Konken liegt mit seinem älteren Ortsteil in rund 330 Metern Höhe über NN in einer weiten muschelförmigen Talmulde, die sich nach Osten hin öffnet und von dem Konker Bach durchflossen wird. Nach Norden hin steigt das in neuerer Zeit besiedelte Gelände verhältnismäßig steil an bis auf eine Höhe von ca. 350 Metern. Die weiteren Erhebungen innerhalb der Gemarkung südlich der Ortslage erreichen teilweise mehr als 400 Meter über NN (Rundwieshübel 404 m, Harzhöhe 412 m, Konker Warte 414 Meter). Im Norden der Ortslage verläuft die Autobahn A 62 mit dem Anschluss Kusel, der zum Teil innerhalb der Gemarkung des Ortes liegt. Die größeren Waldgebiete erstrecken sich im Osten der Gemarkung und im äußersten Westen. Die Gemarkung grenzt an im Osten an die Gemarkungen von Schellweiler und Hüffler, im Süden an die Gemarkung von Herschweiler-Pettersheim, im Südwesten und Westen an die Gemarkung von Langenbach, im Norden an die Gemarkungen von Albessen und Ehweiler.
0.3.Siedlung und Wohnung
Ursprünglich bestand Konken aus einem lang gezogenen Straßendorf entlang der Durchgangsstraße, die heute als B 420 bezeichnet wird. Besiedelte Abzweigungen entstanden jedoch schon im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert. Nach Norden hin handelte es sich dabei um die Kirchstraße, an deren Beginn die Kirche mit dem mittelalterlichen Turm steht, um die Friedhofsstraße, an deren oberem Ende der Friedhof liegt, um die Hohlstraße am damals westlichen Ortsende. Ebenso entstanden an der Wahnweger-Straße und an der Straße Im Eck schon im frühen 19. Jahrhundert neue Wohnbereiche. Alle diese Wohngebiete erweiterten sich schon im Verlauf des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden Neubaugebiete vor allem im nördlichen Ortsbereich. Der alte Siedlungsbereich wird noch geprägt durch einige der typischen Einfirsthäuser des Westrichs, die in der Regel traufseitig zur Straße hin stehen. Ein altes Schulhaus, in dem bis 1965 unterrichtet wurde, steht an der Durchgangsstraße. Es diente zwischenzeitlich als Sparkasse und Poststelle, wird heute von einem Zeitungsvertrieb genutzt. Ein neues Schulhaus, eingeweiht 1965, steht am nördlichen Ortsrand. Noch weiter im Nordosten liegt das Sportgelände. Außerhalb der geschlossenen Ortslage besteht das Industriegebiet Erlenhöhe nahe der Autobahnanschlussstelle Kusel. Der Rundwieserhof liegt am Nordabhang des Rundwieshübels am Langenbacher Weg, die Hasenmühle nur wenig außerhalb der geschlossenen Bebauung am Konker Bach dicht vor der Autobahn. Über untergegangene Dörfer (Wüstungen) innerhalb der Gemarkung von Konken liegen keine Nachrichten vor.
0.4.Name
Mit großer Wahrscheinlichkeit ist der Name keltischen Ursprungs, bezog sich aber offensichtlich nicht auf eine vorgermanische Siedlung. Immerhin erscheint er schon als "Conchis" im Polyptique, einem Steuerbuch, in dem um die Mitte des 9. Jahrhunderts die Abgaben an das Kloster Reims aufgeführt sind, als "Chonchis" auch in einer Urkunde von 1124. Später erkennen wir u. a. folgende Formen: Concham (1152), Concka (1270), Kuncke (1298), Conken (1304), Kuncha (1328), Kuncken (1377), Konken 1824. Ursprünglich bedeutete das Wort "Muschel", wohl als ein Bezug zu der Lage in einer weit gedehnten Mulde. (lat. concha, frz. conche; Vgl. Dolch Greule 1991 S. 266/267)
0.5.Wappen
In einem fast quadratischen, schwarzen Feld erscheint ein goldener Löwe mit roter Zunge, mit roten Krallen und mit roter Krone, im Halbrund darunter auf silbernem Grund eine blaue Muschel, in deren Mitte eine rote Flamme auflodert. Der Löwe geht als bayerischer Löwe auf ein früheres Ortswappen zurück, die Muschel gilt als Hinweis auf den Ortsnamen. Das Wappen wurde 1986 durch die Bezirksregierung von Rheinhessen-Pfalz genehmigt.
0.6.Abriss der Ortsgeschichte
0.6.1.Frühgeschichte
Funde belegen, dass sich in vorgeschichtlicher Zeit Menschen in der Umgebung des Ortes aufhielten. In den Gemarkungen fast aller Nachbarorte finden wir zumeist unversehrte Gräber aus vorgeschichtlicher Zeit, in Konken selbst werden Gräber im Bereich Hohe Warte vermutet. Reichhaltiger erweisen sich in Konken selbst die Funde aus gallo-römischer Zeit. Bei Bauarbeiten stieß man 1966 auf die Reste einer villa rustica, deren Fundamente frei gelegt wurden. Dabei traten auch Fundstücke zu Tage, Münzen und Keramik, ein Sigillata-Teller mit der Stempelinschrift "VERECUNDUS". Diese Funde wurden zum Teil dem Museum in Speyer übergeben, zum Teil kamen sie in privaten Besitz. (Vgl. Bernhard 1983 S. 74-77)
0.6.2.Mittelalter
Konken zählt zweifellos zu den ältesten Orten des so genannten Remigiuslandes. Wir lesen im Polyptique aus dem 9. Jahrhundert, dem oben erwähnten Güter- und Steuerverzeichnis des Klosters Saint Remi in Reims: "Census de Conchis. Uno anno XX solidos et VIIII denarios et obulum. In festo Sancti Martini iiii liberas et iii solidos; de sartis iii solidos. Medio martio v solidos de capitalicio. Ad natale Domini x solidos; de oblationibus pullos xxv; cum unoquoque x ova ... de mappagiis xxv modios et dimidium de avena, de siligine xii modios et dimidium." (Guerard 1853 S.108 / Einnahmen aus Konken: in einem Jahr 20 Solido und VIII Denario und eine kleine Spende. Am Fest des Heiligen Martin vier Pfund und drei Solido; von den Arbeitern drei Solido, Mitte März fünf Solido an Kapital. Am Geburtstag des Herrn 10 Solido; an Hühnern 25; zugleich auch 10 Eier, ... ferner 25 Scheffel Hafer, an Hülsefrüchten 12 1/2 Scheffel.) Vergleichen wir die angegebenen Werte mit denen der anderen im Polyptique aufgeführten 18 Orte des Remigiuslandes, so stellen wir fest, dass Konken damals zu den reichsten Orten des gesamten Gebietes zählte. Die vorgermanische Herkunft des Namens könnte uns zu der Annahme verleiten, dass für Konken eine Siedlungskontinuität von der gallo-römischen Zeit her bestanden hat. Doch kann der Name dafür keinen Beweis liefern. Theoretisch könnte es sich um eine Siedlung aus gallo-römischen Zeit handeln, doch wahrscheinlich eher um eine Siedlung aus fränkischer Zeit, die an Gewässern mit erhalten gebliebenen vorgermanischen Namen entstanden ist. Nach dieser Anschauung wäre Konken als germanische Siedlung in dem muschelförmigen Tal entstanden, dessen vorgermanischer Name noch bekannt war. Wie es auch sei, der Ort zählt sicher zu den ältesten Siedlungen in der Landschaft rings um Kusel. Er war das ganze Mittelalter hindurch als Sitz eines Unteramtes und als Mittelpunkt eines Kirchspiels stets ein Ort von hervorgehobener Bedeutung. Im Jahr 1112 begründete Graf Gerlach I., ein Nachkomme der Grafen aus dem Nahegau, die neue Grafschaft Veldenz und übte zugleich die Schutzvogtei über das Remigiusland aus. 1124 bestätigte Erzbischof Adalbert I. von Mainz dem Abt Odo des Klosters Saint Remi in Reims die Kirche von Kusel mit den drei Filialkirchen Konken, Altenglan und Pfeffelbach. 1270 begründete Heinrich von Geroldseck die Jüngere Linie Veldenz. In einer Urkunde von 1326 verpflichtete Graf Georg von Veldenz das "Amt Konken", dem Ritter Harnisch von Bitsch eine jährliche Gült von 100 Hellern zu zahlen. Dass das Amt „Concken“ dem Ritter Johann von Randeck, einem Burgmann des Grafen Heinrich II. von Veldenz eine Gült von 15 Pfund Hellern bezahlen musste, erfahren wir aus einer Urkunde von 1339. Damals war die junge Ehefrau Agnes des Grafen mit dem Amt Konken bewidmet. Alle fünf Schultheißen (Vorsteher eines Unteramtes) des Remigiuslandes erscheinen in einer Urkunde der Grafen Heinrich III. und Friedrich II. von Veldenz, darunter der Schultheiß "Clays in Concken" aus dem Jahr 1385. 1444 starb die Jüngere Linie Veldenz im Mannesstamm aus, Tochter Anna des Grafen Friedrich III. von Veldenz heiratete den Pfalzgrafen Stephan, einen Sohn des Königs Ruprecht. Stephan begründete mit Eigenbesitz und mit der Grafschaft Veldenz die neue Pfalzgrafschaft Zweibrücken, die später allgemein als Herzogtum Zweibrücken bezeichnet wurde.
0.6.3.Neuzeit
Das Dorf teilte nun die Geschichte der Pfalzgrafschaft Zweibrücken bis zu deren Ende zur Zeit der Französischen Revolution. Aus dem Jahr 1556 blieb ein Weistum des Dorfes erhalten, das im Wesentlichen die Höhe der zu zahlenden Steuern enthält. (Vgl. Zenglein 1999) Wie alle Dörfer der Region um Kusel hatte auch Konken unter den Auswirkungen der Pest und des Dreißigjährigen Krieges schwer zu leiden. Immerhin zählte der Ort im Jahr 1609 nach dem Kirchenorganisationsprotokoll des Oberamtes Lichtenberg 127 Einwohner, die alle namentlich bekannt sind. Alle Dörfer der Umgebung zählten zu diesem Zeitpunkt in der Regel weit weniger als hundert Einwohner. Die Bedeutung des Dorfes erwies sich jetzt wieder durch die ständigen Abgaben, die eindeutig höher lagen als die der Nachbardörfer. (Vgl. Krüger 1982, 1983, 1984, 1985 und 1986) Doch während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Dorf von allen Einwohnern verlassen. Die meisten wurden wohl getötet, vor allem während der Massaker durch die kroatischen Truppen der kaiserlichen Armee im Jahr 1635. Nach dem Krieg erfolgte eine Neubesiedlung durch Zuwanderer vornehmlich aus der Schweiz und aus Tirol. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts führten die Plünderungen durch die französischen Truppen Ludwigs XIV. zu erneuten Rückschlägen. Von da an setzte eine beständige Expansion mit starkem Bevölkerungswachstum ein, und schon im 18. Jahrhundert verließen Bewohner den Ort als Auswanderer in die Fremde.
0.6.4.Neueste Zeit
In der Zeit der Zugehörigkeit zu Frankreich in den Jahren von 1801 bis 1814 bildete das Dorf im Departement Saar, im Arrondissement Birkenfeld und im Canton Kusel den Mittelpunkt einer Mairie. In der folgenden bayerischen Epoche ab 1818 wurde es Sitz einer Bürgermeisterei innerhalb des Baierischen Rheinkreises und im Landkommissariat (später Bezirksamt, dann Landkreis) Kusel, zugleich im Kanton Kusel. Die Kantone hatten später nur noch geringe Bedeutung. Infolge der Verwaltungs- und Regionalreform von 1968 wurde die Bürgermeisterei Konken zum 1. Januar 1972 aufgelöst. Innerhalb der Verbandsgemeinde Kusel bildet Konken seitdem eine eigene Ortsgemeinde.
0.7.Wahlergebnisse in Prozent, Bundestag Zweitstimmen
Reichstag | ||||||||
SPD | KPD | DVP | NSDAP | Bauern | ||||
1924 (Mai) | 22,0 | 21,0 | 52,8 | --- | --- | |||
1928 (Mai) | 8,6 | 32,4 | 13,0 | 2,0 | 42,2* | |||
1930 (Sept.) | 13,1 | 9,0 | 70,0 | --- | 21,3** | |||
*CNBL+DBP | ||||||||
** Landvolk | ||||||||
(Quelle der Daten bis 1930: Klein/Schäfer) | ||||||||
Landtag | ||||||||
SPD | CDU | FDP | Grüne | Linke | Rep. | FW | Sonst. | |
2001 | 60,0 | 17,8 | 3,6 | 4,7 | --- | 5,4 | 6,8 | 1,7 |
2006 | 53,3 | 18,2 | 3,4 | 3,4 | 5,3 | 3,4 | --- | 13.0 |
2011 | 49,6 | 19,0 | 4,2 | 8,5 | 9,2 | 1,5 | 4,0 | 3,9 |
Bundestag | ||||||||
SPD | CDU | FDP | Grüne | Linke | Sonst. | |||
2002 | 57,6 | 23,6 | 6,6 | 5,2 | --- | 13,9 | ||
2005 | 48,2 | 18,2 | 6,2 | 5,8 | 17,6 | 5,6 | ||
2009 | 35,1 | 18,2 | 12,9 | 5,6 | 22,3 | 5,9 | ||
2013 | 39,9 | 26,5 | 2,6 | 4,2 | 15,0 | 11,8 |
0.8.Zeittafel
Vorgeschichte | Vermutete Grabhügel an der Hohen Warte |
Römerzeit | villa rustica |
6. Jhd. | Entstehung des Remigiuslandes, möglicherweise bestand schon eine Siedlung Konken |
8. Jhd. | Konken erscheint als "Conchis" im Polyptique des Klosters Saint Remi in Reims |
1112 | Das Remigiusland wird als Vogtei an die Grafen von Veldenz übergeben |
1124 | Erste exakte Jahreszahl zur Existenz des Ortes |
1537 | Einführung der Reformation nach Luther |
1556 | Weistum des Dorfes Konken |
1609 | Konker Protokolle mit Einwohnerzahlen und Familiennamen des Oberamtes Lichtenberg |
1588 | Übertritt der Bewohner zum Kalvinismus |
1801-1814 | Konken Sitz einer Mairie im Département Saar, Arrondissement Birkenfeld und Kanton Kusel |
1817 | Konken Sitz einer Bürgermeisterei im Landkommissariat Kusel des Königreichs Bayern |
1972 | Konken Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Kusel |
0.9.Religiöse Verhältnisse
Im Remigiusland unterstand Konken der Herrschaft des Bistums Reims bzw. des Klosters Saint Remi in Reims, gehörte dennoch im Sinne der Kirchenorganisation zum Erzbistum Mainz. Dabei bildete der Ort den Mittelpunkt eines Kirchspiels. Es gibt keinerlei Nachrichten darüber, wann zuerst in Konken ein Kirchengebäude entstanden ist, möglicherweise schon im frühen Mittelalter. Wenn die Entstehung der heutigen Kirche auf das Jahr 1124 zurück geht, so muss zuvor eine ältere Kirche bestanden haben. Patron der Kirche vor der Reformationszeit war Sankt Veith. Das mittelalterliche Kirchenschiff wurde 1771 durch eine geräumige Saalkirche ersetzt, der alte Turm blieb erhalten, erfuhr aber in der Folgezeit ebenfalls wesentliche Veränderungen. Zu dem Kirchspiel gehörten außer Konken die Dörfer Albessen, Herchweiler, Herschweiler, Krottelbach (links des Baches), Langenbach, Unter-Selchenbach und Pettersheim. Dabei sind zeitweilige Änderungen zu berücksichtigen, doch allgemein galt diese Ordnung. Nach der Einführung der Reformation, die für alle Bewohner verbindlich wurde, gehörte für lange Zeit auch das bis dahin selbstständige Kirchspiel Quirnbach mit den Gemeinden Frutzweiler, Liebsthal, Rehweiler, Sangerhof und Trahweiler zu Konken. Aus dem Jahr 1539 blieb ein Kirchenweistum der Konkener Kirche erhalten. Nach dem Grundsatz "cuius regio eius religio" traten ab 1523 alle Bewohner zunächst zum lutherischen Glauben über, 1588 auf Anordnung des Pfalzgrafen Johannes I. zum Kalvinismus. In den Zeiten der Entvölkerung durch den Dreißigjährigen Krieg und durch die Kriege Ludwigs XIV. gehörte auch die Pfarrei von Niederkirchen im Ostertal zur Kirche von Konken, erhielt aber 1710 wieder ihre Selbstständigkeit. Während des raschen Anwachsens der Bevölkerung im 18. und 19. Jahrhundert erlangte auch Quirnbach mit allen Orten des betreffenden Kirchspiels wieder die Selbständigkeit. Wenn auch nach dem 30-jährigen Krieg die anderen Konfessionen wieder erlaubt waren, so blieben die Bewohner bis hin zur Vereinigung der Lutheraner und Reformierten in der Pfälzischen Union von 1818 durchweg reformiert, römisch-katholische Christen ließen sich vereinzelt erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts nieder. Auch heute ist Konken Mittelpunkt einer größeren evangelischen Kirchengemeinde innerhalb des Dekanats Kusel, während die Katholiken zur katholischen Kirchengemeinde und zum katholischen Dekanat Kusel gehören.
Da früher im Dorf viele Juden lebten, gewann auch der israelitische Glaube an Bedeutung. In der Pfalzgrafschaft Zweibrücken standen die Juden vor dem 30-jährigen Krieg unter strenger Beaufsichtigung, sie durften "... einem Bürger oder Untertan weder auf Pfand, Kleinode oder Kleider, noch auf fahrende oder liegende Habe, ohne der Obrigkeit Vorwissen Genehmhaltung etwas wucherisch leihen". (Vgl. Lehmann 1867 S. 315) Es stand ihnen nicht einmal das Recht zu, sich vor einem Gericht zu verantworten. Unter diesen Umständen ließen sich zunächst nur wenige Juden im Fürstentum nieder, was nicht bedeutet, dass sie nicht trotz fortbestehender Repressalien vom ausgehenden 17. Jahrhundert an doch in größerer Zahl zuwanderten und sich vornehmlich in größeren Dörfern und in den kleineren Städten als Handelsleute niederließen. Viele von ihnen lebten am Existenzminimum, einige wenige kamen durch Handel zu größerem Vermögen, ganz wenige machten auch Karriere als Beamte. Mit knapp 10% Juden im Jahr 1825 galt Konken - innerhalb des früheren Oberamtes Lichtenberg - als ein Ort mit besonders hohem jüdischem Anteil in der Bevölkerung. (Odenbach 8 %, Steinbach im ehemaligen Fürstentum von der Leyen 29 %). Es ist festzustellen, dass im frühen 19. Jahrhundert eine starke Zuwanderung an Juden bestand. 1835 wurden in Konken 85 Juden gezählt, das waren fast 15 % der damaligen Einwohner. Zu dieser größeren Judengemeinde, die auch Juden außerhalb des Ortes umfasste, gehörte ein Judenschultheiß. Es gab eine Synagoge in Konken, die wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Zahl der jüdischen Bewohner rückläufig. 1919 lebten noch 24 Juden in Konken, 1933 nur noch 14. Von den wenigen verbliebenen Juden wanderten die meisten nach 1933 aus. Die letzten jüdischen Bewohner wurden 1940 durch die Nationalsozialisten in das Lager Gurs in Südfrankreich deportiert. (Vgl. Häßel 1999 S. 148 ff.)
0.10.Bewohner
Konken galt ursprünglich als reines Bauerndorf, der Anteil an Arbeitern stieg im späten 18. Jahrhundert beständig an und überwog in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Aufgeteilt nach Konfessionen stellen bis heute die evangelischen Christen eine überwiegende Mehrheit dar, wobei sich in dem Ort schon früh auch eine beachtliche jüdische Gemeinde niedergelassen hatte. Vergleichsweise lebt auch heute noch ein größerer Anteil der Bevölkerung von der Landwirtschaft, doch insgesamt gehören die Bewohner des Ortes den unterschiedlichsten Berufen an, und viele müssen außerhalb des Ortes dem Broterwerb nachgehen. Zwischen 1825 bis 1961 verdoppelten sich die Einwohnerzahlen, wobei die Entwicklungskurve in der Zeit des 20. Jahrhunderts signifikant abflachte.
0.11.Bevölkerungszahlen (nach Alter, Pfalzatlas, Textband I)
1609 | 1825 | 1835 | 1871 | 1905 | 1939 | 1961 | 2000 | 2003 | 2007 | |
gesamt | 127 | 397 | 552 | 668 | 734 | 738 | 800 | 900 | 86 | 762 |
katholisch | --- | 14 | ||||||||
evangelisch | 397 | 773 | ||||||||
israelitisch | 47 | --- | ||||||||
andere | --- | 13 |
0.12.Schule , Kultur, Vereinswesen
0.12.1.Schule
In Konken als dem Mittelpunkt eines großen Kirchspiels entstand bereits im 16. Jahrhundert eine Schule. In ihr unterrichtete der Pfarrer persönlich. 1575 sollte der Glöckner den Unterricht übernehmen, was daran scheiterte, dass dem Glöckner lediglich sechs Gulden pro Jahr zusätzlich zu dem Glockendienst gezahlt werden sollten. Möglicherweise wurde der Unterricht im Laufe der Zeit eingestellt, denn bis zum Jahr 1685 wurde keine Schule mehr erwähnt. Von da an sind die Namen der Schulmeister bekannt. Auch die Schüler der Nachbardörfer hatten zu dieser Zeit Gelegenheit, den Unterricht in Konken zu besuchen, bis im Verlauf des 18. Jahrhunderts in den Dörfern des Kirchspiels wenigstens Winterschulen eingerichtet wurden. 1740 beschloss die Gemeinde, das damals baufällige Schulhaus zu erneuern, die Arbeiten nahmen mehrere Jahre in Anspruch. Im Rahmen der allgemeinen Schulerneuerung zur bayerischen Zeit entstand das Schulhaus von 1822/23 mit zwei Klassenräumen und einer Dienstwohnung. In diesem Haus unterrichteten durchweg protestantische Lehrer bis zum Jahr 1965. Ein Gebäude als zweite Lehrerdienstwohnung entstand 1928, in dem nach dem Zweiten Weltkrieg die Diensträume der Gemeindeverwaltung untergebracht waren. Ein großzügig konzipiertes neues Schulhaus entstand 1965 im nördlichen Bereich des Ortes, in dem aber nur noch bis zum Jahr 1972 alle Schüler aus Konken unterrichtet wurden, da durch die nun einsetzende allgemeine Zentralisierung des Schulsystems die Hauptschüler den Unterricht zunächst in Herschweiler-Pettersheim, später auf dem Roßberg in Kusel besuchten. Im Schulhaus Konken werden heute die Grundschüler aus Konken selbst und aus den Nachbardörfern Albessen, Ehweiler, Herchweiler und Selchenbach unterrichtet. Weiter führende Schulen und die zuständigen Förderschulen bestehen in Kusel. (Vgl. Kramer 1915 S. 421 ff. und Häßel 1999 S. 175-209)
0.12.2.Kultur und Brauchtum
Die Kirchweih feiert der Ort vier Tage lang am letzten Wochenende im August. Straußbuben schmücken einen Strauß, den sie durch das Dorf tragen, um anschließend eine Straußrede zu halten. Noch im Gebrauch ist der Wanderstag (27. Dezember), an dem die jungen Burschen umherziehen, wobei ihnen von der Bevölkerung Schnaps angeboten wird. Weiteres altes Brauchtum gerät heute zunehmend in Vergessenheit. Seltener gehen die Kinder am Neujahrstag mit einem Spielgewehr von Haus zu Haus, "schießen" das neue Jahr an. Dabei erhielten sie früher eine große Brezel, heute erhalten sie zumeist Geld. Auch am Dreikönigstag, an der Fastnacht und an Pfingsten (Pfingstquack) erheischen die Kinder kleine Gaben. Auf weiteres altes Brauchtum geht Rudi Häßel in seiner "Chronik der Gemeinde Konken" ein. (Häßel 1999 S. 233 ff.)
0.12.3.Vereine
Zur Zeit bestehen vor Ort die folgenden Vereine: Arbeiterwohlfahrt, Rot-weiße Teufel Konken (FCK-Fanclub), Freiwillige Feuerwehr, Gesangverein "Harmonie", Protestantischer Kirchengesangverein, Landfrauenverein, Musikverein 1960 (Westricher Musikanten), Obst- und Gartenbauverein, Skatclub 18-20.SPD-Ortsverein, Sportverein 1920, VdK (Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten- und Sozialrentner Deutschlands).
0.13.Gesundheits- und Sozialwesen
Ein Allgemeinarzt hat sich in Konken niedergelassen, Zahnärzte und Spezialärzte werden hauptsächlich in Kusel aufgesucht. Weitere Institutionen des Gesundheits- und Sozialwesens bestehen ebenfalls in Kusel. Nächste Krankenhäuser sind die Westpfalzkliniken in Kusel und in Kaiserslautern sowie die Universitätsklinik in Homburg.
0.13.1.Wirtschaft und Verkehr
Die Landwirtschaft bestimmte in früherer Zeit hauptsächlich das wirtschaftliche Geschehen des Ortes. Doch auch hier vollzog sich eine Entwicklung wie in fast allen Dörfern der Umgebung von Kusel. Während des ganzen 20. Jahrhunderts hindurch ging die Anzahl der landwirtschaftlichen Betrieb beständig zurück. Die fortbestehenden Betriebe vergrößerten sich, kleinere Betriebe wurden zunächst im Nebenerwerb fortgeführt, verschwanden aber ebenfalls nach und nach im Zuge der Stilllegungen. So blieben nur wenige große Betriebe erhalten, die sich teilweise auf bestimmte Produktionsweise konzentrierten. (Schweinezucht, Rinderzucht etc.) Auch das Handwerks- und Geschäftswesen, das sich vor dem Zweiten Weltkrieg noch gut entwickelt hatte, musste in neuerer Zeit starke Rückschläge hinnehmen. (Häßel 1999 S. 169: Tabelle zur Anzahl der Gewerbebetriebe; 1964 - 26, 1970 - 23, 1986 - 16, 1995-16) Dabei ist zu beachten, dass vor allem die alt hergebrachten Handwerksbetriebe nach und nach verschwanden, während einige moderne Betriebsarten hinzukamen. Besonders zu erwähnen ist das "Haus der kulinarischen Landstraße". Als Glücksfall für Konken erweist sich die Erschließung des Gewerbegebietes Erlenhöhe dicht beim Autobahnanschluss. Hier ließen sich u. a. ein Betrieb der Müllentsorgung nieder, eine Großmetzgerei, ein Autovertrieb. Dadurch können auch einheimische Erwerbstätige vor Ort beschäftigt werden. So erkennen wir, dass sich im Verlauf der Jahrzehnte nicht nur die Zahl der Auspendler erhöhte, sondern auch die Zahl der Einpendler. (Vgl. Häßel 1999 S. 168/169).
Der Ort liegt an der Autobahn (A 62 Landstuhl-Trier) nahe der Abfahrt Kusel und an der Bundesstraße B 240 (Oppenheim-Neunkirchen). Von der Bundesstraße zweigen innerhalb der Ortslage eine Landesstraße (L 350 Konken-Brücken) und zwei Kreisstraßen ab (K 15 Konken - Albessen und K16 Konken - Ehweiler). Diese günstige Verkehrslage verheißt eine gute wirtschaftliche Weiterentwicklung.
0.14.Persönlichkeiten
Forsch, Christian (* 1869 Burg Lichtenberg † 1944 Etschberg)
Nagelschmied bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, schrieb neben seiner handwerklichen Arbeit viele Gedichte, veröffentlicht in zwei Büchlein unter dem Titel "Ernste und heitere Stunden". Er war verheiratet mit Karoline Weiermüller aus Konken, lebte mit seiner Familie lange Zeit in Konken und richtete hier auch ein Geschäft ein. Die letzte Zeit seines Lebens verbrachte Forsch in Etschberg.
Hahn, Ferdinand (* 1926 Kaiserslautern)
Theologe, erste Pfarrstelle in Konken 1955/56. Professor an den Universitäten Heidelberg, Kiel, Mainz und München. Herausgeber, Mitherausgeber und Verfasser vieler bedeutender theologisch-wissenschaftlicher Werke.
Heintz, Philipp Casimir (*1777 Konken †1835 München)
Evangelischer Theologe, Pfarrer und Studienprofessor für Religionsunterricht, Stadtpfarrer in München, Geschichtsforscher mit Spezialgebiet Herzogtum Zweibrücken, Ritter des königlich-schwedischen Vasaordens, Verfasser einer Reihe regionalgeschichtlicher Bücher.
0.15.Nachweise
Verfasser: Ernst Schworm
Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm
Literatur:
- Bantelmann, Niels: Die Urgeschichte des Kreises Kusel, Speyer 1972, S. 43-44.
- Benner, Doris: Sportverein Konken 1920, Festschrift zum 80-jährigen Bestehen, Konken 2000. [Labi K 57 370]
- Bernhard, Helmut: Fundberichte aus der Pfalz, Frühgeschichte/Römische Zeit, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz Band 81, Speyer 1983.
- Dick, Rainer: 200 Jahre Haus Gerlach in Konken, in: Westrichkalender Kusel 1988, S. 104-107.
- Guérard, M. B.: Polyptique de L'abbaye de Saint Remi de Reims, Paris 1853.
- Häßel, Rudi: Chronik der Gemeinde Konken, Konken 1999.
- Häßel, Rudi: Kirchenvisitationsprotokoll des Oberamtes Lichtenberg auch Visitationsprotokoll von Konken genannt, Bonn 1993. [Labi 14 1133]
- Klein, Wilfried und Schäfer, Hermann: Die politische Radikalisierung im Bezirk Kusel während der Jahre 1924 und 1933, in: Westricher Heimatblätter Jg.11 Kusel 1980, S. 41-99. (Auszüge aus zwei Manuskripten von 1979.)
- Kleinschmidt, Fritz: Die mittelalterliche Kirche St. Veith in Konken, in: Westrichkalender Kusel 1972, S. 73-75.
- Kramer, Karl: Geschichte des Volksschulwesens im früheren Herzogtume Zweibrücken, Band I Kaiserslautern 1911, Band II Kaiserslautern 1915.
- Krüger, Franz: Burg Lichtenberg als Sitz der Steuerverwaltung (1443-1486), in: Westricher Heimatblätter Jg.13 Kusel 1982, S. 142-156.
- Krüger, Franz: Ein Steuerverzeichnis des Oberamtes Lichtenberg von 1480 in: Westricher Heimatblätter Jg. 14 Kusel 1983, S. 157- 164.
- Krüger, Franz: Rechnung des Kellers des Oberamts Lichtenberg von 1446/1447, in: Westricher Heimatblätter Jg.15 Kusel 1984, S. 130-240.
- Krüger, Franz: Aus alten Rechnungen des Oberamtes Lichtenberg (Findlinge), in: Westricher Heimatblätter Jg.16 Kusel 1985, S.158-160.
- Krüger, Franz: Die Einnahmen des Klosters Sankt Remigiusberg 1460, in: Westricher Heimatblätter Jg.17 Kusel 1986, S. 169-177.
- Paul, Roland und Körbel, Jochen: Dorfjubiläen in Konken und Liebsthal, in: Die Rheinpfalz, Westricher Rundschau, 29. 5. 1999.
- Schultheiß, Karlheinz: Merian 1820: „Grünstein und Kohlesandt bei Kunken“, ein bemerkenswertes Datum der Ortsgemeinde von Konken, in: Westrichkalender Kusel 2000, S. 171-173.
- Seyler, Karin: Raumbezogenheit und Raumwirksamkeit sozialer Strukturen und Prozesse (bezogen auf Konken), in: Westricher Heimatblätter Jg.7 Kusel 1976, S. 127-141.
- Simon, Robert: Das alte und das neue Schulhaus in Konken, in: Westrichkalender Kusel 1973, S. 96.
- Stoll, Berthold: Rechtsverhältnisse in der Schultheißerei Konken im Jahr 1784, in: Westrichkalender Kusel 1977, S. 135-142.
- Stricker, Otto: Erbauung der Kirche zu Konken, in: Heimat-Blätter für den Bezirk Kusel Jahrgang 13 (Nr. 3) Kusel 1932, S. 17-28.
- Vogelsgesang, Hugo: Namen von Schweizern in den Kirchenbüchern der Pfarrei Konken, in: Heimatblatt des Remigiuslandes, in den Heften von 1924 und 1925.
- Zenglein, Dieter: Konker Kirchenweistum, in: Häßel 1999, S. 64-67.
- Zenglein, Dieter: Konker Dorfweistum, in: Häßel 1999, S. 100-102.
- Zenglein, Dieter: Konken - Dorf im Herzen des Remigiuslandes, Festrede zum Jubiläum, in: Westrichkalender Kusel 2000, S. 129-143.