Geschichte von Schwabenheim a.d. Selz
Das Selztal war schon früh besiedelt. Archäologische Funde lassen sich auf eine Zeit um das Jahr 600 v. Chr. datieren. Schwabenheim geht wie die meisten rheinhessischen Orte auf eine fränkische Siedlung zurück. Der Ort wird erstmals im Jahre 766 in den Güterverzeichnissen des Klosters Lorsch genannt und war ursprünglich Reichsbesitz. Diese Zugehörigkeit zu Reich und Kaiser kommt heute mit dem doppelköpfigen Reichsadler im Schwabenheimer Wappen zum Ausdruck. Neben dem Herrscher waren aber auch noch andere Herren und Korporationen im Ort begütert. So bestätigte Kaiser Otto I. im Jahr 962 die Rechte und Besitzungen der Abtei St. Maximin bei Trier in verschiedenen Orten der Umgebung, darunter auch in Schwabenheim (Suaveheim). Der Ort geriet mehrfach in Pfandbesitz anderer Herren, darunter das Erzstift Mainz, die Stadt Mainz und schließlich ab 1375 die Kurfürsten von der Pfalz.
Als Schwabenheim im Jahr 1443 förmlich zum Reichsdorf erklärt wurde, bedeutete dies viel für die Einwohnerschaft: keine Leibeigenschaft und Frondienste für andere Herren mehr, freie Jagd und Fischerei.
Französische Revolutionstruppen besetzten 1792 erstmals Schwabenheim. Als sie 1796 zum zweiten Mal kamen, steckten sie den Ort in Brand. Schwabenheim stand bis 1815 unter französischer Verwaltung. In dieser Zeit hielt mit der Eröffnung einer Zuckerfabrik die Industrialisierung . Doch die Zuckerfabrik, wie auch die 1880 gegründete Essigfabrik, eine Glas, sowie eine Gummi- und Celluloidfabrik, mussten später ihren Betrieb wieder einstellen.
Seit ältesten Zeiten wird in Schwabenheim Weinbau betrieben. Noch heute werden ca. 170 ha Weinberge in den Lagen "Klostergarten", "Schloßberg" und "Sonnenberg" bewirtschaftet.
Mit 2.650 Einwohnern ist Schwabenheim die größte Einzelgemeinde in der Verbandsgemeinde. Sie definiert sich als Zentrum des Selztals. Durch die zahlreichen Gewerbebetriebe und die gute Infrastruktur hat sich Schwabenheim zu einer modernen Wohngemeinde mit urbanem Charakter entwickelt. Zu erkennen sind aber auch noch dörfliche Züge. Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts ist Schwabenheim aufgrund der vorzüglichen Infrastruktur anerkannte Dorferneuerungs- und Fremdenverkehrsgemeinde.
Das Ortsbild prägt vor allem der zentrale Kern rund um den Marktplatz, der der größte im ganzen Rheinhessen ist. Er wird umgeben von historischen Gebäuden aus dem 18. Jahrhundert, wie etwa dem 1742 erbauten Rathaus. Der Marktbrunnen, auf dessen Spitze das Wahrzeichen "Paulchen" thront, und die evangelische Kirche runden das Gesamtbild ab. Das älteste Gebäude befindet sich aber nicht im historischen Ortskern. Es handelt sich um die katholische St. Bartholomäuskirche, die im 10. Jahrhundert erbaut wurde. Ihr karolingischer Tursturz stammt aus dem 11. Jahrhundert. Gleich nebenan steht mit der ehemaligen Propstei aus dem 10. Jahrhundert eine weitere Sehenswürdigkeit.
Schwabenheim hat drei Partnergemeinden. Bereits seit 1966 besteht eine Verbindung mit der französischen Weinbaugemeinde Chambolle-Musigny in Burgund. Nach der Wende im Jahr 1991 nahm die Gemeinde Kontakt mit dem thüringischen Schmerbach auf. Noch ganz frisch ist die Verschwisterung mit Minerbe in der Provinz Verona/Italien.
Der Name Schwabenheim
In der über 1200-jährigen Geschichte hat sich der Name der Gemeinde mehrfach geändert. So hieß das ursprünglich fränkische Dorf in der bis jetzt bekannten ersten urkundlichen Erwähnung vom 5. April 766 im Lorscher Codex Suaboheim, was soviel bedeutet wie "Heim oder Siedlung des Suabo". Suabheim, Suaveheim, Surswabeheim, Suher-Schwabheim, Sauer Schwobenum sind nur einige Varianten der verschiedenen belegten Ortsnamen bevor 1747 der Ort den Namen Sauberschwabenheim erhielt, und ab 1797 von Amts wegen Sauerschwabenheim hieß. Der Zusatz "sauer" bezieht sich auf den gleichnamigen Bach der heute durch das 12 Hektar große Landschaftsschutzgebiet "Pfauengrund" fließt und diente zur besseren Unterscheidung von der Gemeinde Pfaffen-Schwabenheim bei Bad Kreuznach.
Im Jahr 1885 beantragte der Gemeinderat bei der hessischen Regierung in Darmstadt die Vorsilbe Sauer wieder in Sauber umwandeln zu dürfen. Dies wurde glücklicherweise nicht genehmigt. Denn wie der zum Spott verleitende Name Sauerschwabenheim, wobei man die Vorsilbe hämisch mit dem Schwabenheimer Wein in Verbindung brachte, hätte auch der neue Name die nachbarlichen Spötter nicht zum Schweigen bringen können. Und so kam es am 26. April 1905 zu dem Ereignis, dessen man in Schwabenheim mit Freude gedenkt: Schwabenheim durfte mit Genehmigung des Großherzoglichen Ministeriums des Inneren den Namen "Schwabenheim a. S." (an der Selz) führen. Diese Namensänderung war auch im besonderen Interesse der im gleichen Jahr fertiggestellten Selztalbahn und der damit verbundenen Namensgebung des Schwabenheimer Bahnhofs sowie der im gleichen Jahr gegründeten Winzergenossenschaft zu sehen.
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff, Sarah Traub
Verwendete Literatur:
- Karl Johann Brilmayer: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.1: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2007.
Aktualisiert am: 25.07.2016