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Weihnachten 1945. Feierlichkeiten in Trümmern

Wir schreiben den 24. Dezember 1945. Der Krieg ist seit wenigen Monaten beendet, doch von Besinnlichkeit kann kaum die Rede sein. Die meisten Städte liegen nach wie vor in Trümmern. Familien, die in den Wirren der letzten Kriegstage voneinander getrennt wurden, sind immer noch auf der Suche nach vermissten Verwandten, von denen sie nicht wissen, ob sie je wieder heimkehren. Zahllose Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben und leben nun in behelfsmäßigen Notunterkünften. Die Wirtschaft liegt am Boden. Hunger grassiert auf den Straßen. Die Versorgungslage ist katastrophal. Dazu ist es bitterkalt und der Winter hat gerade erst begonnen. 

Natürlich war unter solchen Bedingungen kein gewöhnliches Weihnachtsfest möglich. Das fing bereits mit dem Weihnachtsessen an. Die von den Besatzungsmächten bereitgestellten Lebensmittelkarten ermöglichten trotz weihnachtlicher Sonderzuteilung kein großartiges Festessen. Wer Glück hatte, kannte jemanden vom Land oder konnte etwas auf dem Schwarzmarkt eintauschen. Das gute Porzellan gegen etwas Fleisch, oder ein paar Schuhe gegen einen Sack voll Kartoffeln waren keine Seltenheit.

Großartige Geschenke für seine Liebsten? Kaum zu beschaffen, bestand die vornehmliche Sorge der Menschen doch darin, überhaupt satt zu werden. Da galt ein selbstgestrickter Pulli von Oma bereits als Luxus, zumal er hervorragend gegen die Kälte schützte, denn Kohle zum Heizen war im Winter 1945 absolute Mangelware. Dabei lebte man noch in halb zerstörten Häusern, die nur notdürftig instandgesetzt werden konnten. Wer noch einen funktionierenden Ofen besaß, konnte sich glücklich schätzen, und wenn man ab und zu ein Stück Kohle stibitzen konnte, musste man auch nicht frieren.

Weihnachtsdekor und ein Tannenbaum? Wenn, dann selbst geschlagen aus dem Wald und geschmückt mit dem, was noch zur Hand war. Auch die Frage, mit wem man dieses Weihnachtsfest verbrachte, gestaltete sich höchst unterschiedlich. Familien waren noch immer voneinander getrennt, Angehörige wurden vermisst oder waren im Krieg gefallen. Viele Männer befanden sich nach wie vor in Kriegsgefangenschaft und waren sie doch bereits entlassen, dann häufig traumatisiert oder Fremde, die nach Jahren erstmals wieder zu ihren Familien zurückkehren konnten.

Weihnachten 1945 war alles, außer gewöhnlich. Doch zumindest lässt sich aus dieser ersten Friedensweihnacht für die Menschen die vage Hoffnung auf eine bessere Zukunft ablesen. Immerhin wurde nicht mehr geschossen. Und es fielen auch keine Bomben mehr vom Himmel.

Verfasser: Martin Ploen
Literaturverzeichnis: