Bedeutung des Weihnachtsfestes in der fränkischen Geschichte
Zumindest in Historikerkreisen dürfte es auch heute noch zum Allgemeinwissen gehören, dass Karl der Große an Weihnachten 800 in Rom durch Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt wurde. Weniger bekannt dürfte aber sein, dass es bereits 300 Jahre zuvor, an Weihnachten 500, ein ähnlich wegweisendes Ereignis in der fränkischen Königsgeschichte gegeben hat. An diesem Tag nämlich wurde Chlodwig I., der erste Frankenkönig, durch Bischof Remigius von Reims getauft. Mit ihrem König ließen sich dann 3.000 weitere Franken taufen, wohl allesamt Angehörige der Oberschicht. Angeblich hatte Bischof Remigius den König zuvor aufgefordert: „Neige dein Haupt, stolzer Frankenkönig, vor einem, der größer ist als du!“ Man wird dem französischen Historiker Jacques Le Goff sicher zustimmen können, wenn er sagt, dass Chlodwig den Bischof wegen einer solch anmaßenden Äußerung wenige Jahre zuvor sicher einen Kopf kürzer gemacht hätte.
Von entscheidender und zukunftsweisender Bedeutung war aber, dass sich Chlodwig zum katholischen und nicht zum arianischen Christentum bekehren ließ. Dieses ging auf den Theologen Arius (ca. 260–327 n. Chr.) und seine Anhänger zurück, die die Wesensgleichheit von Gott-Vater und Gott-Sohn leugneten. Auf den Konzilien von Nicäa (325) und Konstantinopel (381) war diese Lehre als Häresie verurteilt worden, was aber Theoderich und die Ostgoten ebenso wie die anderen germanischen Könige nicht davon abhielt, sich zu dieser Lehre zu bekennen. Bei den Römern und später dann auch im gallo-römischen Bereich setzte sich hingegen das katholische Christentum durch.