Alles dreht sich
Heutzutage verhält es sich mit einem Weihnachtsbaum im kleinen Wohnzimmer wie mit dem Mond am nächtlichen Himmel. Es gibt eine sichtbare Seite und eine Hälfte im Verborgenen. In der der Wand zugeneigten Hälfte finden sich oft die kahlen Stellen, die schiefen Zweige, ein etwas reduzierter Lichterglanz und der weniger schöne Christbaumschmuck.
Eine Vorgehensweise, die um die Jahrhundertwende in vielen Familien nicht funktioniert hätte. Sie besaßen einen Christbaumständer, den sich die Cannstätter Firma J. C. Eckardt im Jahr 1873 patentieren ließ. „Eckardt’s selbstspielender Christbaum-Ständer mit Musik“ konnte laut Werbe-Annonce bis zu einem Zentner schwere Weihnachtsbäume drehen. Die überdimensionierte Spieluhr im massiven Messing-Ständer wurde mit einem Schlüssel aufgezogen, drehte daraufhin langsam den Baum und spielte dazu wahlweise „Ihr Kinderlein, kommet“ oder „Stille Nacht“ ab.
Und so konnte und kann man bis heute den ganzen Weihnachtsbaum bestaunen. Natürlich nur, wenn der Baum absolut sorgfältig zentriert aufgestellt wurde und nicht gerade eine stromgespeiste Lichterkette verbaut wurde. Ansonsten wurde die Textzeile „O Tannenbaum, o Tannenbaum, du kannst mir sehr gefallen‘“ zur alptraumhaften Wirklichkeit.