Christbäume am Himmel
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte? Hinter unserem heutigen Adventstürchen verstecken sich sogar zwei vielsagende Versionen eines Bildes. Sie zeigen, wie nach dem Krieg 1945 aus Verzweiflung Hoffnung wurde. Sie stammen vom Mainzer Kunsthistoriker und Zeichner Heinz Leitermann (1908 – 1979). Er lehrte als Professor für Kunstgeschichte an der Fachhochschule des Landes Rheinland-Pfalz in Mainz, war Mitarbeiter der Allgemeinen Zeitung und mit seinen stimmungsvollen Tuschezeichnungen Chronist des zerstörten und wiederaufgebauten Mainz. Erschüttert von den Schrecken des Krieges begann er 1947 eine Zeichnung mit Blick über die Trümmer des zerstörten Mauritzenplatzes auf den Mainzer Dom. Auf dem Blatt ist unten rechts der damals allgegenwärtige Tod mit großem Hut und Sense zu erkennen. Warum Leitermann das Bild trotz erster Tuschelinien nicht vollendet hat, muss offenbleiben.
Doch noch im selben Jahr begann Leitermann eine neue und hoffnungsvollere Version der Ruinenlandschaft. Dort, wo vorher der Sensenmann wartete, schauen nun eine Mutter und ihr Kind zu einem Lichtwunder zwischen den Domtürmen empor. Denn hier, wie Winfried Wilhelmy im Jahr 2013 so treffend schrieb, „wo in Bombennächte die mörderischen ‚Christbäume‘ der Phosphorbomben über der Stadt niedergingen, erstrahlt jetzt ein wahrhaftiger Christbaum als Zeichen der Hoffnung und des Sieges des Lebens über den Tod“.