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„Es wird bekannt gemacht ...“

Regelmäßig wird unser digitaler Briefkasten mit oft ungewollten Info-Briefen, sogenannten Newslettern, überschüttet. Auf einer Internetseite etwas nachgeschaut oder bestellt... und schon ist man im Verteiler. Wie schön ist es dann, wenn sich unter den vielen Nachrichten eine Information finden lässt, welche auch gewünscht ist. Über 700 Interessierte erhalten monatlich unseren Newsletter. Darin informiert das Institut gemäß seinem Motto „Forschen – Vermitteln – Mitmachen“ über Projekte, Veröffentlichungen, Ausstellungen und Kooperationen.

Nach einem sehr ereignisreichen und interessanten Bundesfreiwilligenjahr bin ich, Stefan Bremler, dem Institut verbunden geblieben und habe gerne die Erstellung und Verteilung dieses Newsletters übernommen. Als privat engagierter Chronist der Geschichte meines Heimatortes Selzen bin ich somit ein gutes Beispiel für das IGL-Motto „Mitmachen“ und die Zusammenarbeit von Institutionen, akademischer Wissenschaft und historisch interessierten Heimatforscher:innen.

Früher war es dagegen nicht so einfach, Neuigkeiten zu verbreiten. Neben Zeitungen erfüllten Kirchenglocken, Tratsch und Dorfgerede die Funktion der heutigen Rundschreiben. Aber es gab auch ausgefallene Möglichkeiten: In Winningen, einer Ortsgemeinde in der auf unserer Online-Plattform regionalgeschichte.net kürzlich freigeschalteten Region Mosel-Saar, werden seit über 70 Jahren zweimal täglich Neuigkeiten über den gemeindeeigenen Ortsrundfunk verlesen. Ein Baugrundstück wird gesucht? Wann findet die nächste Gemeinderatssitzung statt? Ein Hund ist entlaufen? All das wird über eine drahtgebundene Anlage mit ca. 200 Lautsprechern verkündet.

Stefan Bremler

Meine Heimatgemeinde Selzen hatte eine andere Kommunikationsstrategie. Wie in vielen anderen Dörfern auch, gab es hier einen „Ausscheller“, der mit Glocke versehen durch das Dorf ging und die Neuigkeiten mit bis zu 48 Wiederholungen ausrief. Diese Tätigkeit, nachgewiesen in Selzen seit 1823, war eine hoheitliche Aufgabe und der Ausscheller eine zu respektierende Amtsperson, ausgestattet mit weitreichender Polizeigewalt. 1987 war Schluss mit dem traditionsreichen Brauch. Immer weniger Menschen arbeiteten in ihrem Heimatort und selbst die stärkste Stimme hatte gegen den zunehmenden Verkehrslärm keine Chance mehr. In Selzen erinnert das Denkmal des „Schellemann“ an diese ruhigere Zeit, in der die Informationen – auch die Weihnachtswünsche der Gemeinde - noch mündlich weitergegeben wurden.

Adventskalendertürchen 2021

Verfasser: Stefan Bremler
Bild: Stefan Bremler
Redaktionelle Bearbeitung: Jasmin Gröninger