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Jüdisches Leben und jüdische Kultur am Rhein

Die drei SchUM-Städte Speyer/Schpira, Worms/Warmaisa und Mainz/Magenza waren als Geburtsstätten der aschkenasischen religiösen Kultur für die jüdischen Gemeinden in Mitteleuropa zu Beginn des 11. Jahrhunderts von zentraler Bedeutung. Ein reger Austausch und enge persönliche Beziehungen zwischen den Gelehrten und Führungsgruppen der drei Gemeinden führten um 1200 zur Bildung eines Gemeindebundes, der die Kultur, Religion und Rechtsprechung der mittel- und osteuropäischen jüdischen Diaspora im Mittelalter nachhaltig prägte. Aufgrund dieser herausragenden religiös-kulturellen Traditionen und der außergewöhnlichen materiellen Überreste wurden die SchUM-Städte im Juli 2021 zum UNESCO-Welterbe ernannt.

Unsere "Quellenlesebücher" zu den drei SchUM-Städten bleiben aber nicht im Mittelalter und der Frühen Neuzeit stehen, sie führen durch gut 1.000 Jahre jüdischer Geschichte bis in die Gegenwart. So auch der abschließende Band „Kehilla Schpira. Zeugnisse jüdischen Lebens in Speyer“. Die darin ausgewählten Bild- und Schriftzeugnisse reichen von der Gründungsurkunde der jüdischen Gemeinde 1084 bis zur Einweihung der neuen Synagoge Beit-Schalom 2011. Sie berichten von der kulturellen Blüte des Judentums, gelungener Integration und Akkulturation, aber auch von Leid, Verfolgung und Vernichtung. Besonderes Augenmerk erhalten das geschlossene Ensemble des Judenhofs mit der Ruine der alten Synagoge, die seit 1104 der älteste jüdische Kultbau in Europa ist, und der 1126 erbauten, mit romanischen Ornamenten verzierten Mikwe, des ältesten jüdischen Ritualbads Mitteleuropas. Diese Bauten bildeten für fast 400 Jahre das religiöse, kulturelle, rechtliche und administrative Zentrum der jüdischen Bevölkerung in Speyer.

Hans Berkessel ist seit 2016 mit den Arbeitsschwerpunkten Demokratiegeschichte und jüdische Geschichte freier Mitarbeiter am Institut für Geschichtliche Landeskunde Rheinland-Pfalz e.V. Er ist Herausgeber und Autor zahlreicher Aufsätze und didaktischer Beiträge zur Zeitgeschichte, zur politischen Bildung und zur Schulentwicklung (Demokratiepädagogik), darunter der IGL-Reihen „Beiträge zur Geschichte der Juden in Rheinland-Pfalz“ und „Mainzer Beiträge zur Demokratiegeschichte“. 

Verfasser: Hans Berkessel
Redaktionelle Bearbeitung: Jasmin Gröninger