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Muffelchen, Reiterchen, Minkelchen und Schäfchen – So nennt man kleine Brothäppchen in Rheinland-Pfalz und im Saarland

von Simone Busley

In Rheinland-Pfalz und im Saarland gibt es viele verschiedene Bezeichnungen für das Butterbrot. Um den Verzehr zu erleichtern, wird dieses für kleine Kinder meist in mundgerechte Häppchen geschnitten. Wie die Ergebnisse unserer Online-Umfrage zeigen, kennt man auch für diese Brotstückchen unterschiedliche Begriffe.

Datenerhebung und -auswertung

In der Online-Umfrage wurde die ortstypische Bezeichnung mit folgendem Satz abgefragt: „Kennen Sie eine Bezeichnung für kleine Brotstücke mit Butter, Wurst oder Käse, die für Kinder zurechtgeschnitten werden?“ 328 Antworten bezogen sich eindeutig auf den abgefragten Gegenstand. Bei der Auswertung sind zusammengehörige Varianten eines Typs zusammengefasst worden, also z. B. Miefelcher, Muffelchen und Moffelcher zum Typ Muffelchen. Dabei wurde nicht zwischen Dialekt, regionaler Umgangssprache und Standarddeutsch unterschieden.

Karte ‘Brotstückchen’[Bild: Simone Busley, IGL]

Ergebnisse

Die Karte fokussiert Rheinland-Pfalz und das Saarland. Nördlich einer gedachten Linie, die etwa zwischen Saarbrücken und Bingen und damit etwas südlicher als die Hunsrück-Schranke verläuft, dominiert der Typ Muffelchen. Hierbei handelt es sich um ein Diminutiv zu dialektal verbreitetem Muffel ‘Bissen, Happen’ (Varianten sind z. B. Mūfel oder Moufel), dessen Etymologie wiederum nicht eindeutig ist. Eine landläufige Erklärung ist, dass es sich um eine Kontraktion von Mund- bzw. Maulvoll handelt. Laut Rheinischem Wörterbuch (Bd. 5, Sp. 1351–1352) gilt es als gesichert, dass Muffel im Gebiet der Nahe und des Hunsrücks bis zur Mosel (Raum Bernkastel-Wittlich) auf Maulvoll bzw. auf die dialektale Entsprechung Mūlvoll zurückzuführen ist (hier Mūfel, Plural Mīfelcher). In dieser Region ist dialektal Mūl ‘Mund; wörtl. Maul’ statt Mund verbreitet. Lautliche Varianten von Muffelchen aus anderen Gebieten lassen sich nicht immer eindeutig etymologisch herleiten. Für diese wird u. a. auch eine Ableitung zu Muff ‘Brocken’ oder muffeln ‘mummeln (essen)’ diskutiert (Rheinisches Wörterbuch Bd. 5, Sp. 1351–1352, s. außerdem Pfälzisches Wörterbuch Bd. 4, Sp. 1467).

Südlich der Hunsrück-Schranke herrscht der Typ Reiterchen bzw. Reiterle vor, Varianten sind z. B. Reidercher und Reuterchen. Dem Pfälzischen Wörterbuch (Bd. 5, Sp. 496) zufolge wird derselbe Begriff nicht nur für die Brotstücke verwendet, sondern auch für ein „quadratisches Muster, das die Mutter dem Kinde mit dem Messer auf das Butterbrot zeichnet“. Er leitet sich aus der Bezeichnung Reiter für ein früher in der Landwirtschaft verwendetes Getreidesieb ab, an dessen grobmaschige Struktur das Muster auf dem Butterbrot bzw. das zerteilte Butterbrot erinnert.

In Rheinhessen ist darüber hinaus besonders auch der Typ Minkelchen (auch Mingelcher, Minkelcher) verbreitet. Es handelt sich um ein Diminutiv zum Dialektwort Munkel ‘Bissen, Happen’ (auch z. B. Minkel, Munken oder Münkel, vgl. Pfälzisches Wörterbuch Bd. 4, Sp. 1469 und Südhessisches Wörterbuch Bd. 4, Sp. 820).

Im Saarland kennt man auch die Bezeichnung Schäfchen. Die Brotstückchen erinnern wahrscheinlich an eine kleine Schafherde.

Gestreut finden sich zudem Diminutive vom Typ Schnittchen zu Schnitte ‘Brotscheibe’ und vom Typ Häppchen zu Happen ‘kleines Stück Nahrung; Bissen’. Diese Bezeichnungen sind auch im Standarddeutschen bekannt. Sie beschränken sich nicht auf für Kinder zubereitete Brotstückchen.

Nachweise

Verfasserin: Simone Busley

Literatur:

Erstellt am: 01.02.2021