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Hinweis

Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Glossar von regionalgeschichte.net verfasst. Im Zuge der Umgestaltung des Glossars zu einem primären definitorischen Glossar im Jahr 2018, wurde dieser Beitrag aus dem Glossar entfernt und wird stattdessen hier als kurzer Aufsatz zur Verfügung gestellt.

Bergfried

Ursprung

Der Ausdruck "Bergfried" bezog sich zunächst auf alle hohen und starken Türme, die zu einer mittelalterlichen Burg gehörten. Auch Warten, Mauertürme und Belagerungstürme konnten als Bergfried bezeichnet werden. Erst 1837 wurde der Begriff durch Professor Leo ausschließlich auf den Hauptturm der Burg bezogen und seitdem allgemein in diesem engeren Sinn gebraucht. Der Ursprung des Wortes Bergfried (berchfrid, berfried, perfrit, belfrid) ist umstritten. Die älteste bekannte Bedeutung ist: "hölzerner Belagerungsturm". Mit "berg" oder "verbergen" hat der Name nichts zu tun. Die heutige Bedeutung hat sich wahrscheinlich im Mittelalter durch volks-etymologische Annäherung an das mittelhochdeutsche berc ( Berg) und vride (Schutz, Sicherheit) entwickelt, obwohl es etymologisch damit nicht in Zusammenhang gebracht werden kann.

Von der Mitte des 12. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts gehörte der Bergfried zum festen Bestandteil nahezu aller deutschen Burgen.

Zahlreiche kleinere Burgen, vor allem die Felsenburgen, besaßen überhaupt keinen Bergfried (Magenheim/Württemberg). Andere Burgen hatten aufgrund ihrer Besitzverhältnisse gleich zwei Türme (Hohandlau im Elsaß, Burg Rötteln bei Basel, Burg Prozelten am Main, Burg Neipperg bei Heilbronn, Burg Thurand an der Mosel, Burg Saaleck und Burg Münzenberg in der Wetterau. Die Burg Brandenburg in Thüringen verfügte sogar über zwei wehrhafte Türme und einen Wohnturm).

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Funktion

Der Bergfried, das Symbol der Burg schlechthin, versinnbildlicht die herrschaftliche Macht und den wirtschaftlichen Reichtum seines Erbauers. Die Lage der Burg an markanten Punkten außerhalb der Ortschaften hob die Burg aus der Masse der anderen Wohnstätten heraus und führte der übrigen Bevölkerung die herausgehobene Stellung des Burgherrn plastisch vor Augen. Von weitem schon sichtbar ist der mächtige Bergfried ein unübersehbarer Beweis für die Wehrhaftigkeit der Burg.

Anfangs wurde mancher Bergfried gleichermaßen als Wehr- und Wohnturm genutzt. Mitte des 12. Jahrhunderts verlagerte sich der Wohnbereich in den Palas. Der Bergfried wurde nicht mehr bewohnt. Er diente als höchstes Gebäude der Burg als Ausguck und Beobachtungsturm. Von dort konnte der Burgherr weite Teile des Innenraumes der Burg und das Haupttor bzw. die Hauptangriffsseite beobachten. Von der Spitze aus ließen sich die Verteidigungsaktionen koordinieren. In den Kampf eingreifen konnte man vom Bergfried kaum. Fehlende Fenster und Schießscharten sowie der hohe Eingang machten eine aktive Kriegsführung unmöglich. Allenfalls von der Wehrplattform aus konnte man in das Kampfgeschehen eingreifen. Die militärische Bedeutung des Bergfrieds lag in einem anderen Bereich. Als wehrhaftester Teil der Burg war er letzter Rückzugsort der Verteidiger. War der Feind in die Burg eingedrungen war, galt diese erst als erobert, wenn auch der Turm eingenommen war und der letzte Verteidiger sich ergeben hatte.

Beim Sturm auf die Stadt Bingen während des Zollkrieges 1301/1302 verteidigten die Bürger ihre Stadt gegen die Truppen König Albrechts. Seine überlegenen Truppen, die von der Land- und der Rheinseite angriffen, und die Vielzahl der Belagerungsmaschinen führten schließlich zum Fall der Stadtmauern. Einige Verteidiger zogen sich in den Bergfried der Burg Bingen (später Klopp genannt) zurück. Die Eroberer mussten warten, bis den Belagerten die Wasser- und Essensvorräte ausgingen. Erst als sie sich ergaben, galt die Eroberung Bingens als erfolgreich abgeschlossen.

Im 14. Jahrhundert verlor der Bergfried seine dominierende Rolle als wehrhafter Rückhalt und wurde mehr zu einem Prestigeobjekt. Die Wehrhaftigkeit der Burg wurde nun vor allem durch die Schildmauer und Geschützrondelle und Vorwerke gewährleistet, Bauteile, die schon ganz im Zeichen des Übergangs der Burg zur Festung standen.

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Standort im Burgareal

Als Wohn- und Wehrtürme bildeten die frühen Bergfriede den Mittelpunkt der Burganlage und standen meist frei innerhalb des Burgareals. Als die Burgherren im Palas wohnten und dem Bergfried überwiegend militärische Aufgaben zukamen, rückte der Turm im 13. und 14. Jahrhundert immer näher an die Angriffsseite. Der Bergfried wanderte sozusagen dem Feind entgegen. Teilweise wurde der Bergfried in die von Angriffen am meisten bedrohte Mauer integriert, konnte aber auch in die Nähe der Schildmauer oder des Burgtores stehen.

Um ihn vor der zerstörerischen Wirkung des direkten Beschusses zu bewahren, stand der Bergfried meist über Eck, d.h. er wandte dem Feind nicht seine Breitseite, sondern eine Kante zu. Geschosse konnten dann - ohne viel Schaden anzurichten - abprallen. Manche Bergfriede umgab als Verstärkung in geringem Abstand, ein Mauersockel, den man als "Hemd" oder "Mantel" bezeichnet (Burg Ortenberg im Elsaß, Burg Thurand an der Mosel, die Oberburg in Rüdesheim und Burg Wertheim am Main).

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Grundrissformen

Der Bergfried erhob sich ursprünglich meist über einem viereckigen, meist quadratischen Grundriss. Runde Türme gab es zwar auch, doch der Rundturm wurde erst Anfang des 13. Jahrhunderts unter französischem Einfluss im südlichen Deutschland üblich und verbreitete sich in der Folgezeit in den deutschen Landen.

Gleichwohl darf man von der Form des Grundrisses nicht auf die Entstehungszeit des Bergfriedes schließen. Runde und viereckige Formen wurden zu allen Zeiten als Grundriss gewählt. Doch während der quadratische Bergfried praktisch überall vorkommt, ist der runde Bergfried im burgenreichen Tirol, im Vorarlberg und Graubünden nahezu unbekannt. Im Rheingebiet dagegen ist die runde Form häufig, in Niederhessen ist sie gar die vorherrschende Form.

Die fünfeckige Form des Bergfrieds ist dagegen Kennzeichen einer fortgeschrittenen Entwicklung. Diese Form entstand zumeist dadurch, dass man einen einfachen Dreiecksbau an eine Seite der viereckigen Grundform anbaute. Die Spitze des Dreiecks, Prallkeil oder Sturmkante genannt, zeigte in die Angriffsrichtung und zielte darauf ab, Geschosse seitlich abprallen zu lassen und somit ihre Durchschlagskraft zu mindern.

Aus der Vielzahl der Beispiele für diese Bauart kann man hervorheben: Beilstein, Pfalzgrafenstein, Schloßeck, Stolzenfels und Lahneck in Rheinland-Pfalz, die Boyneburg in Hessen, die Burgen Landsberg und Ortenberg im Elsaß sowie Burg Ruttenstein in Oberösterreich. Auf der Laurenburg an der Lahn wurde der dreieckige Rammschutz praktisch als Treppenhaus genutzt. Eine enge Wendeltreppe führte nach oben.

Doch kommen auch andere Grundrissformen vor: Es gibt dreieckige (Burg Grenzau bei Koblenz), sechseckige (Burg Rieneck/Lohr und Burg Brandenburg a.d. Werra), siebeneckige (Schönburg bei Oberwesel) und achteckige Bautypen (Hanau in Hessen und Egisheim im Elsaß).

Kombinationen von Rechteck und Kreis (Hornberg am Neckar) bzw. von Kreis und Dreieck sind dagegen ausgesprochene Ausnahmen.

Nicht immer entspricht die Form des Turmäußeren der Form des Turminneren. Ein runder Bergfried konnte innen durchaus als viereckiger Raum gestaltet sein und umgekehrt.

Dies ist etwa bei Burg Abbach/Regensburg, Burg Krautheim, Burg Laurenburg an der Lahn, Burg Ebersberg auf der Röhn und Burg Falkenstein im Taunus der Fall.

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Aussehen

Während runde Turmabschlüsse auf quadratischem Sockel selten sind (Burg Löwenstein in Württemberg und Burg Freudeneck im Elsaß), finden sich sowohl auf viereckigen wie auch auf runden Bergfrieden öfter Turmaufsätze mit kleinerem Durchmesser. Diese sogenannten Butterfasstürme schufen auf diese Weise Absätze, die von den Verteidigern als Beobachtungspunkt und Wehrgang benutzt werden konnten.

Neben diesen praktischen können ebenso statische Gründe für diese Bauform verantwortlich gewesen sein. Vielleicht wurde die Butterfassform einfach aus Frankreich als Modeerscheinung übernommen. Gemauerte Turmaufsätze auf eckigen Türmen hat es in Deutschland wohl nicht gegeben.

Seinem Wehrcharakter entsprechend gab es nur an wenigen Bergfrieden Fenster. An einigen Türmen verfügte die Wohnung des Turmwächters über Fenster (Wimpfen, Wildenburg, Neipperg bei Heilbronn), meistens erhellten aber nur schmale Lichtschlitze die Aufenthaltsräume der Turmbesatzung.

An Öffnungen finden sich lediglich der hoch gelegene Eingang und vielleicht ein Aborterker. Häufiger lassen sich an den Bergfriedplattformen Zinnenkränze und Schartenlöcher der unterschiedlichsten Art feststellen. Vorspringende Bogenfriese deuten an, dass die Erweiterung der Wehrplatte durch vorkragende Wehrgänge und Gusslochreihen möglich war.

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Abmessungen

Was die Abmessungen der Bergfriede angeht, so lassen sich keine Baunormen feststellen. Verallgemeinernd kann man sagen, dass Bergfriede zwischen 14 und 40 Metern hoch waren. Im Durchschnitt erreichten sie eine Höhe von 23 Metern.

Die Breite der Türme schwankte zwischen 6 und 14 Metern. Die bevorzugten Abmessungen der quadratischen Türme lagen im Bereich von 6 bis 12 Metern. Türme mit einer Seitenlänge von über 11 Metern waren ebenso ungewöhnlich, wie solche unter 5 Metern (sog. "reduzierte" Bergfriede).

Der Turm der Burg Lichtenstein in Bayern maß 5,20 Meter, derjenige der Burg Schenkenschloß bzw. Roßberg 5,50 Meter. Der Turm der Marksburg am Rhein hat eine Kantenlänge von 5,60 Metern. Dagegen beträgt die Breite des Turms in Kaiserswerth in Nordrhein-Westfalen stolze 16 Meter. "Reduzierte" Bergfriede mit minimalen Abmessungen findet man auf den Burgen Reußenstein und Neidenstein in Baden-Württemberg.

Der Durchmesser der runden Türme schwankt üblicherweise zwischen etwa 7 und 13 Metern.

Vor allem in salischer und frühstaufischer Zeit sind einige übergroße Rundtürme mit Durchmessern von 14 bis 22 Metern bekannt (Anhalt, Querfurt ("Dicker Heinrich") und Neuenburg ("Dicker Wilhelm") in Sachsen-Anhalt, Broich in Nordrhein-Westfalen, Frankfurt und Gelnhausen in Hessen und Hammaburg in Hamburg. Auch im 13. Jahrhundert wurden noch übergroße Exemplare errichtet (Coburg und Osterburg in Bayern).

Die Mauern waren zwischen 1,5 und 3 Meter dick und verjüngten sich meist ein wenig nach oben hin. Die der Angriffsseite zugewandten Mauerteile sind im Allgemeinen massiver als die weniger gefährdeten Seiten. Die lichte Weite des Innenraumes stand in keinem direkten Bezug zur Dicke der Mauer. Als ungefähren Durchschnittswert kann man das Verhältnis zwischen Mauerstärke und lichter Weite des Innenraumes mit 1:3 (Antonow 1:2,5 bis 1:4) angeben.

Im Allgemeinen haben Bergfriede 2 bis 4 Stockwerke. Der Durchschnitt liegt bei drei Geschossen.

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Zugang

Aus Sicherheitsgründen war der einzige Zugang zum Bergfried besonders hoch angebracht. Mehrere Eingänge sind selten und finden sich etwa auf der Burg Vetzberg bei Gießen, Burg Steinsberg und Burg Olbrück in der Eifel.

Nur wenige Bergfriede hatten einen ebenerdigen Zugang. Das Untergeschoß blieb dann jedoch ohne Verbindung zu den darüber liegenden Turmräumen, die weiterhin nur über einen hochgelegten Eingang zugänglich waren (Burg Sindringen in Baden-Württemberg). Die heute oft anzutreffenden Bergfriedeingänge zu ebener Erde sind aber selten mittelalterlichen Ursprungs und wurden erst viel später eingebaut, um den Zugang zum Bergfried zu erleichtern.

Die Hocheingänge lagen zwischen 3-8 Metern, in der Regel mindestens 5 Meter hoch.

Auf der Burg zu Eger befindet sich der Zugang in 10 Meter Höhe, auf den Burgen Grenzau im Westerwald, Steinheim in Hessen, Steinsberg in Baden-Württemberg, Miltenberg in Bayern und Brömserburg in Rüdesheim liegt er noch höher. In Liebenegg bei Pforzheim befindet er sich sogar 18 Meter über dem Hofniveau.

Der Zugang lag gewöhnlich auf der Hofseite, d.h. der Angriffsseite abgewandt. Der Aufgang selbst erfolgte über eine einfache Holzleiter oder eine angebaute Holztreppe, die im Notfall schnell abgeschlagen werden konnte. Die an Bergfriedseingängen noch zu sehenden Kragsteine oder Balkenlöchern zeigen, wo die Treppenkonstruktion am Turm befestigt war. Selten waren die Bergfriede auch über einen hölzernen Laufsteg oder eine Zugbrücke von einem benachbarten Gebäude oder der Ringmauer (Hohenklingen/Rhein, Sauerburg/Taunus und Schattenberg/Vorarlberg), vom Palas (Hohlenfels/Nassau) oder von einem anderen Gebäude erreichbar.

Bergfriedzugänge aus massivem Stein, die auch in Zeiten der Not nicht abbaubar waren, gehören wohl überwiegend einer späteren Zeit an. Ein solche steinerne Wendeltreppe findet sich etwa auf Burg Kastelburg in Südbaden. Treppentürme sind auch auf der Burg Katz am Rhein, auf Burg Hornberg am Neckar, auf Burg Nassau/Lahn und Elfeld am Rhein zu sehen.

Der Eingang war so schmal, dass nur ein Mann hindurch passte, und manchmal nicht einmal mannhoch, so dass man gebückt hindurchgehen musste. Es gab verschiedene Formen: Türöffnung mit geradem Sturz, mit Rund- oder Spitzbogen. Die Türumrahmungen wurden immer aus Haustein hergestellt, manchmal waren sie sogar verziert. An einigen Eingängen noch erkennbare Türgewände und Sperrriegellöcher deuten an, dass diese mit einer Holztür verschlossen werden konnten.

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Geschosseinteilung

(Bild: www.burgenseite.de)

Die Geschoßeinteilung der Bergfriede war durchaus verschieden. Im Erdgeschoß befand sich häufig das Verließ. Über Leitern gelangt man in die Obergeschosse, die gewöhnlich als Lager- und Aufenthaltsräume benutzt wurde. Die Wehrplattform schließlich diente als Ausguck und Verteidigungsplattform.

Eingangsstockwerk und Verlies

Bergfriede waren grundsätzlich nur durch einen hoch liegenden Eingang zu betreten, der direkt in den ersten Stock des Turmes führte. In der Mitte dieses Raumes befand sich ein Loch im Boden, das so genannte Angstloch, das den einzigen Zugang in das Erdgeschoß bildete. Das zumeist runde, selten auch viereckige Angstloch hatte einen Durchmesser von ungefähr einem Meter. Der Erdgeschoßraum wurde als Lagerraum zuweilen auch als Gefängnis benutzt.

Nicht in jedem Turmerdgeschoß hat sich ein Verlies befunden. Der Raum blieb oft ungenutzt. Im Zusammenhang mit dem hoch liegenden Bergfriedseingang stellte er eine Sicherheitszone dar. Selbst wenn ein Angreifer durch das Mauerwerk in das Erdgeschoß eingedrungen war, hatte er den Turm noch lange nicht eingenommen.

Der Gefangene wurde an einem einfachen Strick oder auf einem Knüppel sitzend mittels eines Haspels durch das Angstloch abgeseilt. In wenigen Fällen verfügte der Kerker über schmale Licht- bzw. Luftschlitze, die schräg nach außen führten. In der Regel blieb der Raum aber dunkel und unbelüftet. Spärlicher Lichteinfall und ein geringer Luftaustausch waren nur über das Angstloch möglich, das vermutlich jedoch meist von einer Steinplatte oder Falltür verschlossene war. Fehlende Abortvorrichtungen, Schmutz und Ungeziefer, Kälte und Feuchtigkeit, machten das Verlies zu einem Ort ohne Wiederkehr. Wer die Strapazen einer längeren Haft überlebte, war kaum mehr wieder zu erkennen.

Doch Adligen ging es als Gefangene auf den Burgen meist gar nicht so schlecht. Sie wurden nicht in den Turm geworfen, sondern häufig komfortabel im Palas oder einem anderen Wohnhaus untergebracht. Man wollte sie nicht bestrafen, sondern lediglich ein hohes Lösegeld von ihrer Familie erpressen. Deshalb musste sie bei bester Gesundheit bleiben.

Gefängnistürme, die auch als Faulturm, Fallturm oder Hungerturm bezeichnet werden, sind auf mittelalterlichen Burgen nicht zu belegen. Dagegen gab es sie häufig in den Städten.

Decken und Aufgänge

Aus Gründen der Sicherheit waren die Decke des Verlieses und der Boden der Wehrplatte (Brandgefahr) überwiegend aus Stein gemauert bzw. mit großen Steinplatten abgedeckt. Nur ganz vereinzelt waren solche Steindecken als Gewölbe konstruiert. Die Stockwerksdecken dazwischen bestanden aus Holzbalken, die auf Kragsteinen oder Mauerabsätzen ruhten. Über die Balken wurden Holzdielen gelegt. Türme mit schmalem Innendurchmesser besaßen überhaupt keine Geschoßeinteilung zwischen dem Eingang und der Wehrplattform.

Über eine einfache Holzleiter oder eine hölzerne Stiege gelangte man nach oben. Meistens waren die Aufgänge von Stockwerk zu Stockwerk versetzt angelegt. Es gab auch durch mehrere Stockwerke führende Treppenläufe. Treppen konnten auch innerhalb der Mauer eingebaut sein, sei es als geradläufige Treppe (Beilstein, Grenzau und Langenau in Rheinland-Pfalz sowie auf Burg Otzberg in Hessen) oder als Wendeltreppen (Besigheim, Neuenburg in Sachsen-Anhalt, die Nürburg und Windeck a.d.B.). In der Mauer liegende Treppen befanden sich aus Sicherheitsgründen durchweg auf der geschützten Seite des Turms.

Bei fünfeckigen Bergfrieden befand sich zuweilen eine Wendeltreppe in dem an den viereckigen Turm angefügten Dreiecksbau.

Lager- und Aufenthaltsräume

Im 2. Stock sind eventuell erste Lichtschlitze in der Außenwand zu finden. Wenn in den oberen Geschossen nicht die Wohnung des Wächters untergebracht war, standen diese Stockwerke leer oder wurden vielleicht als Waffenarsenal (Rüstkammer, Zeughaus) benutzt. Die Wohnung des Turmwächters war einfach mit Tisch und Bett eingerichtet. Zuweilen finden sich in diesem Raum eine Kaminheizung und, ein besonderer Luxus, ein Aborterker. In spätgotischer Zeit (ca. 1350-1520), vor allem in Süddeutschland, wohnte der Türmer in einem "Obergaden", ein nach allen Seiten auskragender hölzerner Aufbau auf der Turmspitze.

Die seltenen bewohnbaren Bergfriede (Burg Langenau, Burg Hohenklingen am Rhein und Burg Haag in Oberbayern) auf denen vielleicht ein Ritter mit seiner Familie lebte, zeichnen sich durch aufwendigere Bauart und ihre besondere Ausstattung aus. Sie verfügten neben Kamin und Aborterker unter Umständen sogar über Rund- und Bogenfenster, Fensternischen und Sitzbänke. Der Übergang zum Wohnturm ist in diesem Zusammenhang aber recht fließend.

Eine Kombination von wehrhaftem Bergfried und Wohnbau bildeten auch die Türme der Burgen Hohenrechberg und Alt-Bodmann in Baden-Württemberg.

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Wehrplattform

Die oberste Ebene des Bergfrieds bildet die Wehrplatte. War sie nach oben offen konnte sie von einer Zinnenmauer oder einem hölzernen Wehrgang umgeben sein. Es gab aber auch Wehrplattformen, die mit einem Zelt- oder Satteldach mit kurzem First oder von einem Krüppelwalmdach überspannt waren. Im Gebirge kamen auch Pultdächer vor. Diese Holzdächer, die im Laufe der Jahre verfallen sind, hatten den Zweck, die Platte wasserdicht abzudichten und vor Verwitterung zu bewahren. Wenn eine Belagerung abzusehen war, wurden die leicht entzündlichen Holzdächer einfach demontiert.

Doch von dieser Möglichkeit ist anscheinend nur selten Gebrauch gemacht worden. Es scheint, dass man die Dächer meistens bei einem Angriff stehen ließ. Auf zeitgenössischen Bildern von Belagerungen werden Wehrplattformen durchweg mit Dächern dargestellt. Wurde das Dach belassen, konnten natürlich keine Wurfmaschinen dort aufgestellt werden. Man ist sich ohnehin nicht sicher, ob es große Wurfmaschinen auf dem Bergfrieden überhaupt gegeben hat.

Im 14. Jahrhundert wurde das oberste Geschoß auf allen vier Seiten erweitert, indem man es auf einem rundlaufenden Bogenfries abstützte. Im 15. und 16. Jahrhundert krönten zudem noch Ecktürmchen manchen Bergfried (Steinsheim am Main, Friedberg in Hessen und Burg Nassau an der Lahn).

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Text: Stefan Grathoff