Myriametersteine zwischen Budenheim und Bacharach
von Reiner Letzner
Nach der Zerschneidung zahlreicher Flussschleifen ("Rheinkorrektion") durch Oberst Tulla Ende des 19. Jahrhunderts und der Uferbefestigung einigten sich alle Rheinanliegerstaaten darauf, an den Ufern von 1863/67 bis 1910 alle 10 km sog. Myriameter-Steine aufzustellen - myria (griech.) = das Zehntausendfache.
Die Myriameter-Steine tragen auf allen vier Seiten Angaben. Auf der ober- und unterstromigen Seite ist die jeweilige Entfernung zur damaligen Landesgrenze angegeben; die Rückseite nennt die Entfernung in Meter bis Basel. Auf der Vorderseite (Stromseite) steht der jeweilige Stromkilometer.
Am 1. April 1939 wurde der Nullpunkt von Basel auf die Mitte der Brücke von Konstanz verlegt und eine durchgehende Kilometrierung, die die fest eingemessenen Kilometerpunkte der alten Kilometrierungen beibehielt, festgelegt. An insgesamt drei Stellen – so auch in der Nähe der Nahemündung zwischen Stromkilometer 529 und 530 mussten "Fehlstrecken" eingeführt werden. Hier stimmt die Abfolge der Hundertmeter-Striche nicht mehr. Zuvor gab es die Kilometrierungen der früheren selbständigen Rheinuferstaaten Baden, Bayern, Hessen und Preußen sowie der Niederlande, die ihr jeweiliges Stromstück unabhängig voneinander vermessen hatten.
An jedem vollen Kilometer steht auf beiden Rheinseiten heute ein großes weißes Rechteck mit der Kilometerzahl. Zwischen den vollen Kilometern steht ein weißes quadratisches Feld mit einem schwarzen Balkenkreuz. Zwischen den großen Tafeln wiederum stehen alle 100 m weiße Rechtecke mit der Zahlenangabe 1 - 4 bzw. 6 - 9. Eine kleine eiserne Bodenplatte mit einem Höhenpunkt sowie der Kilometer- und Hektometerangabe stellt den Vermarkungspunkt (siehe Abb.5) dar.
Stromkilometer alt: 350 (ab Basel), neu: 517 (ab Konstanz)
Stromkilometer alt: 360, neu: 527
Stromkilometer alt: 370, neu: 537
Stromkilometer alt: 350 (ab Basel), neu: 517 (ab Konstanz)
Richard Zorn hat den Myriameterstein auf der rechten Rheinseite zwischen Oestrich und Hattenheim bereits 1931 beschrieben. Mit Hilfe seiner Abb. 774 auf der Tafel 60 und der dazu verfassten Beschreibung können die stark verwitterten Inschriften rekonstruiert werden, nachdem das Wasser- und Schiffahrtsamt in Bingen dankenswerterweise den stark vermoosten gelben Sandstein (41 x 40 x 70 cm) Anfang Dezember 2006 gereinigt hat.
Stromkilometer alt: 360 (ab Basel), neu: 527 (ab Konstanz)
Literaturverzeichnis
- Schmitt, Friedrich W.: Rheinvermessung und Myriametersteine
- Landesnachrichten Rheinland-Pfalz/Saarland des Bundes deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V. Jul, August, September 1993.
- Zorn, Richard: Grenzsteine des Rhein-Main-Gebietes. Selbstverlag des Verfassers, Hofheim am Taunus 1931. Nachdruck 1982, Selbstverlag Rumbler, Eyssseneckstraße 47 Frankfurt a.M.
- www.rheinangeln.de Die Rheinstom – Kilometrierung
- www.wdr.de/studio/duesseldorf/lokalzeit/serien/rheingeschichten/20060203_kil...
- www.shipmate.de
Bildnachweis
Alle Fotos Reiner Letzner: Abb.1-9, 13-15: Mai/Juni 2006; Abb.10-12: 03.07.1997; Abb. 16-19: Dezember 2006; Abb. 20-22: Dezember 4.03.2007