Bibliothek

1862: Landwirtschaftsausstellung in Kreuznach - Bericht über die 31. Generalversammlung des landwirtschaftlichen Gesammtvereins für Rheinpreußen in Kreuznach 1862

In der Heimatwissenschaftlichen Zentralbibliothek entdeckt von Jörg Julius Reisek

„Der kleine Rheinische Bote“ von 1863 enthält neben dem Kalendarium, ein Verzeichnis der Märkte und Jahrmärkte, die Festtage der Juden (das Jahr 5623), die Genealogie des Königlich Preußischen Hauses und den nachfolgenden Bericht über die landwirtschaftliche Ausstellung von 1862. Dieser Artikel informierte weite Kreise der Bauernschaft über den Stand der rheinischen Landwirtschaft, sowie über neue Arbeitsmethoden und Techniken. Zur Verbreitung des Kalenders trugen auch die „praktischen“ Seiten bei, denn die zweite Hälfte eines jeden Jahrganges bestand aus unbedruckten Blättern, die für Abrechnungen und Notizen vorgesehen waren. Die in der Heimatwissenschaftlichen Zentralbibliothek vorhandenen Exemplare wurden derartig benutzt.


In den Tagen vom 21. bis 24. Sept. tagte in Kreuznach die Generalversammlung des landwirthschaftlichen Vereins für Rheinpreußen, ein Verein, der vor 31 Jahren in Schleiden gegründet jetzt bereits über 15 000 Mitglieder zählt. Aus allen Theilen der Provinz waren die Landwirthe zusammengeströmt, und auch das Ausland, wie wir ja die andern deutschen Staaten wohl noch immer nennen müssen, hatte seine Vertreter gesandt. Bereits am Sonnabend waren die meisten Vorstandsmitglieder hier eingetroffen, am Sonntag und den folgenden Tagen brachte jeder Zug neue Gäste.

Die Vorbereitungen zu dem Feste waren von dem Vorstand der hiesigen Local-Abtheilung geleitet, welcher, durch ein Fest-Comité von 30 Mitgliedern eifrig unterstützt, sich dieser mühevollen Aufgabe zu allgemeiner Zufriedenheit entledigt hat. Die Theilnahme der Bevölkerung war eine allgemeine; die ganze Stadt hatte ein festliches Ansehen genommen, die Straßen prangten in herrlichem Grün, an allen Enden flatterten Fahnen in den preußischen und nationalen Farben.

Der Sonntag war den Besprechungen des Vorstandes gewidmet; die Verhandlungen in den Sectionen und in der Plenarversammlung fanden erst in den folgenden Tagen statt. Wenden wir uns unterdeß zu der Producte- und Geräthe-Ausstellung, deren Eröffnung am ersten Festtage Nachmittags erfolgte.

Auf der für große Feste so herrlich geeigneten Pfingstwiese erheben sich 3 Zelte, durch offene Gallerien mit einander verbunden; das mittlere, das Festzelt, für die Restauration, die andern beiden zur Aufnahme der Producte und Geräthe bestimmt. Schon von weitem machten die mit Tannenreisern und Guirlanden verzierten, mit Flaggen geschmückten Zelte mit der davor auf- und abwogenden bunten Menge einen überaus festlichen Eindruck.

Betreten wir die Eingangshalle des dem Bahnhofe zunächst gelegenen Zeltes, so ruft uns dem Eingang gegenüber ein aus Bohnen und anderen Früchten zusammengesetzter Spruch ein herzliches Willkommen zu; zur Linken finden wir eine reiche Auswahl von Georginen und anderen Herbstblüthen, ausgestellt von den Herren Johann und Adam Braun in Alzey. Durch eine der beiden Portieren in das Innere des Zeltes tretend, finden wir uns überrascht durch die Reichhaltigkeit der Ausstellung sowohl, wie durch die sinnige Anordnung derselben, letztere ein Verdienst des Herrn Georg Braun in Alzey, der auch hier wie schon so häufig anderwärts seine Meisterschaft in derartigen Arrangements bewährt hat. Eine breite Tafel, rings um die innere Wand des Zeltes laufend, und eine mittlere, die das Zelt der Länge nach durchschneidet, bieten kaum Raum für die angemeldeten Gegenstände.

Zur Ausschmückung des Raumes hatte der Handelsgärtner Herr W. Dietzmann von hier bereitwilligst eine Menge Topfpflanzen zur Verfügung gestellt, die, in großen Gruppen vereinigt, einen recht freundlichen Eingang bildeten. Auf dem mittleren Tisch prangt ein Riesenbouquett, ausgestellt von den Herren Knicker und Kraft, Gärtner bei dem Freiherrn von Recum. Die Tafel der Hinterwand ist eingenommen von einer großen Auswahl Georginen, Astern, Petunien und anderen Herbstblüthen, ausgestellt von den Herren Georg Braun in Alzey und C. von Baerle in Worms; in der Mitte, aus Blumen zusammengesetzt ein W, darüber an der Wand die Büste Sr. Majestät des Königs, umgeben von den Gruppen: Paul und Virginie, und Hermann und Dorothee, aus dem Atelier der Herren Cauer.

Zur Besichtigung der ausgestellten Producte übergehend, finden wir den mittleren Tisch bis auf einen kleinen Raum eingenommen von Obst, einer Sammlung von Früchten, die sowohl an Qualität wie an Quantität eine ausgezeichnete genannt werden darf. Es ist nicht möglich, alle Aussteller nahmhaft zu machen, ohne die Grenzen dieses Berichts zu überschreiten, heben wir daraus nur das Vorzüglichste hervor. Da finden wir, gleich an dem vorderen Ende des Tisches ein Sortiment von ungefähr 40 Weintrauben (ausgestellt von Herrn Fr. Gräff); etwas weiter hinein wenn auch nicht ganz so zahlreiches, doch eben so vorzügliches aus dem Kauzenberg, dem Eigenthum des Herrn Frh. von Recum. Möglich, daß die Namen der beiden genannten Aussteller eine jede Concurrenz zurückschreckt, denn mit Ausnahme einiger schön entwickelter Sorten des Herrn de Gelhau bei Saarlouis finden wir den für unsere Provinz so wichtigen Weinbau nur noch schwach vertreten. Die genannten Sortimente geben aber auch eine vollständige Uebersicht sowohl der in den Weinbergen cultivirten, zur Weinbereitung benutzten Traubensorten, wie der in Gärten und Spalieren zum Nachtisch gezogenen Fleischtrauben.

Aepfel und Birnen waren äußerst reich vertreten. Um nur die vorzüglichsten Sortimente zu nennen, so hatten dergleichen ausgestellt die Herren: Max Kaul (26 Sorten), Justizrath Linn in Meisenheim (22 Sorten), Ludwig Decker in Möllsheim (70 Sorten), Jacob Remagen, Lehrer in Niederbieber (155 Sorten), Anton Lehmann in Adenau (83 Sorten), die Landesschule in Engers (58 Sorten) und F. C. Korn in Trarbach.

Eine Sammlung Tafelobst: Aepfel, Birnen und prachtvolle Pfirsiche, wahre Prachtexemplare waren von Herrn Adolphe de Gelhau bei Saarlouis eingesandt.

Ein ganz besonderes Verdienst um die Ausstellung hatte sich Herr Dr. Lossen von hier erworben. Derselbe hatte sich der Mühe unterzogen, die hier und in der Umgegend gewöhnlich gezogenen Aepfel- und Birnensorten zu sammeln und dieselben, nach dem Obstbuch von Jahn, Lucas und Overdieck in Wirtschaftsobst, Tafelobst und feines Tafelobst geordnet, aufzustellen. So war eine äußerst reichhaltige Sammlung entstanden, die ein anschauliches Bild von dem hiesigen Obstbau gewährte, des Guten viel bot, aber auch nicht verschwieg, daß noch mancher Stamm einer bessern und einträglicheren Sorte Raum geben kann.

An dem oberen Ende des Tisches finden wir die Producte des Seidenbaues aus der Provinz, ausgestellt von der Central-Haspel-Anstalt zu Engers. Neben einer großen Masse Cocons in den verschiedenen Farben finden wir auch die daraus gewonnene Rohseide reich vertreten, wegen Mangel an Raum aber wenig übersichtlich geordnet. Bei der Aufmerksamkeit, welche die Behörden und der landwirthschaftliche Verein dem Seidenbau gewidmet, kann dem Beschauer die Bemerkung nicht entgehen, daß die Seidenzüchter bis jetzt mit nur wenigen Ausnahmen dem Lehrerstande angehören, eine Erscheinung die um so auffallender ist, als der Seidenbau nur geringe Mittel und nur während einer kurzen Zeit des Jahres die Aufmerksamkeit des Züchters in Anspruch nimmt, sich also sehr wohl als einträgliche Nebenbeschäftigung besonders für den Winzer eignet.

Hier sei auch gleich der Ausstellung des Rheinisch-Westpfälischen Vereins für Bienenzucht und Seidenbau erwähnt, die sich in einem Nebenbau des anderen Zeltes befindet. Neben Cocons und roher Seide finden wir auch daraus gewonnene Fabrikate, gefärbt und ungefärbt, die nach dem Urtheile von Kennern von recht guter Qualität sind.

Die Wurzelfrüchte waren in großer Anzahl und in prächtigen Exemplaren vertreten. Mehrere hundert Sorten, theilweise von den Ausstellern aus Samen neu gezogen, von der kleinen Erdmaus bis zur Pfundschweren Knolle, zogen die Bewunderung besonders der Hausfrauen auf sich. Runkelrüben, Steckrüben (Erdkohlrabi) von überraschender Größe, meist in neu gerodeten Weinbergen gezogen, sind für den Landmann ein Fingerzeig, wie sehr die Lockerung des Bodens das Wachsthum und den Ertrag der Pflanzen erhöht. Um auch hier Namen zu nennen, seien erwähnt die Aussteller: Andreas Golling, Susanna Heintz, Posthalter Anheißer von hier, Adam Braun in Alzey. Drei ungeheure Rettige von 2 Fuß Länge, ebenfalls in einem Weinberg gewachsen, hatte Herr Carl Wallauer ausgestellt; ein vorzügliches Sortiment gelbe Rüben (Möhren) Herr Georg Braun in Alzey (preuß. Fuß = 0,314m).

Die Masse der verschiedenen Gartenfrüchte: Weißkraut, Rothkaut, Wirsing, Kohlrabi, Gurken, Kürbisse, Zwiebeln, Erbsen, Bohnen, Spinat, macht eine ausführliche Besprechung unmöglich. Besondere Erwähnung verdienen die Producte der Herren: Georg Braun in Alzey (verschiedene Kohlarten, Zwiebeln, Gurken von letzteren besonders die weiße russische ausgezeichnet); Adam Braun in Alzey (Kohl in verschiedenen Arten, Melonen, Kürbisse, Gurken); Fr. Carl Gräff in Heddesheim (besonders schöne Zwiebeln und junge Gemüse: grüne Erbsen und junge Bohnen, Radieschen); J. Fr. Reichard in Neuwied (ebenfalls verschiedenes Gemüse, Kohl, Gurken; C. von Baerle in Worms (600 Sorten Bohnen, Zwiebeln, Gurken, Kürbisse, darunter eine Herkuleskeule von über 4 Fuß Länge); Andreas Golling in Kreuznach (vorzüglicher Wirsing); Fr. Kühn in Kreuznach (besonders Kohlrabi).

Am Dienstag erst ausgestellt, und daher wohl nicht von jedem Besucher der Ausstellung bemerkt, sind die durch ihre Größe und Schwere ausgezeichneten Gemüse des Herrn Goldhausen in Aachen, namentlich Weißkraut, Rothkraut, Wirsing, Zwiebeln, Breitlauch und Sellerie.

Nicht minder aufgefallen sind die Kürbisse des Herrn Huff in Horweiler im Gewicht von 69 Pfund und des Herrn J. P. Müller in Trier in einem Gewicht von 108 Pfund!

Einige Gemüse, die noch einer weitern Verbreitung werth, sind: Der Neuseeländer Spinat, ausgezeichnet durch großen Ertrag, Cottegger's Arbeiter-Sprossenkohl, ebenfalls sehr ergiebig, und der weiße oder gelbe römische Mangold, dessen Stengel, wie Spargel zubereitet, ein äußerst schmackhaftes Gemüse geben.

Die Getraidearten waren in der Ausstellung äußerst schwach vertreten. Außer einem Sortiment des Herrn v. Baerle in Worms, bestehend aus 158 Arten Weizen, 16 Sorten Roggen, 27 Sorten Hafer, 27 Sorten Gerste und 18 Sorten Hirse, hatte nur Herr Achilles von hier Proben von hier gewachsenen Weizen, Roggen und Gerste ausgelegt. Mais in verschiedenen Varietäten hatte Herr Fr. C. Gräff in Heddesheim, Herr O. v. Baerle ausgelegt; 6 verschiedene Varietäten der Moorhirse ebenfalls der letztgenannte Aussteller.

Weiden- und Wiesen-Gräser finden wir in der Eingangshalle, nach ihrem Werth bei der Fütterung eingetheilt in saure und süße Gräser, ausgestellt von J. H. Gerten bei Wesel.

Wenige Proben Flachs von Herrn Augustin in Morsdorf, Ch. Heinemann in Andernach, und Hanf, ausgestellt von letzterem und Johann März in Simmern, vertreten die Gespinnstpflanzen. Von ausgezeichneter Länge und Feinheit der Faser ist es zu bedauern, daß dieser Culturzweig, durch die Baumwolle beinahe ganz verdrängt, nur geringen Gewinn für das darauf verwendete Capital an Geld und Arbeitskaft verspricht.

Dasselbe gilt von den Handelsgewächsen. Wenige Proben Tabak geben nur Zeugniß davon, daß dessen Cultur wenigstens noch nicht ganz aufgehört. Wo neben dem Ackerbau ein starker Weinbau betrieben wird, der allen überflüßigen Dünger, -- und vielleicht noch mehr -- consumirt, ohne der Wirthschaft selbst welchen zuzuführen, da ist die Cultur von Handelsgewächsen von vorn herein ausgeschlossen.

Dieselben Rücksichten hemmen auch wohl die weitere Anlage von Hopfenplantagen die hier ganz vorzüglich gedeihen, wie eine Hopfenprobe von Johann Esser in Gutenberg bezeugt.

Von animalischen Produkten finden wir Honig in Scheiben und ausgelassen, so wie einige Wachstafeln am oberen Ende des Tisches zur Linken. Die Bienenzucht ist eben noch nicht von großer Bedeutung in der Rheinprovinz, obgleich sie sich in dem letzten Jahrzehnt durch Einführung besserer Behandlung der Stöcke sehr gehoben hat, wie gar nicht zu leugnen ist. Sonst finden wir noch gleich am Eingang rechts drei Holländer Käse, ausgestellt von den Herren Holland auf Reeserward und J. A. Schmitz in Hübsch bei Rees. Wer von der geringen Menge an ausgestellten Käse auf die geringe Bedeutung der Käsefabrikation in der Provinz überhaupt schließen wollte, der würde indeß sich irren; für einige Kreise des Unterrheins hat dieselbe die gleiche Wichtigkeit wie hier am Ort der Weinbau. Solche jährlich wiederkehrenden Ausstellungen werden immer die Erzeugnisse der Gegend am reichsten enthalten, in der sie gerade Statt haben. Finden wir am Unterrhein in Wesel, in Rees besonders Producte aus der Viehhaltung und Milchwirthschaft, so bildet hier in Kreuznach das ausgestellte Obst den Glanzpunkt, nach dem sich Alles drängt und das Alle bewundern. Und wer wird die Ausstellung verlassen haben, ohne zu gestehen, daß wirklich viel ausgezeichnetes darunter zu finden gewesen?!

Verlassen wir hiermit die Producten-Ausstellung und wenden uns, an dem bis auf den letzten Platz gefüllten Festzelt vorüber gehend, nach dem für die Aufnahme der Geräthe bestimmte Zelt.

Gleich am Eingang erblicken wir eine höchst originelle Sammlung, eine Sammlung von etwa 200 Naturstöcken, teilweise schön geschnitzt, die der Herr Hauptmann von Hohlweg in Heddesheim mit vielem Fleiß zusammen gebracht.

In das Innere des Zeltes tretend, finden wir eine reiche Auswahl Korbmöbel von Fr. Holtbuer in Bonn, die Dauerhaftigkeit mit Eleganz in der Ausführung verbinden und große Beachtung finden. – Auf einem langen Tische zur Linken hat das Geräthe-Depot zu Bonn alle die kleineren Geräthe ausgestellt, die in der Feld-, Forst-, Garten- und Hauswirthschaft gebraucht werden. Die verschiedenartigsten Scheeren, Messer, Aepfelschäler, Spaten, Schaufeln, Beile, Butterfässer, chirurgische Instrumente, Büchsen zum Schwefeln der erkrankten Trauben etc. finden wir dort in bester Construction und solider Arbeit. Neben diesen kleineren Geräthen finden wir ebenfalls von dem Depot zu Bonn ausgestellt: verschiedene Pflüge, so den Schmerz´schen, den amerikanischen Wendepflug, den Adler- und den Dombasle´schen Pflug, ferner Colemann´s und noch einen kleineren fünfschaarigen Extirpator, Sackhalter, einen eisernen Schweinetrog mit Abtheilungen für 6 Ferkel, Hand- und Pferderechen, eine Häckselmaschine nach Richmond und Chandler, eine Rübenschneidemaschine, einen Oelkuchenbrecher und zwei Furcheneggen. In der offenen Galerie nächst dem Zelt ferner: eine Zwillingsegge von Eisen, eine Brabanter Egge, eine Windmühle, deren Windsack und Flügel von Eisenblech gefertigt, einen eisernen Schollenbrecher, so wie Barott´s und Clayton´s Dreschmaschinen für Dampf- und Wasserbetrieb. – Zu dem Zwecke gegründet, den Landwirthen die Anschaffung gut construirter Maschinen und Geräthe zu erleichtern, ist es erfreulich wahrzunehmen, wie in den wenigen Jahren seit dem Bestehen des Depots die Einführung verbesserter Maschinen in der Landwirthschaft zugenommen und das Vertrauen in die Leitung durch einen jährlichen Absatz sich ausspricht.

Die Maschinen-Bau-Anstalt von G. Talbot und Herbrand in Aachen hat eine Dreschmaschine ausgestellt, deren Göpel Erwähnung verdient. In einem gleichschenklichen Dreieck treibt ein dreifaches Vorgelege eine Seilscheibe, welche durch ein über 2 Rollen an der Spitze des Dreiecks laufendes Seil die Bewegung unmittelbar auf die Dreschtrommel überträgt. Dem Zerbrechen des Göpel´s wie es durch Hineinfallen fester Gegenstände in die Dreschtrommel so häufig vorkommt, ist durch diese Combination jedenfalls vorgebeugt. Ob die Maschine in ihren sonstigen Leistungen den Anforderungen entspricht, dazu gehört eine längere Beobachtung, wie sie der kurze Probedrusch nicht ermöglicht. Sonst war keine einzige Fabrik landwirthschaftlicher Maschinen auf der Ausstellung vertreten, was um so mehr auffallen muß, da gerade dieser Industriezweig in den letzten Jahren einen großen Auffschwung genommen. – Von Mechanikern hatten Mehrere einen Beitrag zu der Ausstellung geliefert; so Herr Laubenheimer in Meisenheim eine Häckselmaschine, die durch eine untergelegte Kette aus Eisendraht das Fortgleiten des Bodengurtes sichert; ferner von Lauf in Monzingen eine Häckselmaschine und eine Schrotmühle, von Herrn Clemens in Kreuznach eine Rübenschneidemaschine, eine Kartoffelquetsche, eine recht gut gearbeitete Schrotmaschine in dem Preise von 26 Thlr. und eine Malzmühle; J. Dehne in Vorst bei Kempen zwei Dengelmaschinen. Herr Schwarz in Nieder-Ulm hatte eine sehr empfehlenswerthe Drill- und Düngerstreumaschine eingeschickt, zum Drillen von vier Reihen Getreide geeignet, die um so mehr Beachtung fand, als von den Landwirthen hier in der Umgegend das Drillen des Getreides noch nicht versucht worden ist. Derselbe Aussteller hatte auch einen amerikanischen Pflug gesendet. Der Herr Lapointe in Imsbach bei Türkismühle hatte gleichfalls einen amerikanischen Pflug, einen Dombasle´schen Pflug und Hornsby´s Patentpflug ausgestellt, welch´ letzterer namentlich bei äußerst gefälliger Form für die Bearbeitung schwerer Bodenarten zu empfehlen ist. Sein spitzwinkeliges Schaar, das lang gestreckte flach gewundene Streichbett erleichtern das Endringen in schweren Boden und das Umwenden desselben sehr. – Noch zu nennen sind: Der rheinische Pflug von C. Küppers in Crefeld, mit zwei convex gebogenen Streichbrettern, anstatt des sonst gebräuchlichen concaven, eine Windmühle von Brock aus Werken, eine Alban´sche Breitsäemaschine, und ein Pflug von Ch. Mayer in Meisenheim, der durch leichte Veränderung zugleich als Untergrundpflug, Häuselpflug und Kartoffel-Ausheber dienen soll. Mag derselbe als Untergrund- und Häuselpflug seinem Zweck entsprechen, zum Ausheben der Kartoffeln wird er eben so wenig gute Dienste leisten, wie alle bis dahin zu diesem Zweck erfundenen Instrumente.

Kelterschrauben sind in großer Anzahl ausgestellt von den Herren: Laubenheimer in Meisenheim, Köbig und Clemens von hier. Der zuletztgenannte hatte auch zwei eiserne Bettstellen aufstellt, mit einem Boden, der – aus in Federn ruhenden Latten gebildet – die Einlage einer Sprungfedermatratze unnöthig macht.

Herr R. Schröder hatte auch einige Erzeugnisse aus seiner, auch in weitern Kreisen bekannten Fabrik ausgestellt; außer prächtigen Marmortischen auch die weniger ins Auge fallenden Gewebe von Draht-Siebe zum Reinigen des Getreides, Gitter zum Abschluß der Gärten, und ein paar Blumenkörbe.

Von kleineren Geräthen zum landwirthschaftlichen Gebrauch sind noch nachzutragen: zwei Milchnäpfe aus lackirtem Eisenblech ohne Naht, verfertigt und ausgestellt von Herrn Dunkel in Solingen. Leicht, nicht der Gefahr des Zerbrechens ausgesetzt, daher minder kostspielig wie die bis jetzt gebräuchlichen Thon- oder Glasgefäße, wäre ihre allgemeine Einführung gewiß zu wünschen.

Säcke von Wwe. Koch in Saarlouis verdienen des niedern Preises wegen Beachtung, ein Schellenzug, aus Horn gefertigt, von Adam Förster in Kreuznach, als Curiosum.

Die beinahe allgemein gewordene Anwendung von Guano, Chilisalpeter und besonders von Knochenmehl und dessen Präparaten, ließ erwarten, daß derartige Fabrikate auch auf der Ausstellung vertreten sein würden. Wir finden denn auch ausgestellt: von Albert Reinhold in Düsseldorf Proben von peruvianischem Guano, Chilisalpeter, pulverisirtes Knochenmehl, Phosphate de Chaux; von der chemischen Fabrik Rhenania in Aachen: pulverisirtes Knochenmehl und Superphosphat; von Clemm-Lennig in Mannheim: peruvianischen Guano, Weinbergs-Guano, gestampftes Knochenmehl, gedämpftes Knochenmehl und Superphosphat.

Der immer steigende Verbrauch von Knochenmehl , die Ausfuhr von Knochen nach England, haben natürlich den Preis derselben sehr in die Höhe getrieben, und ließen Ersatz suchen in einem Mineral, dem Phosphorit, das glücklicherweise auch bei uns in Deutschland aufgefunden und ausgebeutet wird, so bei Amberg in Bayern, bei Hörde und Haßlingshausen in Westphalen. Ausgestellt von den Herren Sopp und Schulz in Beuel bei Bonn finden wir den Phosphorit und daraus bereitete Präparate: Stickstoff-Superphosphat, Kali-Superphosphat, Phosphorguano I, Phosphorguano II, Weinbergsdünger I, Weinbergsdünger II. Von denselben Herren ausgestellt ferner: Staßfurther Abraumsalz, aus dem Kali gewonnen wird, fossile Knochenerde, stickstoffhaltiges fossiles Knochenmehl und salpeterhaltiges fossiles Knochenmehl, Eine chemische Analyse liegt diesen Düngersorten nicht bei, ebenso wenig eine Preisangabe! jedenfalls aber haben wir es mit Hülfsdüngern zu thun, die den Landwirthen sehr zur Beachtung und zu Versuchen zu empfehlen sind.

Drainröhren zur Entwässerung des Bodens waren ausgestellt in verschiedensten Dimensionen von Ev. Brendgen in Horrem und aus der Fabrik von Villeroy und Boch auf Heilbronn bei Merzig. Diese Fabrik hatte außerdem verschiedene Thonwaaren in vorzüglicher Güte eingesandt: hohle Mauerziegel, Röhren zu Wasserleitungen, Schornsteinen etc. und ein kleines Dach von ganz neuer Construction. Die Ziegel greifen nämlich durch Falzen in einander, nicht wie sonst gebräuchlich, über einander; das Dach wird dadurch leichter und dichter, eine Anordnung, die bei Sachverständigen ungetheilten Beifall gefunden. Bei einem Preise von 32 Thlr. per Mille im Gewicht von 48 Ctrn. genügen 225 Pfannen zur Deckung einer Quadratruthe Fläche.

Röhren aus Steingut zu verschiedenen Zwecken waren von Mittweg in Aßmannshausen ausgestellt; Apparate für die unterirdische Ent- und Bewässerung des Bodens von dem Bezirks-Wiesenbaumeister Knipp in Trier.

In einem Seitenbau des Zeltes finden wir die Bienenwohnungen; nach von Berlepsch hatten welche ausgestellt die Herren H. Kühl von hier und Telkhaus in Deiringen; andere Bienenwohnungen aus Stroh und Holz, oder aus beiden Materialien, sowie Sammlungen von Feinden der Bienenzucht waren in großer Anzahl vorhanden. Ein Beobachtungs-Bienenstock nach Dzierzon von R. Wächter war fortwährend umringt von Schaulustigen, die mit Interesse das Leben und Treiben dieses arbeitsamen Völkchens in seinem eigenen Hause verfolgten. Verlassen auch wir mit diesem angenehmen Eindruck das Zelt und die Ausstellung.

Der Montag war zu den Sitzungen der Sectionen und der Plenarversammlungen bestimmt. Von Seiten des Ministeriums für landwirthschaftliche Angelegenheiten war dazu der Herr Geheime Regierungsrath Oppermann eingetroffen, und auch der Oberpräsident unserer Provinz, Herr v. Pommer-Esche, beehrte das Fest mit seiner Gegenwart.

Die Verhandlungen in den Sectionen hatten einen recht lebhaften Verlauf; die Mannigfaltigkeit der Berathungsgegenstände machte aber die Erledigung der Tagesordnung in allen Fällen nicht möglich. Eingehenden Bericht zu erstatten, müssen wir der Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereins überlassen.

Ein Festmahl von über 300 Gedecken vereinigte die Festgenossen bis zum Abend in den Räumen des Kurhauses. Daß es dabei an heiteren und sinnigen Trinksprüchen nicht gefehlt, brauchen wir wohl kaum zu versichern.

Die am Dienstag stattgehabte Viehausstellung hatte die Landwirthe aus der Umgegend in ganzen Schaaren herbeigelockt. Von dem Festzelte durch Barrieren abgezäunt, standen die einzelnen Viehgattungen nach Alter und Geschlecht gesondert. Ungefähr 200 Kühe, circa 50 Rinder, waren Repräsentanten theils der Glan- und Birkenfelder Race, theils der holländischen Race, von der ein einzelner Händler aus Duisburg 76 Stück auf die Ausstellung gebracht hatte. Schweizer Vieh und davon abstammendes war in geringer Anzahl erschienen; ein ausgezeichneter Trupp dieser Abstammung 1 Stier, 6 Kühe, 5 Rinder, mußte leider wegen Krankheit von der Ausstellung zurückgezogen werden. Die hier einheimischen Racen, das Glan- und Birkenfelder Vieh, so schön sie auch in den Körperformen entwickelt sein mögen, können doch in Bezug auf Milchergiebigkeit nicht mit dem Holländer Vieh concurriren, eine Thatsache, die auch von den hiesigen Landwirthen dadurch anerkannt worden ist, daß von den 76 Stück nur ganz wenige, wenn wir recht gehört haben, nur 6 unverkauft geblieben sind.

Stiere waren ungefähr 20 Stück aufgetrieben, hiesiger Race, holländischer und schweizer Race, darunter einige Exemplare von ausgezeichnet schönem Körperbau.

Die hiesige Gegend ist wegen mangelnder Weiden, Zersplitterung des Grundbesitzes, für die Pferdezucht wenig geeignet. Um so mehr ist anzuerkennen, daß seit der vor 7 Jahren hier stattgehabten Ausstellung ein Fortschritt in der Zucht unläugbar ist, wenn auch ausgezeichnete Thiere bis jetzt noch nicht gezogen worden. Beschickt war die Ausstellung von etwa 50 Stuten mit Fohlen und circa 20 Fohlen in dem Alter von einem Jahr und darüber.

Von Schweinen war nur eine einzige Familie, 1 Eber, 1 Sau, mit 7 Ferkeln, von Irländer Race, ausgestellt. Die feinknochigen, wohlgenährten Thierchen fanden sehr viele Liebhaber, und werden die Ferkel meist zur Zucht aufgezogen werden.

Wenige Schaafe bezeugten, daß dieselben hier am Oberrhein wenigstens nicht ganz ausgestorben sind; einige Ziegen entsprachen aber nicht der großen Anzahl dieser nützlichen Thiere und der Wichtigkeit, welche dieselben für die hiesige Gegend haben.

Suchen wir noch einige Crève-Coeur Hühner in dem Maschinenzelt auf, die wegen des dafür geforderten Preises die Beachtung auf sich zogen, dann haben wir gewissenhafte Rundschau gehalten.

Wegen Kürze der Zeit hatte das Wettpflügen und Probiren der Geräthe auf den Mittwoch verschoben werden müssen. Unweit des Festplatzes bot ein Stoppelfeld den Pflügern Gelegenheit, ihre Geschicklichkeit in der Führung des Pfluges zu zeigen. Die anhaltende Dürre hatte den Boden ziemlich gehärtet und schaffte den Arbeitern ein ungüstiges Terrain. Mit der Musik an der Spitze zogen die 6 als am besten prämirten Pflüger nach gethaner Arbeit durch die Stadt.

Von Geräthen wurden auf dem Felde sonst noch probirt: der Pflug von Mayer in Meisenheim, der rheinländische Pflug von Cürten und der Hohenheimer Pflug. Ein eingehendes Urtheil über diese Geräthe zu fällen, ist bei der kurzen Dauer der Probe nicht möglich; der Hohenheimer Pflug hat aber schon seit langen Jahren auf vielen Ausstellungen Anerkennung gefunden, und steht das Urtheil über diesen fest.

Die lange Dauer des Festballes, der feurige Nahewein hatte viele Mitglieder die Zeit der Sectionssitzungen vergessen lassen, und waren dieselben auch spärlich besucht. Die um 11 Uhr stattgefundene Plenarsitzung war dagegen recht zahlreich besucht. Ein trefflicher Vortrag des Herrn Regierungsrathe Mohr aus Koblenz, an die Lehren Liebigs anknüpfend, wies auf die Nothwendigkeit hin, dem Acker einen vollständigen Ersatz für die dem Boden durch die Erndten entnommenen Bestandtheile zu geben. Möchte der Beifall, den diese Rede gefunden, sich auch im praktischen Leben bewähren und die Landwirthe zu einer inteligenteren Düngung ihrer Felder anspornen, sich selbst und dem ganzen Lande zu Nutzen.

Ein Extrazug vereinigte zum letzten Male die Vereinsgenossen zu einem Ausflug nach Münster am St. und der Ebernburg. Waren dieselben schon durch den freundlichen Empfang, die allgemeine Theilnahme der Bevölkerung an dem Feste angenehm berührt, so ließ der Besuch dieser herrlichen Punkte sie den Abschied von Kreuznach noch schwerer empfinden. – Der Berichterstatter kann indeß nicht schließen, ohne den hiesigen Turnern ein Wort der Anerkennung zu widmen, die sich dem Vereinspräsidenten bereitwilligst zur Verfügung gestellt und die Ordnung auf dem Festplatz und in den Zelten musterhaft aufrecht erhielten.

Nachweise

Verfasser: Jörg Julius Reisek

Redaktionelle Bearbeitung: Dominik Kasper

Quelle

  • Aus: Der kleine Rheinische Bote: Taschen-Kalender für den Bürgers- und Bauersmann auf das Gemeinjahr 1863 nach Christi Geburt. Kreuznach R. Voigtländer. Zu haben bei M. Achilles in Kreuznach. Preis 1/2 Silbergroschen. (HWZB: Signatur: Z 126.1863)
  • Weitere vorhandene Jahrgänge: 1864, 1866, 1868 und „Der kleine unterhaltende Hinkende Bote“ 1867, „Der kleine hinkende Hunsrücker Bote für die Rheinprovinz“1870, 1875, 1876,
  • Holzstichillustrationen aus: Das neue Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien. Bd. 3: Gewinnung der Rohstoffe aus dem Innern der Erde, von der Erdoberfläche sowie aus dem Wasser. Leipzig; Berlin: Spamer, 1864.

Literaturhinweise

  • Beck, Otto: Beschreibung des Regierungsbezirkes Trier. Trier: Lintz, 1869. (Bd. 2. S. 324-456: Landwirtschaftliche Fortbildung, landwirtschaftliche Lehrer und Lehranstalten, Vereine... Ist als zeitgenössische Quelle empfehlenswert!)
  • Krzymowski, Richard: Geschichte der deutschen Landwirtschaft...unter besonderer Berücksichtigung der technischen Entwicklung der Landwirtschaft. Stuttgart: Ulmer, 1951. (Geschichtlicher Überblick S. 321-340: Das landwirtschaftliche Vereins- und Genossenschaftswesen)

In der Heimatwissenschaftliche Zentralbibliothek ist umfangreiche Literatur über alle Bereiche der Landwirtschaft (auch ältere Periodika) vorhanden.

Erstellt: 21.06.2010