Römerstrassen zwischen Mosel und Rhein - Unterwegs zu sehenswerten Römerfunden
von Gertraud und Heinz-Egon Rösch
In dem Werk „Römerstrassen zwischen Mosel und Rhein- Unterwegs zu sehenswerten Römerfunden“ hat das Ehepaar Rösch eine text- und bildgewaltige Zusammenfassung ihrer Studien herausgebracht. Auf rund 180 Seiten findet sich ein Nachempfinden der römischen Wege durch Rheinland-Pfalz.
Hier ein Auszug aus dem Text:
Römerstraßen – ein geschichtlicher Überblick
Der Begriff „Römerstraße“ ist seit Jahrhunderten gängig und auch zutreffend. Gemeint sind die Straßen, die in römischer Zeit geplant und ausgebaut wurden. Auf rund 100 000 km durchzogen sie das gewaltige römische Imperium, z.B. in Italien die Via Appia, die Via Aurelia, die Via Claudia Augusta über den Reschenpass zur Donau oder die Via Agrippina nach Köln. Die Römer nutzten in den Provinzen Belgica (Trier), Germania Superior (Mainz), Germania Inferior (Köln), an Mosel und Rhein auch die von den Kelten vorhandenen Wege und die „Salzstraßen“. Die römischen Straßen wurden in unseren Regionen meistens auf den langgezogenen Höhenrücken von Eifel, Hunsrück, Saargau, Pfälzer Bergland und Pfälzerwald angelegt. Flusstäler kamen nur in seltenen Fällen in Frage, da die Täler zumeist sumpfig und oft überschwemmt waren. Nur breite Flussterrassen wurden mit Wegen, Straßen und Siedlungen bebaut. Rhein, Mosel, Nahe und Saar boten für den Schiffsverkehr gute Voraussetzungen. Die Römerstraßen selbst waren direkte Verbindungen zu den wichtigsten römischen Standorten. Außerdem boten die römischen Höhenstraßen einen Vorteil bei feindlichen Angriffen, die von unten her geführt wurden. Inzwischen sind kaum noch echte Römerstraßen zu sehen. Im Laufe der Jahrhunderte wurden sie überbaut von Feld- und Waldwegen, von Kreis-, Landes- und Bundesstraßen, auch Autobahnen, welche den topographischen und geomorphologischen Gegebenheiten des hervorragend angepassten römischen Straßensystems folgen. Als Straßenknotenpunkte sieht man Trier (Augusta Treverorum), die spätrömische Kaiserstadt, aber auch Metz (Divodurum), die Hauptstadt der Mediomatriker. Von diesen Städten gingen die Römerstraßen in allen Richtungen aus, ebenso von Mainz (Mogontiacum) der Hauptstadt Obergermaniens. Weitere Straßenknotenpunkte waren u.a. in Köln, Andernach, Zülpich, Arlon, Saarbrücken, Sarreguemines, Sarrebourg, Saverne, am Donon, Strasbourg, Tholey/Wareswald, Bad Kreuznach, Alzey, Worms, Speyer, Johanniskreuz. Die Straßen waren sechs bis acht Meter breit und bestanden aus mehreren Schichten. Der obere Belag war aus einer Schotter- Kiesschicht, mitunter auch aus diagonal verlegten Steinplatten. Zur Mitte hin war die Straße leicht gewölbt. Rechts und links wurden tiefe Gräben ausgehoben, sodass Regen- oder Grundwasser gut abfließen konnten. Am Rande der wichtigsten Straßen standen Meilensteine. Eine römische Meile (mille passuum) betrug 1481 Meter. In Gallien und Germanien wurden ab Mitte des 3. Jahrhunderts Leugensteine aufgestellt. Eine Leuge entsprach 2220 m. Auf den Steinen war nicht nur die Entfernung vom Ausgangspunkt der Straße angegeben, sondern auch der Name des Kaisers, der zum Zeitpunkt der Steinsetzung regierte. Dies sollte seiner Verherrlichung dienen. Von den Hauptstraßen zweigten Nebenstraßen zu den entfernt liegenden Villen (Landbauernhöfe, Herrschaftshäuser), Heil-Thermen und Tempeln ab. Unterwegs gab es Pferdewechselstationen (mutationes) und Rast- und Gasthäuser (mansiones, stabulae) und mitunter einen vicus von Häusern mit Wohnungen, Werkstätten, Läden. Soldaten waren in Baracken untergebracht. Brunnen sowie das Forum bildeten den Mittelpunkt dieser Anlagen. Auf den Straßen florierte bewegtes Leben. Man ging zu Fuß, ritt auf Eseln, Maultieren und Pferden, die auch Transportwagen mit zwei Achsen (plaustrum) oder leichte Wagen (cisium) zogen. Mehrere Personen benutzten eine raeda oder eine carruca. Diese Wagen waren überdacht und hingen wegen der Federung in starken Lederriemen. Sie schaukelten gemächlich bei den oft anstrengenden Reisen. Besser als eine politische Einteilung und Raumgliederung bietet sich eine landschaftlich-geographische Darstellung an. Die rechtsrheinischen Römerstraßen zwischen Rhein und Limes werden hier nicht berücksichtigt. Richtschnur für das Untersuchungsgebiet ist die Mosel von der Quelle über Trier bis zur Mündung. Der Rhein gibt die Grenze zwischen Strasbourg und Köln im Osten und Norden an. Es handelt sich dabei um große Teile von Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Luxemburg, Lothringen und dem Elsass.