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Raiffeisens Wirken in Heddesdorf (1852-1865)

Das Gebäude des „Heddesdorfer Darlehnskassen­Vereins“, der 1864 aus dem „Heddesdorfer Wohltätigkeitsverein“ hervorging. Zeichnung von Dr. Klaus­Jürgen Manns. [Bild: Akademie Deutscher Genossenschaften, Schloss Montabaur]
Porträt von Amalie Raiffeisen (2.1.1864 –11.1.1897). [Bild: Stiftung GIZ/Hermann Koch]

Am 16. September 1852 trat Raiffeisen seinen Dienst im schon industrialisierten Heddesdorf an. Hier lebten in nur 14 Gemeinden mit 9.000 Einwohnern fast doppelt so viele Menschen wie in Flammersfeld.
1853 kam Raiffeisens einziger Sohn Rudolf zur Welt. Zwei Jahre später folgte die Tochter Bertha.

In Heddesdorf setzte Raiffeisen den Ausbau der Rheinstraße fort, sodass man schließlich wetterunabhängig mit einem Fuhrwerk von Weyerbusch bis Neuwied reisen konnte. Auch leitete er den Bau zahlreicher öffentlicher Gebäude.

Im Mai 1854 gründete er, wieder mit wohlhabenden Bürgern wie dem Industriellen Albert Remy, den „Heddesdorfer
Wohltätigkeitsverein“ und wurde dessen Vorsteher. Von den vielen Vereinszwecken erlangte die Kreditkasse die größte Bedeutung. Sie war noch effektiver als die in Flammersfeld und verzeichnete in zehn Jahren fast 1.500 Darlehen von insgesamt 54.447 Talern.

Im Jahr 1863 verstarb Raiffeisens herzkranke Frau Emilie. Die älteste Tochter Amalie, noch keine 17 Jahre alt, musste sich nun um ihre drei jüngeren Geschwister kümmern. Auch Raiffeisens Gesundheitszustand verschlechterte sich erheblich, sodass er 1865 frühpensioniert wurde. Seine Pension von 444 Talern pro Jahr reichte nicht aus, um seine Familie zu ernähren. Erfolglos versuchte er, eine Zigarrenfabrikation aufzubauen. Erfolgreicher war er mit einer Weinhandlung.

Im Jahr 1881 wurde die Firma „Raiffeisen, Faßbender & Cons.“ gegründet. Hieraus entstand später die Raiffeisendruckerei. Fotografie aus der Gründungszeit.[Bild: Stiftung GIZ]
Grabstätte der Familie Raiffeisen in Neuwied­Heddesdorf.[Bild: Deutsches Raiffeisenmuseum]
Totenmaske von Raiffeisen. Sie wurde zwei Tage nach seinem Tod angefertigt und befindet sich heute im Deutschen Raiffeisenmuseum in Hamm (Sieg).[Bild: GDKE\ Ulrich Pfeuffer]

Am 18. Dezember 1867 heiratete er die Pfarrerswitwe Maria Penserot aus Kreuznach. Vermutlich wollte Raiffeisen seine Tochter Amalie von der Hausarbeit entlasten, um sie stärker für seine Bedürfnisse einzusetzen. Er nannte sie seinen „Geheimsekretär“, denn infolge seiner Sehschwäche musste sie ihm vorlesen und übernahm seine Korrespondenz. Aus diesem Grund verhinderte er, dass sie sich vermählte, während ihre Schwestern Caroline und Bertha gut situiert heirateten.

1876 verließ Rudolf Raiffeisen, der die kaufmännische Arbeit übernommen hatte, das Elternhaus, weil er zum
Militär eingezogen wurde. Nun stellte Raiffeisen für die Weinhandlung und genossenschaftsbezogene Tätigkeiten
Mitarbeiter ein, so Martin Faßbender (1880 – 1882) und Theodor Cremer (ab 1882).

Aus nicht vollständig geklärten Gründen kehrte Rudolf nicht mehr zurück, sondern ging nach Spanien. Seine Person wird in der Literatur sehr negativ beurteilt. Als Raiffeisen 1881 „zur Besserung der sozialen Verhältnisse“ die Firma „Raiffeisen, Faßbender & Cons.“ gründete, verschärfte sich der Konflikt zwischen Raiffeisen und seinem Sohn.
Auch seine Tochter Bertha brach zeitweise den Kontakt zu ihrem Vater ab. Doch 1887 kam Rudolf auf Bitten von Raiffeisen zurück und arbeitete sich in die genossenschaftliche Organisation ein. Am 11. März 1888 starb Friedrich Wilhelm Raiffeisen in Heddesdorf.