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Nicolai von Astudin

Nicolai von Astudin war ein russischer Landschaftsmaler, der vor allem für seine romantisch-realistischen Rheinlandschaften bekannt ist.

Die Biografie von Nicolai von Astudin ist aufgrund diverser irreführender Angaben in der Literatur nur schwer nachzuvollziehen. Astudin selbst trug dazu maßgeblich bei: Er kreierte einen in seinen Augen idealtypischen Lebenslauf, stellte sich als weit gereister Adeliger dar, der von einem freien Leben in den Großstädten Europas träumt. Ein patriotisch geprägter Nachruf auf den Maler bedient das Missverständnis, er sei in Frankreich Schüler eines berühmten Aquarellisten gewesen. So finden sich heute nicht nur im Bereich der biografischen Daten, sondern auch zu Herkunft und Werdegang oftmals verschiedene Angaben.

Schon der Name wirft Probleme auf: Seine Bilder signierte der Maler stets mit „N. Astudin“. Die Verlagsbuchhandlung nennt ihn „Nikolaus von Astudin“ oder auch „N. v Astudin“. In diversen Melderegistern finden sich mal ein „Astudin, Nicolai“, dann „Astudin“, das später durch ein „v.“ ergänzt wurde. Selbst nach seinem Tod geht das Rätsel weiter – Grabstein und Todesanzeige enthalten wieder andere Namensnennungen. Das Adelsprädikat „von“ war vermutlich eine Eigenkreation – entweder von Astudin selbst oder seines Verlages. In Russland gab es keinen entsprechenden Titel und es ist auffällig, dass der Zusatz erstmals auf Astudins Verlagsproduktionen auftaucht und in den Melderegistern nachträglich eingefügt wurde.

Auch die Angaben zu Astudins Geburtstag sind widersprüchlich, es finden sich Hinweise auf vier verschiedene Daten: 16. April 1847, 9. Juli 1849, 6. August 1852 oder 9. Juli 1847, wobei das Datum im Jahr 1849 am wahrscheinlichsten ist, da es einer Altersangabe auf dem Totenschein entspricht.
Auf den Meldebogen von Astudins Stationen in München und Oberlahnstein finden sich Angaben zu seiner Herkunft. Demnach wurde er in Moskau geboren, seine Mutter hieß Helene Astudin und war die russische Witwe eines Predigers (Vater † Basil). Seine Schulzeit verbrachte der Maler nach übereinstimmenden Berichten in St. Petersburg, später ging er zur Ausbildung nach Cassagne (bei Paris), Berlin und München. Weitere Angaben aus Astudins Kindheit und Lehrjahren sind wiederum sehr lückenhaft, bzw. widersprüchlich.

Um das Jahr 1875 taucht sein Name in einem Adressbuch-Eintrag in Berlin im Haus des „Königl. Instituts für Glasmalerei“ auf. Ab November 1882 wohnte Astudin dann in München, auf dem Meldebogen gibt er an: „Astudin, Nicolai, Landschafts-Maler, ledig, griech. kath. Religionszugehörigkeit“; Aufenthaltsgrund „Studium“. Ab 1893 verliert sich seine Spur für fast zehn Jahre. Es wird vermutet, dass er sich währenddessen unter anderem in Frankfurt a.M. aufgehalten hat. Vermutlich 1896 heiratete Astudin die Tiermalerin Johanna Meinecke; Sie ziehen 1903 zusammen nach München, später Bonn und Kassel, 1912 nach Oberlahnstein. Hier baut Nicolai mit seiner Frau ein Haus und sie werden „sesshaft“.
Nicolai von Astudin starb am 8. August 1925. Nach zeitgenössischen Quellen war die Todesursache eine Blutvergiftung infolge eines Bienenstiches. Johanna von Astudin starb 1928 ebenfalls in Oberlahnstein und wurde in Braubach beerdigt. 1950 sollten die Gräber von Nicolai von Astudin und seiner Frau zusammengelegt werden, seitdem gelten die Gebeine des Malers als verschollen. Sein Grabstein befindet sich derzeit im Lahnsteiner Stadtarchiv.

Nachweise

Verfasser: Sarah Traub

Verwendete Literatur:

Bickel, Wolfgang: Nicolai von Astudins "Bilder vom Rhein". Worms 2002.

 

Aktualisiert am: 14.04.2016