Hubert Anton Disch
Hubert Anton Disch wurde in Rees (Rheinpreußen) geboren. Er erlernte den Beruf des Flussschiffers. Mehr als 18 Jahre war er bei der Dampfschiffahrts-Gesellschaft für den Nieder- und Mittelrhein, Düsseldorf, beschäftigt; von 1847 bis 1855 als Kapitän. Im Jahr 1852 heiratete er Anna Maria, eine Tochter des Mainzer Kaufmanns Johann Michael Krebs. Das Ehepaar hatte zusammen 14 Kinder.
1855 begründete Disch ein Handelsgeschäft mit Kohlen in Kostheim am Main. Die Kohlen brachte er aus dem Ruhrgebiet und transportierte sie mainaufwärts bis nach Bayern. Als einer der ersten verwendete er Kähne aus Eisen. Sie verfügten über eine etwa vierfache Ladefähigkeit im Vergleich zu ihren aus Holz gebauten Vorgängern und waren wesentlich stabiler. Frühzeitig setzte Disch auf den Antrieb von Schiffen durch die Schraube statt durch Schaufelräder. So ließ er drei Schraubenschleppdampfer bauen, die sich als deutlich kostengünstiger als die bis dahin eingesetzten Radschlepper erwiesen. Seine Schiffe wurden vorrangig auf deutschen Werften gebaut. Eine Flotte eigner Schiffe befuhr den Rhein und seine Nebenflüsse.
Mit der Errichtung einer Fabrik zur Herstellung von Zellulose in Kostheim am Main eröffnete Disch 1885 ein neues Geschäftsfeld. Weiterhin übernahm er im selben Jahr den bis dahin zwischen Mainz und Kastel staatlich betriebenen Fährverkehr. Nach Erwerb eines Bergwerks brachte Disch seine Unternehmen aus Reederei und Handel in die AG für Handel und Schiffahrt H. A. Disch mit Sitz in Mainz ein. Deren Hauptverwaltung befand sich zeitweise am Fischtorplatz in Mainz. Bis zu seinem Lebensende wirkte der Unternehmer als Präsident des Aufsichtsrats. Nach seinem Tod wurde die Firma von seiner Witwe fortgeführt und später liquidiert.
Sozialpolitisch engagierte sich Disch als einer der Beisitzer der neu gegründeten Westdeutschen Binnenschifffahrts-Berufsgenossenschaft. Aufgrund seiner zahlreichen Verdienste, insbesondere um die Entwicklung des Mainzer Handels, wurde Disch 1885 der Titel des Kommerzienrats verliehen. Er starb nach kurzer Krankheit am 6. Dezember 1891 in Mainz. Nachrufe in den Mainzer Tageszeitungen heben seinen unermüdlichen Arbeitseinsatz, das menschliche Wesen und die Hilfsbereitschaft gegenüber den Armen hervor. Das eindrucksvolle Grabmal der Familien Disch und Krebs befindet sich auf dem Mainzer Hauptfriedhof.
Nachweise
Verfasser: Volker Beeck
Quellen und Literatur:
- Fischer, Franz: Das Wirtschaftsbürgertum des Rhein-Main-Gebiets im 19. Jahrhundert, in: Möckl, Karl (Hrsg.): Wirtschaftsbürgertum in den deutschen Staaten im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. München 1996.
- Frenz, Willi: Die Kostheimer Cellulosefabrik. Ihr Wandel und ihre Bedeutung für Kostheim (Aus der Schriftenreihe des Kostheimer Heimatvereins). Kostheim 2000.
- Frenz, Willi: Die Industrialisierung Kostheims. Ein Beitrag im Rahmen des Gesamtkonzepts Route der Industriekultur - ein kultur- und industriegeschichtliche Untersuchung, Griesheim 2003.
- Lerner, Franz: Disch, Hubert Anton, in: Neue Deutsche Biografie 3 (1957), S. 743.
- Mainzer Tagblatt, Nr. 333 vom 8.12.1891, 2. Blatt.
- Mainzer Anzeiger, Nr. 287 vom 8.12.1891, 2. Blatt.
Erstellt: 29.06.2021