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Marguerite Félicité Isidore Freifrau von Eberstein, geborene Comtesse de Brosse

Grabstein der Freifrau von Eberstein[Bild: Eva Weickart]

geboren am 29. April 1770 in Gironville / Frankreich, gestorben am 16. April 1837 in Mainz

Stifterin

Zwölftausend Gulden waren im Jahr 1835 ein ordentliches Vermögen. Diesen beachtlichen Betrag stiftete die aus Frankreich stammende Freifrau von Eberstein zur Begründung der »Rosenbraut-Stiftung« in Mainz.

Die Wahl einer »Rosenbraut« gab es in der Stadt zwar schon ab 1787 und damit lange vor Marguerite von Ebersteins testamentarisch festgelegter Zuwendung, aber erst ihre Stiftung machte es möglich, über viele Jahrzehnte hinweg alljährlich eine solche Prämierung zu finanzieren.

Die Bewerberinnen um den Titel mussten äußerst tugendhaft und brav sein, besonders gegenüber den Eltern tadelloses Benehmen zeigen und alle Pflichten einer guten Tochter erfüllen. Belohnt wurde die jeweils von der hohen Mainzer Geistlichkeit und Vertretern der Stadt auserkorene Rosenbraut mit einem Geldbetrag und unter anderem mit einem Festessen im Casino Hof zum Gutenberg. Frauen gehörten dem Auswahlkomitee unter Vorsitz des Bischofs übrigens nicht an.

Die erste Rosenbraut, die mit dem Geld der Freifrau von Eberstein 1836 an einer reich gedeckten Tafel zwischen Bischof und Bürgermeister Platz nehmen durfte, war die 24 Jahre alte Röschen Böckler. Auf sie war die Wahl gefallen, weil sie ihre Mutter aufopferungsvoll pflegte. Zur letzten von insgesamt 82 Rosenbräuten wurde im Jahr 1920 die Näherin Anna Bellroth aus der Heiliggrabgasse ernannt.

Wie tugendhaft und brav die Freifrau von Eberstein selber war, ist leider nicht bekannt. Ungewöhnlich ist auf jeden Fall ihr Grabstein, der noch heute auf dem Mainzer Hauptfriedhof zu finden ist (Feld 17). Auf der Rückseite ist ein langer, in französischer Sprache abgefasster Text zu lesen, der vom Rang und den überragenden Geistesgaben der Stifterin, der Stiftung selbst und dem Stiftungsbetrag von zwölftausend Gulden kündet.

Eines aber ist sicher: die geborene Comtesse de Brosse war eine vermögende Frau.

Verheiratet war sie mit Joseph Karl Theodor von Eberstein. Dessen steile Karriere als Politiker begann früh unter der Förderung seines Paten, des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz. Als im Rheinbundvertrag von 1806 die Stadt Frankfurt dem letzten Mainzer Erzbischof Karl von Dalberg zugesprochen und 1810 das Großherzogtum Frankfurt gebildet wurde, ernannte ihn Dalberg zum Minister. 1813 wurde das Großherzogtum wieder abgeschafft – und Eberstein zog sich zusammen mit seiner Frau zurück nach Mainz.

Die Entwicklung ihrer Stiftung erlebte die Freifrau von Eberstein nicht mehr. Das ebenfalls von ihr gestiftete 36-teilige Rosenbraut-Besteck, das zum jeweiligen Festessen aufgelegt wurde, aber gibt es noch und wird im Stadtarchiv Mainz verwahrt. Die letzte Rosenbraut Anna Bellroth kam nicht mehr in den Genuss einer Geldzuwendung und eines Festmahls. In Zeiten von Lebensmittelrationierung und Inflation nach dem Ersten Weltkrieg war daran nicht mehr zu denken.

Nachweise

Verfasserin: Eva Weickart, Leiterin des Frauenbüros (Gleichstellungsstelle) der Stadtverwaltung Mainz . Der Text wurde zuerst vom Frauenbüro Mainz veröffentlicht.

Redaktionelle Bearbeitung: Ruth Faßbender

Link: Mainzer FrauenGeschichte, Frauenbüro Mainz