Georg K. Glaser
Schriftsteller, geb. 1910, gest. 1995.
Georg K. Glaser (* 30. Mai 1910; † 18. Januar 1995) war ein deutschsprachiger Schriftsteller mit zunächst deutscher und dann französischer Staatsbürgerschaft. Er wurde am 30. Mai 1910 als Sohn des - nach dem Ersten Weltkrieg zum Postbeamten aufgestiegenen - Schusters Georg Glaser in Guntersblum geboren. Georg K. Glasers Vater kam ursprünglich aus Hillesheim, während seine Mutter Katharina Glaser (geborene Stallmann) aus Dolgesheim stammte. Der Buchstabe K. in Georg K. Glasers Namen war nicht Teil seines Geburtsnamens. Zum Gedenken an seine verstorbene Mutter Katharina fügte er den Buchstaben K. später selbst als „Kreuz“ hinzu. Als zweites von fünf Kindern wuchs Glaser im Heimatort seiner Mutter – Dolgesheim – auf. 1912 zog die Familie nach Worms, wo sie unter verschiedenen Adressen lebte, bis sie sich Ende 1923 ein eigenes Haus in der damaligen Grenzstraße 26 (Stadtteil Neuhausen) kaufte. Glasers Kindheit war geprägt von autoritärer Erziehung und körperlicher Misshandlung, die er durch seinen Vater erfuhr. Ab 1916 besuchte er zusammen mit seinem Bruder Erhard die Wormser Volksschule. Dort entdeckte man bei ihm schon früh ein zeichnerisches Talent, welches jedoch von seinem Vater abgelehnt und damit nicht weiter gefördert wurde. 1926 verließ er die Schule und zog als Rebell und Vagabund durch Worms, Speyer und Frankfurt, bis er noch im gleichen Jahr in das Frankfurter „Westendheim“ eingeliefert wurde. In der Folge wechselte Glaser zwischen verschiedenen Heimen hin und her, bis die Behörden zwei Jahre vor seiner Volljährigkeit aufgaben und ihn 1929 als „unverbesserlich“ entließen. Nach seiner Entlassung suchte er Anschluss an anarchistische und kommunistische Organisationen und kam so in Verbindung zur Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der Organisation „Rote Hilfe“. Als er 1929 wegen Landfriedensbruch für sechs Wochen im Gefängnis Preungesheim einsitzen musste, begann er damit zu schreiben. Hiernach arbeitete er als Gerichtsreporter für die KPD, als Angestellter in den Farbwerken Höchst und Weil-Werken und publizierte in angesehenen Zeitungen (u.a. Frankfurter Zeitung). 1932 Veröffentlichte er schließlich sein erstes – stark autobiographisch geprägtes – Werk „Schluckebier“. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 agierte Glaser im antifaschistischen Widerstand, weshalb er noch im gleichen Jahr von der Gestapo in das – zu dieser Zeit von Frankreich verwaltete – Saarland fliehen musste. Dort entfremdete er sich ab 1934 mehr und mehr von der KPD. Nach einem erneuten Gefängnisaufenthalt im Saarland (1935) emigrierte Glaser nach Frankreich und wohnte dort unter anderem in Paris, Toulouse und der Normandie. Durch die Heirat mit seiner französischen Ehefrau Anne erhielt er in dieser Zeit auch die französische Staatsbürgerschaft. Als französischer Staatsbürger wurde er zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 in die Armee eingezogen und war Teil des 129. Infanterieregiments „Le Harve“. 1940 geriet er unter dem falschen Namen „Martin“ in deutsche Kriegsgefangenschaft, konnte jedoch 1943 aus dem Gefangenenlager Görlitz fliehen. Auf seiner Flucht wurde er allerdings bei Straßburg erneut festgenommen und anschließend in verschiedenen Lagern untergebracht. Nach Kriegsende am 8. Mai 1945 kehrte Glaser nach Paris zurück. Hier arbeitete er als Fließbandarbeiter bei Renault und engagierte sich ab 1947 bei der deutsch-französischen Arbeiterbewegung. Im gleichen Jahr beendete er sein Manuskript „Geheimnis und Gewalt“, welches vom Konflikt zwischen Partei (KPD) und der Literatur handelte. 1948 arbeitete er in dem Zuckerwerk Say und in einigen anderen kleinen Betrieben bis er ein Jahr später im Pariser Stadtviertel St. Germain-des-Prés eine eigene Kupferschmiede gründete.
Das Manuskript Glasers „Geheimnis und Gewalt“ erschien 1951 unter dem Titel “Secret et Violence“ zunächst auf französisch, bevor es im gleichen Jahr im Vineta Verlag auch in deutscher Sprache veröffentlicht wurde. Sein nächstes Werk „Geschichte des Weh“ wurde erst zwölf Jahre später herausgegeben. Im gleichen Jahr war er zuvor mit seiner Ehefrau ins Marais-Viertel in Paris gezogen. Ab 1975 besuchte Glaser beinahe jedes Jahr Deutschland und seinen Geburtsort Guntersblum, wohin er - neben anderen großen Städten, wie Frankfurt, Berlin Kaiserlautern und Mainz - ab 1985 immer wieder Lesereisen unternahm. Ebenfalls 1985 erschienen seine letzten großen Werke „Jenseits der Grenzen“ und „Aus der Chronik der Rosengasse und andere kleine Arbeiten“.
Preise und Ehrungen erhielt Glaser hierfür allerdings erst zum Ende seines Lebens. Im Oktober 1992 bekam er den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz, einem Monat später die Ehrengabe der Schillerstiftung Weimar. Seine letzten Ehrungen waren die Johanna-Kirchner-Medaille der Stadt Frankfurt und der Pfalzpreis für Literatur des Bezirksverbandes Pfalz. Am 18. Januar 1995 starb Georg K. Glaser schließlich im Alter von 84 Jahren in Paris. Seine Asche wurde auf dem Père Lachaise verstreut.
Nachweise
Verfasser: Christian Engeroff
Redaktionelle Bearbeitung: Nathalie Rau
Verwendete Literatur:
- Michael Rohrwasser: Der Stalinismus und die Renegaten. Die Literatur der Exkommunisten. Stuttgart 1991.
- Wolff, Karl-Dietrich (Hrsg.): Georg K. Glaser, Zeuge seiner Zeit, Schmied und Schriftsteller, Guntersblum 1910 – 1995 Paris. Frankfurt am Main [u.a.] 1997.
Erstellt am: 17.03.2014