Seppel Glückert
Geb. 1891, gest. 1955.
Seppel Glückert wurde am 1.6.1891 in Mainz geboren. Die humoristische Begabung Seppel Glückerts trat schon früh zutage; seiner Entwicklung zum Mainzer Original gingen jedoch "gewöhnliche Stationen" des bürgerlichen Lebens voraus. So war der Sohn eines Schreibwarenhändlers in der Kindheit Mitglied des Domchors und betätigte sich im Katholischen Kaufmännischen Verein, bevor er das Geschäft seines Vaters übernahm. Sein karnevalistisches Engagement begann 1925 mit dem Eintritt in den MCV (Mainzer Carnevals Verein), wo er drei Jahre später das Amt des Protokollers übernahm. Seine hervorragenden Redekünste und seine Auftritte in der Bütt machten ihn bald zu einem der populärsten Mainzer Fastnachter. Auch in der Zeit des Nationalsozialismus hielt er an seinem parodistischen Talent trotz der damit verbundenen Gefährdung fest. Auch in der Nachkriegszeit erfreute er die Mainzer mit seiner Kunst, was ihm zusätzliche Beliebtheit, die Anerkennung der französischen Besatzer und den liebevollen Titel "poète" einbrachte. Seine zeitkritischen Beiträge - einerseits humorvoll, andererseits nachdenklich stimmend - trafen oft den Kern des Geschehens, so etwa 1946 mit der Rede "Die Träne rolle aus de Aage". 1951 gab er seine fastnachtliche Tätigkeit aus freien Stücken auf, behielt den MCV-Vorsitz jedoch bis zu seinem Tode am 31.3.1955.