Paul Leopold Haffner
Mainzer Bischof mit einer Amtszeit 1886-1899, geb. 1829, gest. 1899.
Paul Leopold Haffner wurde am 22.1.1829 in Horb/Neckar geboren. Nach der langen Sedisvakanz während der Kulturkampfzeit oblag dem "schwäbischen Philosophen" auf dem Mainzer Bischofsstuhl die Wiederherstellung des Vertrauens zwischen Staat und Kirche. Er sorgte sich nach den Wirren des Kulturkampfes um den organisatorischen und pastoralen Wiederaufbau der Pfarreien seines Bistums. Ganz in der Tradition seines Vorgängers, Bischof Ketteler, äußerte er sich auch zu gesellschaftlichen Problemen. Der 1829 in Horb im Schwarzwald geborene Sohn eines Oberamtsarztes studierte 1847 bis 1851 im Tübinger Wilhelmsstift Theologie und Philosophie und trat anschließend in das Priesterseminar Rottenburg ein.
Nach seiner Priesterweihe war er nur zwei Jahre in der Pfarrseelsorge tätig, kehrte dann an das Tübinger Wilhelmsstift zurück, wo er mit einer Arbeit über den Gottesbeweis zum Dr. phil. promovierte. Bischof Ketteler berief ihn 1864 als Professor für Philosophie an das 1851 neu gegründete Priesterseminar. Mainz wurde zur zweiten Heimat des schwäbischen "Philosophen". Er wandte sich in Vorträgen und Veröffentlichungen - er war Mitbegründer des Katholischen Broschürenvereins - an ein breites Publikum, dem er auf der Grundlage der neuscholastischen Philosophie eine Interpretation der modernen Kultur anbot. Seit 1866 war er Mitglied des Mainzer Domkapitels und betreute bis 1872 als Superior die von Bischof Ketteler gegründete "Genossenschaft der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung".
In den Jahren 1877-1886 blieb wegen des Kulturkampfes das Priesterseminar geschlossen. Der zwangsweise entpflichtete Philosophieprofessor verstärkte nun sein literarisches Schaffen und seine Vortragstätigkeit, war 1872 an der Gründung des "Vereins deutscher Katholiken" und 1876 an der Gründung der "Görres-Gesellschaft" beteiligt. Er half in der Seelsorge aus und wurde sogar, weil er sich auch auf preußischem Gebiet seelsorgerisch betätigte, mit einer hohen Geldstrafe belegt und gepfändet.
Obwohl auch er ein erklärter Vertreter der Kirchenfreiheit war und im Kulturkampf auch eine eindeutige Position in Wort und Schrift bezog, war der abgeklärte Philosoph Haffner für die großherzogliche Regierung ein annehmbarerer Kandidat als der ultramontane Volkstribun Moufang, zumal er pragmatische Vorschläge zur Lösung des Konfliktes entwickelt hatte. Bischof Haffner gelang es, die Regierung zur Zurücknahme einiger Maßnahmen aus der Kulturkampfzeit zu bewegen: 1887 Wiedereröffnung des Priesterseminars und der Konvikte in Mainz und Dieburg und 1888 Errichtung eines berufsoffenen Konvikts in Bensheim. Haffner war wegen seiner oftmals kernigen, wirklichkeitsnahen und anschaulichen Sprache beim Kirchenvolk beliebter als bei den Herren des Domkapitels. Aufmerksam bereiste er sein Bistum und öffnete sich den Sorgen der Menschen. Er sorgte sich nach den Wirren des Kulturkampfes um den organisatorischen und pastoralen Wiederaufbau der Pfarreien und wandte sich in zahlreichen Hirtenbriefen an seine Diözesanen. Ganz in der Tradition seines Vorgängers, Bischof Kettelers, äußerte er sich auch zu gesellschaftlichen Problemen. Während seiner Amtszeit wurden im Bistum Mainz 24 neue Kirchen gebaut - ein sichtbarer Ausdruck des wiederhergestellten Friedens zwischen Kirche und Staat.
Paul Leopold Haffner starb am 2.11.1899 in Mainz.