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Hrabanus Maurus

v.l.n.r.: Hrabanus Maurus, Abt Alkuin und Erzbischof Otgar

Mainzer Erzbischof, um 780 - 856.

Aus dem fränkischen Adel um Mainz stammend, wurde Hrabanus Maurus als Kind dem Kloster Fulda übergeben, wo er seinen ersten Unterricht erhielt. Nach der Diakonatsweihe 801 wurde er von Abt Ratgar zur Ausbildung in den Artes Liberales zu Alkuin nach Tours geschickt. Noch vor Alkuins Tod am 19.5. 804 kehrte Hrabanus Maurus wieder nach Fulda zurück, wo er seine Tätigkeit als Lehrer an der Klosterschule aufnahm und 814 die Priesterweihe erhielt. Die Auseinandersetzungen zwischen dem Konvent und dem Abt (ca. 808-817) beeinträchtigten auch Hrabanus Maurus Arbeit, bis dann unter dem neuen Abt Eigil eine Zeit ungehinderten Lehrens und literarischer Tätigkeit folgte. Nach Eigils Tod 822 wurde Hrabanus zu dessen Nachfolger gewählt. Ohne seine schriftstellerische und lehrende Tätigkeit aufzugeben, kümmerte er sich um den weltlichen Besitz und die Rechte des Klosters. Er vollendete den Neubau des Klosters, ließ in den zu Fulda gehörigen Orten dreißig Kirchen und Kapellen bauen. Als Abt war er auch Lehrer und Schulleiter der zur Abtei gehörenden berühmten Klosterschule. Obwohl sich Hrabanus Maurus von politischen Tätigkeiten fernhielt, hatte er doch Kaiser Lothar im Interesse der Reichseinheit gegen dessen Brüder unterstützt. Nach der Niederlage Lothars gab Hrabanus Maurus sein Amt als Abt auf und zog sich auf den nahe bei Fulda gelegenen Petersberg zurück, wo er die Zeit mit intensiven Studien und literarischer Tätigkeit ausfüllte. Nach erfolgter Aussöhnung mit König Ludwig dem Deutschen wurde er 847 als fünfter Nachfolger des Heiligen Bonifatius zum Erzbischof von Mainz erhoben. In Mainz befasst er sich vor allem mit theologischen und kirchenpolitischen Streitfragen. Hrabanus Maurus' hohes Ansehen beruhte neben seiner Lehrtätigkeit auch auf seinem schriftstellerischen Werk. Zu beinahe allen Büchern der Heiligen Schrift verfasste er Kommentare. Daneben schrieb Hrabanus weitere Abhandlungen: zwei Predigtsammlungen, ein Martyrologium, eine Erklärung des Computus, grammatikalische Arbeiten, Gedichte. Seine Briefe waren oft Antworten auf Anfragen. Eines seiner Werke sei besonders herausgestellt: De rerum naturis. Es ist eine groß angelegte Arbeit von 22 Büchern, worin Hrabanus zuerst eine Theologie und dann eine Kosmologie entwirft. Hrabanus bietet eine mystische Weltdeutung: Gottes Allgegenwart durchdringt die Welt und darum ist ihr geistiger Grund viel wichtiger als der materielle Stoff. Jedes Ding ist Sinnbild einer unsichtbaren Wirklichkeit und es ist die Aufgabe des Menschengeistes, bis zum geheimnisvollen inneren Kern der Worte und Dinge vorzustoßen. Hrabanus Maurus starb am 4.2. 856.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff

Quelle: Kirchenlexikon