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Ludwig Kalisch

Ludwig Kalisch

Geb. 1814, gest. 1882.

Der Publizist Ludwig Kalisch wurde am 7. September 1814 als Sohn jüdischer Eltern im ostpreußischen Lissa geboren. Schon mit zwölf Jahren verließ er seine Heimat, bereiste Deutschland und Frankreich, nahm 1835 ein Medizinstudium in Heidelberg auf und ließ sich schließlich im Jahr 1840 als Literat und Privatlehrer für Englisch und Italienisch in Mainz nieder. Kalisch war ein überzeugter Demokrat und beteiligte sich von Beginn an am politischen Leben der Stadt. 1843 wurde er leitender Redakteur der Zeitschrift "Rheinland" und der Mainzer Karnevals-Zeitung "Narrhalla". Letztere politisierte sich unter seiner Leitung stark. Mit den "Schlagschatten" und dem "Buch der Narrheit" publizierte er in den 1840er Jahren zwei vielbeachtete satirische Schriften, in denen er die Zensur, aber auch die Obrigkeitshörigkeit und Feigheit seiner Mitbürger angriff. Trotz öffentlicher Querelen mit der Mainzer Schriftstellerin Kathinka Zitz-Halein verband ihn eine enge Freundschaft mit ihrem Ehemann, dem Präsidenten des Karnevalsvereins und späteren Paulskirchenabgeordneten Franz Zitz. Während der Märzrevolution war Kalisch Mitglied des Demokratischen Vereins und gab mit dem „Demokraten“ das offizielle Organ des Mainzer Arbeiterbildungsvereins heraus. Hier schnitt er nicht nur politische, sondern soziale Fragen an. Vor Kalischs spitzer Feder waren allerdings auch die Abgeordneten der Paulskirche nicht sicher. Scharfsinnig porträtierte er einige von ihnen in den 1849 erschienenen "Shrapnels".

Als die Frankfurter Nationalversammlung im Mai 1849 gescheitert auseinanderging, schloss sich Kalisch dem Widerstand an und wurde Sektionschef der provisorischen Regierung der Pfalz. Nach der Niederschlagung des Aufstands floh er ins Ausland, um einer Verhaftung zu entgehen. Im Zweibrückener Hochverratsprozess in Abwesenheit zum Tod verurteilt, lebte er von nun an abwechselnd in England und Frankreich. Unter dem Titel "Paris und London" veröffentlichte er 1851 zwei bis heute lesenwerte Essaybände, in denen er seinem deutschen Publikum vergleichende Beobachtungen aus den beiden Metropolen vorlegte. Neben seiner umfangreichen Übersetzertätigkeit schrieb Kalisch als Korrespondent für die beliebte Wochenzeitschrift "Die Gartenlaube" und war zeitweise Lehrer im Hause Rothschild. Nach 1871 setzte er sich für die Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland ein. Eine weitere große Aufgabe sah er in der Verständigung zwischen Juden und Nichtjuden. Ludwig Kalisch starb am 3. März 1882 in Paris.

Nachweise

Erstellt am: 24.08.2009
Autor: Florian Ferrebeuf

Verwendete Literatur:

  • Josef Heinzelmann: Ludwig Kalisch. In: Neue Deutsche Biographie, Band 11, S. 59.
  • Anton Maria Keim: Ludwig Kalisch. Karneval und Revolution. Ingelheim 2003.