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Elisabeth Langgässer

Schriftstellerin, geb. 1899, gest. 1950.

Elisabeth Langgässer (* 23. Februar 1899; † 25. Juli 1950) war eine deutsche Schriftstellerin. Sie wurde am 23.02.1899 als Tochter des Architekten und Großherzoglichen Baurats Eduard Langgässer in Alzey geboren. Ihr Vater wurde zwar als Jude geboren, konvertierte aber zum Katholizismus um die Mutter Elisabeths – Eugenie Dienst – heiraten zu können. In der Folge wurde auch Elisabeth katholisch getauft. Dass sie einen unehelichen Bruder mütterlicherseits hatte, der nach der Geburt zur Adoption freigegeben wurde, erfuhr Elisabeth erst, als sie zur Zeit des Nationalsozialismus versuchte ihre arische Abstammung nachzuweisen. Ihr zweiter Bruder wurde 1901 geboren. 1909 zog die Familie nach dem Tod des Vaters nach Darmstadt, wo Elisabeth die Viktoria-Schule besuchte an der sie 1918 das Abitur machte. Während des Ersten Weltkriegs versuchte sie sich dann erstmals als Schriftstellerin. Nach ihrem Abitur begann Elisabeth eine einjährige pädagogische Ausbildung in Seligenstadt und Griesheim bei Darmstadt. 1920 veröffentlichte die katholische Zeitschrift „Heiliges Feuer, Monatshefte für naturgemäße deutsch-völkische und christliche Kultur“ erstmals Gedichte von ihr. Im gleichen Jahr arbeitete sie in einer Schulverwalterstelle in Klein-Steinheim, bevor sie ein Jahr später in Seligenstadt als Lehrerin eingestellt wurde. Schon 1922 wechselte sie nach Griesheim. Neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin arbeitete sie nebenberuflich bei der „Rhein-Mainischen Volkszeitung“. Einen Wendepunkt in ihrer beruflichen Laufbahn stellte die Begegnung mit dem jüdischen Staatswissenschaftlicher Professor Hermann Heller dar. Als Elisabeth nach einer gemeinsamen Liebesnacht schwanger wurde, schied sie aus dem hessischen Staatsdienst aus. Da Heller jedoch verheiratet war musste sie ihr Tochter Cordelia, die am 1. Januar 1929 geboren wurde, alleine aufziehen. Im gleichen Jahr siedelte die alleinerziehende Mutter zusammen mit ihrem Kind nach Berlin über, wo sieh mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder zusammen wohnte. Bereits 1929/30 arbeitete sie wieder. Diesmal als Dozentin an der Sozialen Frauenschule in Berlin, wo sie nach ihrem Ausscheiden als freie Schriftstellerin auch ihren Wohnsitz nahm. Von 1929 bis 1932 arbeitete sie zusätzlich für die Zeitschrift „Die Kolonne“. Am 26. Juli 1935 heiratete sie Wilhelm Hoffman, mit dem sie gemeinsam im Eichkamp 33 im Stadtviertel Berlin-Grundwald wohnte. Nach den Nürnberger Rassegesetzen vom 15. September 1935 wurde ihr als Halbjüdin 1936 schließlich von der Reichsschrifttumskammer ihre schriftstellerische Tätigkeit verboten. 1938 kam ihre zweite Tochter Anette zur Welt, zwei Jahre später bekam sie mit Babara ihr drittes Kind. Im gleichen Jahr galt ihre erste Tochter Cordelia bei den Nationalsozialisten mit drei jüdischen Großeltern als „volljüdisch“. Als Konsequenz musste sie ab 1941 den Judenstern tragen und ihr Elternhaus verlassen. 1942 bekam Elisabeth ihre vierte Tochter Franziska. Kurz danach erkrankte sie allerdings an multipler Sklerose. Um Cordelia zu schützen wurde versucht, sie durch ein spanisches Ehepaar adoptieren zu lassen, um ihr zu einem spanischen Pass zu verhelfen. Dieses Unterfangen scheiterte jedoch und Cordelia wurde bei der Gestapo vorgeladen und anschließend zunächst in einem jüdischen Krankenhaus untergebracht. Von dort aus wurde sie 1944 vorerst im Konzentrationslager Theresienstadt, hiernach in Auschwitz untergebracht. Elisabeth selbst wurde ab 1944 als Fabrikarbeiterin zwangsdienstverpflichtet. Am 21. März 1945 wurde die Familie Hoffmann in Berlin ausgebombt und lebte in der Folge bis zum Kriegsende in einem Gartenbunker. Ein Jahr nach Kriegsende erfuhr Elisabeth, dass Cordelia die Konzentrationslager überlebt hatte und sich gegenwärtig in Schweden aufhielt. In der Folge übersiedelte Elisabeth mit ihrer Familie nach Rheinzabern bis sie 1950 in die Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur gewählt wurde. Es folgten Lesereisen nach Fribourg und Zürich. Im Anschluss an diese Reisen überfiel sie jedoch erneut ein Schub multipler Sklerose. Am 25. Juli 1950 starb sie schließlich in einem Karlsruher Krankenhaus. Ihr Leichnam wurde am 28. Juli auf dem alten Friedhof in Darmstadt beigesetzt. Posthum bekam sie den Georg-Büchner-Preis verliehen.

Nachweise

Verfasser: Christian Engeroff

Redaktionelle Bearbeitung: Nathalie Rau

Verwendete Literatur:

  • Hilzinger, Sonja: Elisabeth Langgässer. Eine Biographie. Berlin 2009.
  • Hetmann, Frederik: Elisabeth Langgässer. Literatur und Landschaft. Ingelheim 2004 (= Köpfe der Region, Bd. 3).
  • Hetmann, Frederik: Schlafe, meine Rose. Die Lebensgeschichte der Elisabeth Langgässer. Weinheim 1999.
  • Müller, Karlheinz: Elisabeth Langgässer. Eine biographische Skizze. Darmstadt 1990 (= Hessische Beiträge zur deutschen Literatur).
  • Rüdiger Frommholz: Langgässer, Elisabeth. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13. Berlin 1982, S. 596–599.

Erstellt am: 17.03.2014