Friedrich Christian Laukhard
Geb. 1758, gest. 1822.
Der Schriftsteller Friedrich Christian Laukhard wurde als Sohn eines lutherischen Pfarrers im rheinhessischen Wendelsheim geboren. Er studierte von 1771-79 Theologie in Gießen und Göttingen, wo er aufgrund seines turbulenten Lebenswandels – Laukhard war von Jugend an schwerer Trinker – immer wieder in Schwierigkeiten geriet. Da er trotz guter Leistungen keine dauerhafte Anstellung als Vikar erhielt, musste er sich einige Zeit als Sprachlehrer und sogar als Jagdaufseher in mehreren rheinhessischen Gemeinden durchschlagen. 1781 nahm Laukhard sein Studium im preußischen Halle wieder auf. Hier promovierte bei Johann Salomo Semler, dem Mitbegründer der historisch-kritischen Bibelwissenschaft, zum Magister und hielt selbst Vorlesung über Reichs- und Kirchengeschichte. Doch seine Hoffnungen auf eine akademische Laufbahn zerschlugen sich bald. Abermals in Geldnot geraten, entschloss sich Laukhard zu einem verzweifelten Schritt: Gegen ein Handgeld von acht Louisdor meldete er sich als einfacher Soldat zum preußischen Militär.
In seiner Autobiographie „Leben und Schicksale“ zeichnet Laukhard diesen sozialen Abstieg nach. Die freigeistige Atmosphäre im Wendelsheimer Pfarrhaus, das ausschweifende Studentenleben und die harten Arbeitsbedingungen der preußischen Soldaten schildert er klug, humorvoll und mit erstaunlicher Offenheit. Historisch relevant ist das Buch vor allem, weil Laukhard 1792-95 am Ersten Koalitionskrieg teilnahm, den Preußen, Österreich und mehrere kleine deutsche Staaten gegen das revolutionäre Frankreich führten. Er erlebte den Krieg als preußischer Grenadier und beschreibt das Versagen der militärischen Führung, die grauenhaften Bedingungen in den Lazaretten und schließlich den chaotischen Rückzug der Koalitionsarmee realistisch und mitunter sehr drastisch. Seine Schilderung der Kampagne in Frankreich ist ein wertvoller Gegenentwurf zu der weit bekannteren literarischen Bearbeitung durch Goethe.
Während des Rückzugs der Koalition wurde Laukhard, der entfernt mit dem Kommandanten des besetzten Landau verwandt war, als Überläufer getarnt in die Festung geschickt. Hier sollte er ein Bestechungsangebot unterbreiten, das aber nicht angenommen wurde. Nach dem Scheitern dieser Mission lief Laukhard tatsächlich zur Gegenseite über. Er verbrachte mehrere Monate als Sansculotte im revolutionären Frankreich, tauschte sich mit Arbeitern und Kleinbürgern über die politische Lage aus, wurde bei einem Duell verwundet und arbeitete während seiner Genesung als Krankenwärter in einem Militärhospital.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland schied Laukhard 1795 aus der preußischen Armee. Trotz Fürsprache von Seiten des Königshauses gelang es ihm nicht, wie erhofft, eine Dozentur an der Hallenser Universität anzutreten. In der Folgezeit war er gezwungen, seinen Lebensunterhalt mit schriftstellerischen Arbeiten zu verdienen. Erst 1804 bot sich ihm eine feste Anstellung als Pfarrer in Veitsrodt im Hunsrück. Die Gemeinde versuchte mehrmals, ihren offen religionskritisch auftretenden Geistlichen seines Amtes zu entheben, was aber nicht gelang, solange die französische Kirchenbehörde ihre Hand über ihn hielt. 1811 wurde Laukhard allerdings wegen einer Jahre zuvor publizierten Streitschrift gegen Napoleon verhaftet. Erst die französische Niederlage brachte ihm im Jahr 1814 wieder die Freiheit. Friedrich Christian Laukhard ließ sich daraufhin als Sprachlehrer in Bad Kreuznach nieder, wo er am 28. April 1822 vollkommen verarmt starb.
Nachweise
Verfasser: Sarah Schrade
Literatur:
- Baur, Gustav: Laukhard, Friedrich Christian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB) Band 18. Leipzig 1883, S.42–49.
- Krause, Markus: Friedrich Christian Laukhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB) Band 13. Berlin 1982, S.713f.
- Laukhard, Friedrich Christian: Leben und Schicksale, von ihm selbst beschrieben. Herausgegeben von Karl Wolfgang Becker. Leipzig 1989.