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Günter Leifheit - Unternehmer, Ehrenbürger, Sponsor und Stifter

[Bild: Fotostudio Jörg/Riege]

Günter Leifheit wurde am 13.12.1920 als letztes von fünf Kindern der Eheleute Heinrich Wilhelm und Anna Leifheit in Wetter an der Ruhr geboren. Er entstammt einer strebsamen bürgerlichen Familie, in der sein Vater Werkmeister bei DEMAG gewesen ist.

Günter Leifheits Rückblick „Wir waren nicht auf Rosen gebettet“ charakterisiert die Situation der Familie in den Jahren der Weimarer Republik. Eindeutige Erinnerungen oder Dokumente zur schulisch-beruflichen Entwicklung liegen nicht vor, nur sein guter schulischer Volksschulabschluss im Jahr 1935. Einiges spricht dafür, dass er eine private Handelsschule abgeschlossen und dann eine Schlosserlehre bei DEMAG begonnen hat.

Nach Kriegsende hat er, nach Informationen aus der Familie, als selbstständiger Handelsvertreter für Schmieröle eine Existenz aufgebaut, eine Chance für ihn, sein Verkaufstalent zu erproben und zu entfalten. Aus einer ersten kurzen Ehe 1947/48 stammt sein Sohn Jörg. Im Dezember 1948 heiratet Günter Leifheit Ingeborg Kaiser und tritt damit bald in die Firma W. F. Kaiser & Co. ein, die – aus Thüringen als Großhandel für Metallwaren, insbesondere für Küchen und Backgeräte, stammend – nach dem Krieg in Witten an der Ruhr einen Neubeginn startet.

Um der räumlichen Enge in Witten zu entkommen, gelingt 1954 die Umsiedlung nach Nassau an der Lahn. Günter und Ingeborg Leifheit, die gemeinsam mit Ingeborgs Schwester Lore und ihrem Ehemann Karl Sondermann die Firma leiten, streben bald ihre Selbstständigkeit an. Mit dem Verkauf ihres Anteils bei Kaiser kommt es 1959 zur Gründung der Firma Günter Leifheit KG Metallwarenfabrik Nassau/Lahn. Nach Prüfung einiger Alternativen hat sich das Ehepaar entschlossen, Teppichkehrer zu produzieren. Anfängliche Schwierigkeiten werden rasch gemeistert. „Mit unternehmerischem Geschick nutzt Günter Leifheit die Zeitumstände des deutschen Wirtschaftswunders und wird selbst ein Teil dieser Erfolgsgeschichte“, so bilanziert es Hans Erich Slany, einer der bedeutendsten Industriedesigner, der von Anfang an die Leifheit Produkte mitgestaltet hat.

In der Tat erlebt die Firma einen raschen Aufschwung. Bereits nach zehn Jahren beschäftigt man 400 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, hat über 75% des Marktanteils in Deutschland an Teppichkehrern und Vertretungen in mehr als 30 Ländern. Sowohl die Produktentwicklung, die nicht bei Teppichkehrern stehenbleibt, als auch die fortschrittliche Produktionsweise sind dafür ausschlaggebend. Der Name „Leifheit“ hat einen Bekanntheitsgrad von über 90 %. Für das im Krieg schwer zerstörte Nassau und für die Region sind die durch Leifheit geschaffenen Arbeitsplätze ein Segen; zudem ist die Firma in der Verbandsgemeinde Nassau der größte Gewerbesteuerzahler.

Am Erfolg der betrieblichen Entwicklung hat Ingeborg Leifheit wesentlichen Anteil. Viele Zeitzeugen sehen in der arbeitsteiligen und kongenialen Ergänzung der Beiden den Schlüssel für den rasanten Aufstieg der Firma. Günter Leifheit ist das Gesicht der Firma und hat seinen besonderen Schwerpunkt in Vertrieb und Marketing. Das Charisma, das ihm zugesprochen wird, beruht auf seiner Ausstrahlung, auf Humor, Redegewandtheit, rascher Auffassungsgabe in Verbindung mit einem phänomenalen Gedächtnis, absoluter Zuverlässigkeit sowie der Fähigkeit zur raschen Entscheidung und Bodenständigkeit. Von daher gelingt es ihm, ein effizientes Vertriebssystem aufzubauen. Dazu kommt ausgesprochenes unternehmerisches Geschick bei der Personalgewinnung.

1972, mittlerweile hat man über 500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, verkauft das Ehepaar Leifheit die Firma an den amerikanischen Konzern ITT. Beide bleiben bis 1974 als Geschäftsführer tätig. Auf dem von ihnen geschaffenen soliden Fundament wächst und entwickelt sich die heutige Leifheit AG weiter. 1974 verlegt das Ehepaar seinen Wohnsitz ins Ausland und wird bald in der Schweiz sesshaft.

1990 entschließt sich das Ehepaar für ein Grabmal in Nassau. Günter Leifheit wird im gleichen Jahr durch Stadtratsbeschluss die Ehrenbürgerwürde für seine unternehmerische Leistung verliehen. 1999 stirbt Ingeborg Leifheit.

Ein Jahr später heiratet Günter Leifheit Ilse Melbert, eine gebürtige Nassauerin. Dadurch wächst die Bindung zu Nassau noch stärker. Günter Leifheit fördert von 2000 bis zu seinem Tod am 2. Juli 2009 eine Fülle großer und kleiner kommunaler Projekte, die wesentlich zur Entwicklung der Stadt beitragen. 2006 verleiht Ministerpräsident Kurt Beck Günter Leifheit den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz sowohl für die unternehmerische Tätigkeit als auch für das von sozialer Verantwortung geprägte Mäzenatentum.

Über seinen Tod hinaus wirkt er als Stifter, vor allem in Nassau und Umgebung. Nachdem er bereits in der Schweiz die Günter und Ingeborg Leifheit Stiftung ins Leben gerufen hat, die mittlerweile aufgelöst ist, hat er 2006 unter Mitwirkung seiner Frau Ilse die G. u. I. Leifheit Stiftung gegründet, in der seine Witwe den Vorsitz führt.

Der Stiftungszweck umfasst insbesondere Maßnahmen für ältere Menschen, Bildung und Kultur. Neben einer Fülle von unterstützenden Einzelmaßnahmen ragen die Gründung des Leifheit-Campus als privates Gymnasium in Nassau und die Finanzierung einer Stiftungsprofessur für Geriatrie an der Universitätsklinik in Mainz besonders hervor. Im Kapitel Leifheit werden sicherlich noch viele neue Seiten aufgeschlagen.

Nachweise

Verfasser: Wolfgang Redwanz

Verwendete Literatur:

  • Wolfgang Redwanz, Günter Leifheit. Es muss den Menschen dienen, G. u. I. Leifheit Stiftung Nassau. Neuwied 2017.
  • Hans Erich Slany, Stefanie Leisentritt, Industriedesign – Eine Erfolgsgeschichte. Nürtingen/Frickenhausen 2013.

Erstellt am: 29.04.2019