Bibliothek

Jakob Obermann: Rheinhessischer Bierbrauer in Milwaukee

Nicht alle Rheinhessen, die in Milwaukee mit der Bierbrauerei begannen, hatten Vorkenntnisse. Der 1819 in Selzen geborene Jakob Obermann gelangte erst über Umwege zu diesem Beruf. Nachdem der gelernte Schuhmacher bei seiner Ankunft in Milwaukee 1843 keine Arbeit in seinem Handwerk fand, eröffnete er ein Schuhgeschäft, später einen Lebensmittelladen. Als Obermanns Geschäft 1854 durch Brand zerstört wurde, erwarb er drei Bauplätze an der Ecke von Fifth Street und Cherry Street und gründete eine Brauerei. Zunächst beschäftigte er fünf Arbeiter und produzierte in bescheidenem Umfang in einem kleinen hölzernen Gebäude. 1861 ging Obermann eine Partnerschaft mit Benedict Caspari ein, der sie 1864 an Max Fueger übertrug. Zwei Jahre später erbaute die Firma Jacob Obermann & Co. ein aus festem Mauerwerk bestehendes Brauereigebäude mit einem Malzhaus. Wenig später kamen Eishäuser und große Kellergewölbe zur Lagerung des Bieres hinzu.

Jakob Obermann heiratete unmittelbar nach seiner Ankunft in Milwaukee im September 1843 Maria Schmitt aus dem rheinhessischen Wald-Uelversheim und vier Monate nach ihrem Tod im Januar 1853 ihre jüngere Schwester Barbara. Schon als junger Mann widmete er sich karitativen Aufgaben. 1846 wurde unter seiner Beteiligung ein Hilfsverein gegründet. Ferner war er in den 1860er Jahren Mitglied des Stadtrates und der Schulbehörde. Obermanns politische Laufbahn wurde 1865 durch seine Mitgliedschaft in der Legislative in Wisconsins Hauptstadt Madison gekrönt. Nachdrücklich verfocht er die Interessen seiner Berufsgruppe, vertrat die Brauer Milwaukees des öfteren auf nationalen Konferenzen und wurde 1874 in Boston zum Vizepräsidenten der National Brewers‘ Association gewählt.

1887 starb Jakob Obermann. Mit einer Produktion von 44.000 barrels (52460 hl) im Jahr 1891 war die Jacob Obermann Brewing Company, die einen ganzen Straßenblock umfaßte, ein imposanter Betrieb. Sie braute vor allem für den regionalen Markt und wurde von dem Giganten Pabst, dessen Absatz in diesem Jahr 18mal so hoch war, in den Schatten gestellt. 1896 übernahm der aus der Wetterau stammende Philipp Jung die Brauerei. Sie wurde während der Prohibition 1920 endgültig geschlossen.

Verfasser: Helmut Schmahl

Redaktionelle Bearbeitung: Dominik Kasper