Bibliothek

Georg Oechsner

Jurist, Kaufmann und Bürgermeister von Mainz mit einer Amtszeit 1885-1894, geb. 1822, gest. 1895.

Georg Oechsner wurde wegen seiner Teilnahme an der demokratischen Revolution der Jahre 1848/49 nach seinem Studium die juristische Laufbahn verschlossen. Er trat deshalb in das Handelsunternehmen seines Bruders als Teilhaber ein. Von 1866 bis 1878 gehörte er als Mitglied der Demokratischen Volkspartei der Zweiten Kammer des Hessischen Landtags an. 1874 wurde er in die Mainzer Stadtverordnetenversammlung und wenige Wochen später zum ersten besoldeten Beigeordneten gewählt. 1877/78 gehörte er auch dem Reichstag an, bevor dieser schon bald nach Beginn der Legislaturperiode vorzeitig wieder aufgelöst wurde. 1885 wurde Georg Oechsner nach dem Tod von Dr. Alexis Dumont zum Bürgermeister von Mainz gewählt, zwei Jahre später wurde ihm der Titel „Oberbürgermeister“ verliehen. In Oechsners Amtszeit fallen neben der Fortführung der wichtigen Stadtentwicklungsprojekte seiner Vorgänger (Bau der Neustadt, Rheinufererweiterung) - die Einweihung des Zoll- und Binnenhafens fand im Jahr 1887 statt - auch die Anfänge einer intensiven städtischen Sozialpolitik (Gewerbegericht, Ortskrankenkasse, Notstandsarbeiten, Ausbau des Volksschulwesens, städtische Schulspeisung u.a.) und von wichtigen Maßnahmen zur Verbesserung der Stadthygiene (Wasserversorgung, Kanalisation, Müllabfuhr, Volksbäder etc.).
Allerdings war Oechsner in den letzten Jahren seiner Amtszeit bereits krank und überließ offenbar einen Großteil der Verwaltungsaufgaben seinem Stellvertreter, dem hauptamtlichen Beigeordneten Dr. Heinrich Gaßner. Deshalb ist zu vermuten, daß viele der Initiativen und Errungenschaften jener Zeit dem als Sozialpolitiker ausgewiesenen Gaßner zu verdanken sind. Oechsner legte am 1. April 1894 sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder und verstarb am 26. September 1895.

Nachweise

Verfasser: Hedwid Brüchert

Quelle: 2000 Jahre Mainz - Geschichte der Stadt digital