Johann Philipp von Schönborn (1647–1673)
Johann Philipp von Schönborn ist der erste Erzbischof aus dem Geschlecht Schönborn, welches im 17. und 18. Jahrhundert bedeutende Staatsmänner hervorbrachte. Schon während des Exils in Köln 1631 bis 1634 wurde er mit diplomatischen Missionen betraut. Seit 1642 war er Bischof von Würzburg. Die Wahl zum Erzbischof von Mainz 1647 ermöglichte ihm reichspolitisch großen Einfluss zu nehmen und seine Ziele wie Sicherheit und Frieden für das Reich zu verwirklichen. Nach 30 Jahren Krieg erkannte er die dringende Notwendigkeit eines reichsübergreifenden Friedens. Als 1648 der Westfälische Frieden auf der Basis einer konfessionellen Gleichstellung unterzeichnet wurde, lag das nicht unwesentlich an dem Engagement von Johann Philipp von Schönborn, wodurch sein Beiname "Friedensfürst" gerechtfertigt wird.
Nach 1648 widmete sich der strenge, aber umsichtige Kurfürst intensiv um den Wiederaufbau des wirtschaftlich, finanziell und kulturell zerrütteten Erzstiftes. Die Wiederbelebung eines frommen und religiösen Lebens strebte er dadurch an, dass er Reformideen im Sinne des Trienter Konzils umsetzen ließ. Darunter fiel unter anderem die Errichtung des Priesterseminars, Visitationen oder die Einführung von deutschsprachigen Gebets- und Liederbüchern. Zudem legte er großen Wert auf den Gebrauch der Bibel, was man daran erkennt, dass er Bibeltexte vertonen ließ oder etwa die Neuedierung der Bibelübersetzung von Kasper Ulenberg unterstützte. Verstärkt setzte er sich gegen den immer populärer werdenden Aberglauben ein, wie eine Kirchenordnung von 1669 bezeugt, welche abergläubische Segen, Superstition und Wahrsagerei verbot.
In den Jahren 1655 bis 1661 unterhielt Johann Philipp von Schönborn einen engen Kontakt zum französischen Hof. Dieses gipfelte 1658 in der Gründung des Rheinbundes. Es sollte ein "Drittes Deutschland" als Gegengewicht zum Kaiser geschaffen werden. Als Ludwig XIV. allerdings zu offensichtlich eine Annektion des Kurfürstentums anstrebte, sah sich der Erzbischof gezwungen, verstärkt auf die Sicherung der westlichen Grenzen zu achten. Gleichzeitig war er aber auch bemüht, die wichtigsten Städte unter seine Kontrolle zu bringen. 1664 gliederte er Erfurt, mit Hilfe französischer Truppen, in Kurmainz ein. Er ließ starke Bastionen in Mainz, Würzburg und Erfurt errichten und die Schweikardsburg auf dem Jakobsberg zu einer starken Zitadelle ausbauen. Auch die Schiffsbrücke über den Rhein und die Erschließung der Altstadt gehen auf seine Bautätigkeit zurück.
Johann Philipp von Schönborn, auch "deutscher Salomon" genannt, entstammte aus einer gemischtkonfessionellen Adelsfamilie. Er tolerierte den Protestantismus, und unter den vielen Gelehrten an seinem Hof befanden sich auch protestantische, beispielsweise Gottfried Wilhelm von Leibniz. Während seines Exils in Köln traf er vermutlich auch Friedrich Spee von Langenfeld, der sich mit der Cautio Criminalis entschieden gegen die Hexenprozesse aussprach. Wohl keinen unbeträchtlichen Einfluss mag der Jesuit auf Philipp von Schönborns Entscheidung, die Hexenprozesse streng zu überwachen, gehabt haben. Rein ökonomische Erwägungen spielten wohl ebenfalls keine unwesentliche Rolle, da die Hexenprozesse sehr kostspielig waren und das Kurfürstentum hoch verschuldet war. Der letzte nachweisbare Hexenprozess in seiner Regierungszeit wurde 1657 durchgeführt.