Georg Stark (1845-1917) - Auswanderer aus Rheinhessen und Betreiber eines der größten Weingüter in Hermann, Missouri
Georg Stark aus Dienheim
Der Rheinhesse Georg Stark wurde am 1. Oktober 1845 als Sohn von Philipp Ludwig Stark (1817-1859) und Katharina Belzer (1820-1869) in Dienheim geboren. 1866 wanderte er nach Amerika aus und lebte im ersten halben Jahr zunächst in New York. Im Frühjahr 1867 siedelte er sich in Hermann an und erwarb hier einen kleinen Weinbaubetrieb. Am 2. April 1872 heiratete er die Arzttochter Laura Feldmann (1854-1916), mit der er vier Kinder hatte: Ottmar George (1873-1957), Laura (1875-1905), Olinda (1880-1955) und Louis John (1882-1956).
Das kleine Städtchen Hermann ist eine von deutschen Emigranten 1837 begründete Siedlung südlich des Missouri Rivers im Gasconade County, ca. 80 Meilen (rd. 130 km) westlich von St. Louis im Bundesstaat Missouri gelegen. In diesem Ort war alles typisch deutsch, sowohl in Sprache, als auch in Sitten und Gebräuchen, es gab deutsche Schulen und Vereine und deutsche Feste wie das „Octoberfest“ und das „Maifest“ wurden gefeiert. „In Hermann vergisst man, dass man sich in einem nicht teutschen Lande befindet“, schrieb der aus Nieder-Gemünden in Mittelhessen stammende Politiker, Winzer und Schriftsteller Friedrich Münch (1799-1881) 1859.[Anm. 1] Und so wird die Gegend um Hermann oftmals auch „Missouri Rhineland“ bzw. „Missouri Rhine Valley“ genannt, die Straße zwischen Defiance und Marthasville wegen der zahlreich dort anzutreffenden Weingüter gar als „Missouri Weinstraße“ bezeichnet.
Die "Stone Hill Winery": Missoris ältestes Weingut
Der 1809 in Altenburg in Sachsen geborene und 1839 in die USA emigrierte Michael Poeschel war Hermanns erster Winzer. Er hatte 1847 mit einem kleinen Weinbaubetrieb begonnen, den er zu Beginn der 1860er Jahre vergrößern konnte. Zusammen mit dem 1822 in Hessen-Darmstadt geborenen und 1853 ausgewanderten John Scherer begründete er 1861 auf einem Hügel – dem „Stone Hill“ bei Hermann ein Weingut, das fortan M. Poeschel & Scherer hieß. Zwischen 1861 und 1878 produzierte die Gesellschaft 200.000 Gallonen (ca. 757.000 l) Wein. 1878 verkauften Poeschel und Scherer den größten Teil ihrer Firmenanteile an ihre Geschäftsführer, den Dienheimer Georg Stark und den 1847 in Frankfurt geborenen und 1871 emigrierten William Herzog. [Anm. 2] Die Firma hieß nun M. Poeschel, Scherer & Co.
Als sich Michael Poeschel mit 75 Jahren 1883 zur Ruhe gesetzt hatten, wurden Herzog und Stark alleinige Besitzer des Weinguts. Da Herzogs Ehefrau 1893 gestorben war, verließ dieser Hermann und zog nach St. Louis. Er verkaufte seinen Firmenanteil 1894 an Georg Stark, der seitdem der Alleininhaber der Stone Hill Wine Co. war. Er bewirtschaftete das Weingut in den beiden nächsten Jahrzehnten zusammen mit seinen beiden Söhnen Ottmar G. und Louis J. Stark. Im Jahr 1898 wurde die Stone Hill Wine Co. mit einem einbezahlten Kapital von 225.000$ als Aktiengesellschaft inkorporiert.
Georg Stark gehörte zu den erfolgreichsten Geschäftsleuten Hermanns. 1885 hatte er ein luxuriöses, 185 m2 großes zweistöckiges Wohnhaus errichten lassen, ausgestattet mit einem stattlichen Mansardendach und modernster Technik wie einer Gasbeleuchtung und einer Dampfheizung. In der Öffentlichkeit bekannt war es als „residence“ oder „Stark´s Wine Castle.[Anm. 3]
Georg Stark hatte 1895 über 400.000 Gallonen Wein in seinen Kellern gelagert. Manche dieser Weine waren über 40 Jahre alt.
In einer Beschreibung seiner Weinkellerei aus dem Jahr 1895 hieß es:
Die größten der Weinberge und der Weinkellereien in Hermann befinden sich in Besitz der Stone Hill Company, deren Leiter Georg Starck ist Mr. Starck hat derzeit 400.000 Gallonen Wein gelagert, wovon mancher 40 Jahre alt ist. Diese Keller zu sehen, ist schon eine lange Reise wert. Sie werden einen halben Tag brauchen, wenn Sie eine vollständige Besichtigung machen wollen. Wenn Mr. Starck Sie führt, wird der Rundgang doppelt so lange dauern, denn er wird Sie auffordern, jede Sorte zu probieren. Er wird Sie den Catawba, den Riesling, den Black Pearl, den Goethe, den Ruländer sowie seine Sherries, Portweine und Burgunder verkosten lassen. Jeder wird Ihnen besser erscheinen als der vorherige und Sie können sich glücklich schätzen, wenn Sie sich an den Namen eines einzigen erinnern können, wenn Sie den Heimweg antreten. Wenn Sie sich den Kellern nähern, sehen Sie das Haus von Mr. Starck, ein gewaltiges Bauwerk aus Backsteinen. Mr. Starcks Wirken wird nicht allein von kommerziellen Zeilen bestimmt. Er ist ein Mann von vielleicht 45 Jahren, vollbärtig, kräftig und sehr sympathisch. Er hat ein Auge für die angenehmen Seiten des Lebens und besitzt Humor. .[Anm. 4]
Unter Georg Starks Leitung erlangte das Weingut internationale Anerkennung. Seine Weine, darunter insbesondere die Rebsorten Hermannsberger („The Pride of Missouri“), Starkenburger („The American Rhinewine“) und Black Pearl („America´s Darkest Red Wine“), gewannen mehrfach Goldmedaillen auf internationalen Messen, u.a. in Wien (1873), Philadelphia (1876), Paris (1878 und 1889), New Orleans (1885), Charleston (1901) und St. Louis, Missouri (1904). Mit einer Jahresproduktion von 1.250.000 Gallonen Wein (rd. 4.731.000 l) Ende des 19. Jahrhunderts wurde Stone Hill zum zweitgrößten Weinbaubetrieb in den USA.
Georg Stark verstarb am 8. Mai 1917 in Kalifornien. Er wurde in Hermann, Missouri beigesetzt. Starks ehemaliger Partner Herzog war ebenfalls im Jahr 1917 verstorben. Er wurde in einem Nachruf als Förderer von Kunst, Musik und Kultur gerühmt, der einst viel für den Aufbau Hermanns geleistet hätte.
Anmerkungen:
- Vgl. Friedrich Münch: Der Staat Missouri, geschildert mit besonderer Rücksicht auf teutsche Einwanderung. 1859, S. 204, zit. nach: William G. Bek: The German Settlement Society of Philadelphia and Its Colony Hermann, Missouri. Philadelphia 1907, S. 120, abrufbar auf http://archive.org/stream/germansettlement00bekwrich#page/n193/mode/2up Zurück
- Vgl. http://www.looktothepast.com/gasconadebios2.html Zurück
- http://www.looktothepast.com/gasconadebios5.html Zurück
- Vgl. A Wine-Producing County. In: St. Louis Republic, 23. Oktober 1895 Zurück