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Hermann Kardinal Volk

Diözesanbischof mit einer Amtszeit 1962-1982.

Fast ein Jahr dauerte die Sedisvakanz des Mainzer Bischofsstuhl nach dem Tode von Bischof Albert Stohr. In dieser Zeit verwaltete der Domdekan Ludwig Haenlein als Kapitelvikar das Bistum. Papst Johannes XXIII. bestätigte am 25. März 1962 die vom Mainzer Domkapitel vorgenommene Bischofwahl und ernannte den Theologieprofessor Hermann Volk zum Bischof von Mainz. Die Bischofskonsekration und die Inthronisierung erfolgten am 5. Juni 1962, dem Fest des heiligen Bonifatius, im Dom zu Mainz. Als Wappenspruch wählte Hermann Volk das Pauluswort "Gott alles in allem". 11 Jahre später am 5. März 1973, berief Papst Paul VI. Bischof Volk in das Kardinalskollegium.

Als Kardinal nahm er 1978 an zwei Konklaven teil, die im August zur Wahl Papst Johannes Paul I. und in Oktober zur Wahl Papst Johannes Paul II. führten. Die Stadt Mainz zeichnete Kardinal Volk mit der Ehrenbürgerschaft aus und der Bundespräsident verlieh ihm das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Hermann Kardinal Volk verstarb am 1. Juli 1988, nachdem er altersbedingt bereits am 27. Dezember 1982 sein Amt niedergelegt hatte. Viele Menschen nahen in einem dicht gedrängten Trauerzug Abschied von dem beliebten und volkstümlichen Oberhirten, dessen Leichnam in St. Ignaz aufgebahrt war. Am 8. Juli wurde der Verstorbene zur Totenmesse in den Dom überführt und in der Bischofsgruft beigesetzt.

Hermann Volk wurde am 27. Dezember 1903 in Steinheim (Main) als Sohn eines Sattlermeisters geboren. Er studierte von 1922-1927 im Priesterseminar zu Mainz. Einer seiner Lehrer war der spätere Bischof Albert Stohr. Am 2. April 1927 wurde er von Bischof Ludwig Maria Hugo zum Priester geweiht. Jeweils vier Jahre wirkte als Seelsorger in Alzey und Mainz (St. Ignaz) und half als Priester in Offenbach (St. Paul) und in Gau-Odernheim aus. 1935 wurde er vom Pfarrdienst zum Weiterstudium an der Universität Fribourg/Schweiz freigestellt. In Fribourg wurde er 1938 zum Dr. phil. promoviert und ein Jahr später in Münster zum Dr. theol. Während des Krieges wurde er in die Seelsorge zurückberufen. Er betreute die große aus 70 Ortschaften bestehende oberhessische Diaspora-Pfarrei Nidda und fand dennoch Zeit sich 1943 in Münster bei dem bekannten Theologen Michael Schmauss zu habilitieren. Als dieser 1946 an die Universität München ging, wurde Hermann Volk zu dessen Nachfolger als Professor für Dogmatik nach Münster berufen. 1954/55 war er Rektor der Universität Münster. Schon als Professor der Theologie stand Hermann Volk, der sich später um die Ökumene große Verdienste erwerben sollte, der ökumenischen Bewegung nahe. Er und seine Schüler setzen sich nachhaltig mit der protestantischen Theologie auseinander, vor allem auch mit den zeitgenössischen evangelischen Theologen Karl Barth und Emil Brunner. Hermann Volk trat das Mainzer Bischofsamt in dem Jahr an, als in Rom das II. Vatikanische Konzil eröffnet wurde. So standen seine ersten Bischofsjahre auch ganz im Zeichen des Konzils (11. Oktober 1962 bis 8. Dezember 1966). Bereits als Theologieprofessor war er Mitarbeiter in verschieden Kommissionen, die das Konzil vorbreiteten. Auch als Bischof engagierte sich Hermann Volk in bedeutenden theologischen und liturgischen Kommissionen, u.a. in der Römischen Kommission für die Glaubenslehre und innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz in der Kommission für Fragen der Glaubens- und Sittenlehre, der Kommission für ökumenische Fragen, der Kommission für liturgische Fragen und der Kommission für Wissenschaft und Kultur. Die genannten Kommissionen weisen auch auf das bischöfliche Wirken von Hermann Volk hin: die Annäherung der Kirche an die moderne Lebenswelt, die Förderung der Einheit der Christen, die Umsetzung der Konzilsbeschlüsse im Bistum Mainz.

Der Mainzer Bischof setzt sich in besonderer Weise dafür ein, dass die vom Konzil beschlossene Konstitution über die Liturgie auch in den Gemeinden verwirklicht wurden. So war es kein Zufall, dass der erste Liturgische Kongress für das deutsche Sprachgebiet 1964 in Mainz mit über 2000 Teilnehmern stattfand. Als Vorsitzender der Liturgiekommission förderte Bischof Volk aktiv die Arbeiten zum "Gotteslob", dem ersten einheitlichen Gesangbuch für die deutschen Diözesen. Um die Konzilsbeschlüsse in seinem Bistum wirksam umzusetzen, richtete er Priestertage ein, an denen der Bischof über anstehende theologische, pastorale und liturgische Fragen zu seinen Diözesanpriestern sprach. In den Pfarreien wurden viele bauliche Maßnahmen notwendig, um die Kirchenräume den neuen liturgischen Bestimmungen anzupassen. Die vom Konzil vorgegebene "Demokratisierung" der Kirche fand ihren Ausdruck in der Gründung von Räten: Priesterrat, Pfarrgemeinderat, Dekanatsrat, Diözesanrat, Pastoralrat, Mitarbeitervertretungen.

Auch als Bischof war Hermann Volk weiterhin als akademischer Lehrer und Honorarprofessor an den Universitäten Münster und Mainz tätig. Der Theologe Volk war dem Wort und der Mitteilung durch das Schreiben verpflichtet Über 35 selbständige Bücher und zahlreiche Aufsätze hat er veröffentlicht. Der Ökumene blieb er auch als Bischof eng verbunden. Bis zu seinem Tode war Volk in zahlreichen nationalen und internationalen ökumenischen Arbeitskreisen, Vereinigungen und Kommissionen tätig. Sein Wirken als Theologe und Bischof trug wesentlich dazu, dass zwischen den Kirchen der Reformation und der Katholischen Kirche viele gegenseitige Vorurteile abgebaut und statt der trennenden Merkmale die sich auf das Evangelium gründenden Gemeinsamkeiten der christlichen Kirchen hervorgehoben wurden. Zu dem Höhepunkten seiner Amtszeit gehört das 1000-jährige Jubiläum des Mainzer Domes im Heiligen Jahr 1975 und der Besuch von Papst Johannes Paul II. in Mainz 1980. Dieser war allerdings in Mainz kein Unbekannter, denn als Kardinal Woytila von Krakau besuchte er gemeinsam mit Kardinal Wyszinski, dem Primas der polnischen Kirche, zwei Jahre zuvor den deutschen Mitbruder Kardinal Herman Volk in Mainz.

Hermann Volk war seit 1518, dem Jahr der Ernennung von Erzbischof Albrecht von Brandenburg zum Kardinal, der erste Mainzer Bischof der mit der Würde eines Kardinals von Rom ausgezeichnet wurde.

Nachweise

Verfasser: Werner Marzi, Heiko Schneider

Quelle: 2000 Jahre Mainz - Geschichte der Stadt digital

Erstellt am: 09.06.2009