Anselm Casimir Wambolt von Umstadt (1629–1647)
Anselm Casimir Wambolt von Umstadt wurde nicht nur durch seine Bildung an den Jesuitenkollegien in Speyer und Prag von der Gesellschaft Jesu geprägt, sondern studierte unter anderem auch fünf Jahre Theologie und Philosophie am Collegium Germanicum in Rom.
Innenpolitische wie auch reichspolitische Erfahrungen hatte der 1629 gewählte Kurfürst bereits reichlich gesammelt. Von 1608 bis 1619 stand er dem neugeschaffenen Hofrat, der höchsten Mainzer Regierungsbehörde, als Vorsitz vor und fungierte auch als mehrmaliger Statthalter für Erzbischof Georg Friedrich Greiffenclau von Vollrads während dessen Abwesenheit. 1610 wirkte der wahrscheinlich 30-jährige Kanoniker, dessen Vater aus einer calvinistischen Familie stammte und 1581 zum katholischen Glauben konvertierte, erfolgreich bei der Rekatholisierung auf dem Eichsfeld mit.
Überschattet wurde die Regentschaft von Erzbischof Anselm Casimir durch die Besetzung von Mainz durch die schwedischen Truppen im Zuge des Dreißigjährigen Krieges. Weihnachten 1631 musste der Kurfürst die Stadt ver- und diese dem schwedischen König Gustav Adolf überlassen. Erst fünf Jahre später konnte er aus seinem Kölner Exil in die von Hungersnöten und Pest geplagte Stadt zurückkehren. Doch kaum hatte man im Erzstift die alte Ordnung wieder hergestellt, schon musste das Fürstentum wiederum einer Besetzung seiner Gebiete fürchten. 1644 gingen große Teile des Kurmainzer Territoriums an diesmal französische Truppen verloren und wurden geplündert und verwüstet. Zwar konnte der Kirchenfürst durch einen 1647 geschlossenen Waffenstillstand die dreijährige Besatzung von Mainz beenden, doch bevor er aus seinem Exil in Frankfurt in die zerstörte Kurmainzer Residenz zurückkehren konnte, verstarb er dort im Alter von 64 Jahren. Einerseits zeichnete ihn eine gewisse Kompromisslosigkeit in Fragen der Religions- aber auch Reichspolitik aus, andererseits machte es die Situation des Krieges unmöglich, Frieden zu schaffen und zu wahren. Die katholische Restauration brachte er in Kurmainz, soweit es die Umstände erlaubten, voran.
Um Mainz, in Dieburg, Höchst, Oberlahnstein, Fritzlar und Aschaffenburg und gab es um 1629/1630 Hexenprozesse. Nachdem schwedische Truppen in Mainz einmarschiert waren kamen diese ins Stocken. Der Dreißigjährige Krieg in Verbindung mit der Pest und Hungersnöten bewirkten in den Jahren 1632 bis 1635 eine vollkommene Einstellung aller Hexenverfahren. Erst ab 1639 kam es wieder zu vereinzelten Prozessen (Amorbach, Buchen, Obernburg, Walldürn). Obwohl die kurmainzischen Beamten sehr zurückhaltend blieben, wie man an einem Fall von Miltenberg erkennen kann, kann man noch nicht von einer grundsätzlichen Wende in der Hexenpolitik sprechen, eher von einer Stagnation.