Ingelheimer Ansichten in Aquarell - Ernst Ludwig Winternheimer und seine Heimatstadt
von Pia Steinbauer
Ob das historische Rinderbachtor, das Tor am Zuckerberg oder andere Ingelheimer Motive – der Maler Ernst Ludwig Winternheimer schuf Aquarelle, die in die Tiefe gehen, die samten und filigran, ja leicht erscheinen und trotzdem in ihrer Darstellung eine Authentizität bergen, die den Betrachter staunen macht. Noch heute existieren zahlreiche seiner Werke in Privatbesitz – und geben einen Einblick in das talentierte Schaffen des Künstlers.
Ernst Ludwig Winternheimer wurde am 15. Mai 1902 geboren. Er wuchs bei der Familie seines Großvaters Quirin Winternheimer in Ober-Ingelheim auf. Wie der junge Ernst Ludwig zur Malerei fand, ist nicht näher bekannt. Aber sicher war die Liebe zur Kunst in ihm sehr stark, denn er verließ mit gerade erst 18 Jahren seine Heimatstadt Ingelheim, um in Mainz ein Kunststudium aufzunehmen. Professor Reichert, sein Dozent an der Landeskunstschule in Mainz, brachte ihm die Dekorations- und Kirchenmalerei nahe. Eine Kunstrichtung, die Winternheimer ansprach und der er sich in im Laufe seines Studiums mehr und mehr zuwandte. Die Dekorations- und Kirchenmalerei war für ihn eine besondere künstlerische Herausforderung, denn er musste dafür nicht nur eine Vielzahl von künstlerischen Techniken beherrschen und in den verschiedensten Kunststilen arbeiten können, sondern sich bei seiner Arbeit auch fortwährend den Besonderheiten der historischen und zeitgenössischen Kirchenarchitektur stellen. Dass Professor Reichert ihn nach Abschluss seines Studiums als Dekorationsmaler und Restaurator mit nach Süddeutschland nahm, kann sicher als eine besondere Würdigung seines Talents gewertet werden. Studienreisen in jener Zeit führten Winternheimer auch nach Italien und Ungarn. In Rom zeichnete er im Vatikan. Dort wurde sogar Papst Pius XI. auf ihn aufmerksam. Das katholische Kirchenoberhaupt war von seinen Arbeiten so angetan, dass es einige seiner Bilder ankaufte. Im Alter von nur 28 Jahren ging Winternheimer nach Düsseldorf. Dort wurde ihm die Koordination der Dekoration und Restauration verschiedener Kirchen im Stadtgebiet übertragen.
Ein Arbeitsunfall und die Krankheit Morbus Bechterew bereiteten seiner Karriere ein jähes Ende. Morbus Bechterew, die entzündlich-rheumatische Erkrankung, die sich langsam fortschreitend in einer zunehmenden Bewegungseinschränkung äußert, veränderte Winternheimers Leben grundlegend und machte eine Fortführung seiner künstlerischen Tätigkeit in der bisherigen Form unmöglich. Er gab seine Arbeit in Düsseldorf auf und zog nach Solingen. Dort eröffnete er 1934 ein Atelier, gab Malunterricht und arbeitete für Galerien. Während des Zweiten Weltkrieges leistete er Ersatzdienst und war bei einem Bombenangriff drei Tage verschüttet. Seine Krankheit schritt weiter fort, es wurden Klinikaufenthalte erforderlich. 1953 heiratete er, kehrte mit seiner Ehefrau Ilse in seine Heimatstadt Ingelheim zurück und wirkte dort noch 17 Jahre. Er arbeitete weiterhin als freier Zeichner und Aquarellist und engagierte sich im Ingelheimer Gemeinwesen. Er wirkte als künstlerischer Leiter des Altenwesens (Kreis der Älteren) im Fridtjof-Nansen-Haus. Am 15. Januar 1970 verstarb Ernst Ludwig Winternheimer 67-jährig in Ingelheim.
Im November 2007 initiierte der Verein Pro Ingelheim eine erste Ausstellung mit Werken des Künstlers.
Nachweise
Verfasser: Pia Steinbauer
Quellen:
- Steuber, Hans-Dieter: Ernst Ludwig Winternheimer. Biografie zur Pro Ingelheim-Ausstellung am 03.+04.11.2007 im Ingelheimer Steinkegelturm.
- https://www.solinger-tageblatt.de/solingen/neumarkt-gestern-heute-3976318.html. Stand: 15.06.2018.