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Johannes Gutenberg - „Mann des Jahrtausends“

0.1.Leben

0.1.1.Herkunft und Jugend

Johannes Gutenberg- Holzschnitt 16. Jh.

Johannes Gensfleisch, nach dem Namen seines Familiensitzes „zum Gutenberg" genannt, wurde um das Jahr 1400 als Sohn des patrizischen Kaufmanns Friedrich „Friele“ Gensfleisch zur Laden und dessen zweiter Frau Else Wirich in Mainz geboren. Über seine Kindheit selbst ist sehr wenig bekannt, jedoch kann aufgrund seiner guten Lateinkenntnisse und seines unternehmerischen Geschicks von einer umfassenden (Schul-)Bildung ausgegangen werden. So ist es auch möglich, dass Gutenberg an der Universität Erfurt studierte, dies gilt jedoch nicht als gesichert. Da sich in den Jahren 1418/1419 ein Student unter dem Namen „Johannes de Alta villa“ immatrikulierte und es damals üblich war, den Herkunftsort dem Vornamen beizufügen, ist es möglich, dass hierbei der zeitweise in Eltville ("Alta villa") lebende Johannes Gutenberg gemeint ist. Zu Gutenbergs Jugendzeit befand sich Mainz in einer schweren Krise. Nicht nur dass die Stadt hoch verschuldet war und immer noch mit den Nachwirkungen der Pest zu kämpfen hatte, sondern beschuldigten sich auch Patrizier und  Zünfte, die die Führungsschicht der Stadt bildeten, gegenseitig, für die desolate Lage verantwortlich zu sein. Aus Protest verließ deshalb ein Teil der patrizischen Bevölkerung die Stadt, zunächst für einen befristeten Zeitraum. So auch Friele Gensfleisch, der 1411 und 1413 für kurze Zeit Mainz den Rücken kehrte und zusammen mit seiner Familie nach Eltville zog. Nach dem Tod seines Vaters 1419 gerieten Gutenberg und seine Geschwister mit der Tochter seines Vaters aus erster Ehe, in einen Rechtsstreit um das Erbe. Im Jahr 1428 entbrannte der Streit der politischen Führungsschicht erneut, und mehrere Patrizierfamilien mussten die Stadt verlassen. Dazu gehörten wahrscheinlich auch Johannes Gutenberg und seine Familie.

Über seinen Verbleib 1429 bis 1434 sind keine Informationen überliefert, außer einer Urkunde mit namentlicher Erwähnung von 1430, die Gutenberg die Erlaubnis zur Rückkehr in seine Heimat aussprach. Als 1433 seine Mutter Else starb, wurde das Erbe unter Gutenberg und seinen Geschwistern aufgeteilt.

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0.1.2.Zeit in Straßburg

Wappen Gutenberg

Der erste Beleg, dass Gutenberg sich in Straßburg aufhielt, stammt aus dem Jahre 1434. Gutenberg ließ den Mainzer Stadtschreiber Nikolaus von Wörrstadt in Schuldhaft nehmen, da die Stadt Mainz mit ihren monatlichen Rentenzahlungen in Rückstand geraten war. Als Mainz sich bereiterklärte, die Zahlungen wieder aufzunehmen, ließ Gutenberg seine Geißel jedoch wieder frei. In Straßburg lebte er in der vor den Toren liegenden Vorstadt St. Arbogast, erlangte jedoch nie das Bürgerrecht, obwohl er durch eine Heirat mit der Patriziertochter Ennelin zu der Isern Türe die Chance dazu gehabt hätte. Diese verklagte ihn vielmehr 1436/7 „in matrimonii causa“ (vermutlich wegen des Bruchs des Heiratsversprechens) vor dem geistlichen Gericht in Straßburg. Der Ausgang des Prozesses ist nicht überliefert, jedoch gilt es als wahrscheinlich, dass die beiden nicht geheiratet haben. Gutenbergs sozialer Status in den Jahren 1436 bis 1444 ist unklar, da er einerseits in den Zoll und Steuerlisten der Stadt sowohl als Halbkonstofeler (Halbpatrizier), als Halbmitglied der Goldschmiedezunft als auch ohne Zugehörigkeit einer Zunft eingetragen ist. Andererseits ist er in der Aufgebotsliste, einer Rekrutierungliste für den Kriegsfall, als Patrizier eingetragen und musste somit ein halbes Pferd zu Verteidigung der Stadt Straßburg beitragen.

In den folgenden Jahren gründete Gutenberg mit mehreren Teilhabern, darunter seinem Münz- und Goldschmiedelehrling Andreas Dritzehn, eine Finanzierunggesellschaft um die Entwicklung eines neuen technischen Verfahrens finanzieren zu können. Nach dem Tod Dritzehns 1439 verklagten seine Brüder Gutenberg auf Herausgabe des investierten Kapitals oder stattdessen auf Beteiligung an der Unternehmung. Die daraus entstandenen Gerichtsakten sind die beste Informationsquelle über die Tätigkeit Gutenbergs zu dieser Zeit. So wird eine Vereinbarung mit dem Vogt Hans Riffe über die Produktion von Wallfahrtsspiegeln als Andenken für die nächste Wallfahrt nach Aachen erwähnt. Auch wird ein zweiter Vertrag zwischen Andreas Dritzehn, Hans Riffe und Andreas Heilmann genannt, bei dem es um die Finanzierung einer neuen handwerklichen Methode ging. Obwohl die betreffende Methode während des Prozesses geheim gehalten wurde, kann man durch die Erwähnung einer Presse und anderen Druckmaterialien vermuten, dass es um frühe Druckversuche Gutenbergs ging, der somit schon damals an seiner Erfindung arbeitete.

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0.1.3.Rückkehr nach Mainz

Gutenbergbibel

Ab 1444 ist Gutenbergs Aufenthaltsort unbekannt, bis er 1448 in seiner Heimatstadt Mainz wieder auftauchte und einen Kredit von 150 Gulden zu 5% Zinsen aufnahm, den er wahrscheinlich für die Weiterentwicklung seiner Erfindung verwendete. Im Jahr 1450 ging Johannes Gutenberg eine Geschäftspartnerschaft mit Johannes Fust ein, der ihm zuerst 800 Gulden lieh und sich 1453 mit einer Zahlung von weiteren 800 Gulden an dem gemeinsamen Projekt, dem „Werk der Bücher“ wie es später genannt wurde, beteiligte. Mit diesem Geld konnte Gutenberg seine Entwicklung einer Druckerpresse, sowie ein Druckverfahrens mit beweglichen Lettern fertigstellen, sodass er mit dem Druck eines Gedichts über das Weltgericht in deutscher Sprache eines seiner frühesten Werke abschließen konnte[Anm. 1]. Gutenbergs Ziel war es dabei, die Merkmale einer schönen Handschrift auf seine Drucke zu übertragen, weshalb er über 280 verschiedene Schriftzeichen schuf. In einer vermutlich dreijährigen Arbeitszeit von 1452-1454 druckte er sein Meisterwerk, die 42-zeilige Bibel in lateinischer Sprache, die heute noch unter der Bezeichnung Gutenbergbibel oder B 42 (B für Bibel, 42 für die 42 Zeilen auf einer Seite) bekannt ist. Diese umfasste 1282 Seiten in typografischer Vollendung[Anm. 2] und hatte eine Auflage von etwa 180 Stück[Anm. 3] (150 Stück auf Papier, etwa 30 Stück auf dem teureren Pergament), so Enea Silvio Piccolomini (später Papst Pius II.) 1455 in seinem Brief an Kardinal Juan de Caravajal. Die 42-zeilige Bibel wurde 1454 auf der Messe in Frankfurt präsentiert und verkauft, die damals wie heute als einer der großen Namen im Bereich Messen und Literatur gilt. Die schon zu dieser Zeit große internationale Ausstrahlung Frankfurts als Messeort und Umschlagplatz für Fernhandel, wurde von Gutenberg wahrscheinlich mit Absicht für den Vertrieb seiner Bibeln gewählt, da so die Werbung verbreitet und der Verkauf angeregt wurden.

1455 sorgten finanzielle Streitigkeiten für einen Bruch zwischen Gutenberg und seinem Geschäftspartner Fust. So verklagte Fust Gutenberg wegen ausbleibender Zinsen und Geldrückzahlungen, was in dem sogenannten Helmasperger Notariatsinstrument überliefert wurde. Ein weiterer Grund soll gewesen sein, dass Gutenberg das angelegte Kapital nicht für das gemeinsame „Werk der Bücher“ verwendet haben soll, sondern zur gleichen Zeit mit anderen Projekten beschäftigt war. Gutenberg hingegen verwies auf die auch von ihm getätigten großen Investitionen bei der Herstellung der B 42. Über den genauen Ausgang des Prozesses ist nichts bekannt. Jedoch wird vermutet, dass das Gericht Fust Teile der Gerätschaften zusprach, die mithilfe seiner ersten Zahlung finanziert worden waren, sowie große Teile der Bibelauflage. Denn Fust betrieb nach diesem Rechtstreit zusammen mit seinem späteren Schwiegersohn und ehemaligen Mitarbeiter Gutenbergs Peter Schöffer die Druckerei weiter.

Einige Zeit später begann Gutenberg wahrscheinlich eine neue Geschäftspartnerschaft mit dem Juristen Konrad Humery, mit dessen Hilfe er eine neue Druckerwerkstatt aufbaute. 1462 wurde Mainz während der sogenannte Mainzer Stiftsfehde von dem vom Papst unterstützen Erzbischof Adolf von Nassau erobert. Die Stadt wurde geplündert und teilweise durch Brände zerstört. Viele Bürger wurden aus der Stadt vertrieben und ihre Höfe an Befürworter des Erzbischofs verteilt, so wahrscheinlich auch der des Johannes Gutenberg. Doch schon im Jahr 1465 kehrte Gutenberg nach Mainz zurück und wurde von demselben Erzbischof zum Hofmann ernannt. In dieser Position erhielt er angemessene höfische Kleidung, sowie Getreide- und Weinspenden und Steuerfreiheit. Johannes Gutenberg starb am 03.02.1468 im Hof zum Algesheimer in Mainz und wurde in der (heute zerstörten) Franziskanerkirche beerdigt. Seine Druckwerkstatt ging an seinen Geschäftspartner Konrad Humery unter einer Auflage: Sie durfte nur in Mainz zum Einsatz kommen.

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0.1.4.Weitere bekannte Drucke

Weitere bekannte Drucke Gutenbergs neben der Gutenbergbibel:

  • Türkenbulle (1455/56), Aufruf des Papstes Calixtus III. zu einem Kreuzzug gegen die Türken
  • Catholicon (1460), Lehr- und Nachschlagewerk zur lateinischen Bibel, Gutenbergs Druckerei wird für den Druck in Betracht gezogen
  • Schulbücher, lateinische Grammatik des Aelius Donat, 24 Auflagen, die bis 1468 datiert werden können
  • Ablassbriefe (1454/55)
  • Verschiedene Kalender: (1455) Flugschrift zur propagandistischen Warnung der Kirche vor der Verbreitung des Islams, (1457) Aderlass Kalender, (1457) astronomischer Kalender

0.2.Der Buchdruck

0.2.1.Die Erfindungen Gutenbergs

Gutenbergs Erfindung prägte die weitere gesellschaftliche Entwicklung seiner Zeit, doch war er mehr als nur ein „Erfinder“. Er besaß ein großes kaufmännisches Geschick und verstand es, seine Erfindungen unternehmerisch zu nutzen. Er war also für das 15. Jahrhundert ein neuer Typ Unternehmer. Seine größte Errungenschaft war die Erfindung des Druckverfahrens mit beweglichen und austauschbaren Lettern. Dazu vereinte Gutenberg die damals bekannten Reproduktions- und Druckverfahren zu einem Gesamtverfahren und verbesserte dieses weiter. Zuerst wurde ein Buchstabe seitenverkehrt in einen Stahlstab (Patrize) eingraviert, der dann in weiches Kupfer (Matrize) eingeschlagen wurde. Die so entstandene Vertiefung diente als Form, mit der mithilfe eines Instruments (Handgießinstrument) Bleiabdrücke (Typen) gegossen werden konnten, die in einen Setzkasten gelagert wurden. Ein Setzer bildete aus diesen Typen nun einen Text, der in der Druckerpresse eingesetzt und mit einem Lederballen mit Druckertinte eingefärbt wurde. Dabei waren sowohl die Presse als auch die Zusammensetzung der Druckerschwärze eine Entwicklung Gutenbergs. Angefeuchtetes Papier wurde dann auf den Satz (zusammengesetzter Text) gedrückt – so entstand eine Druckseite.

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0.2.2.Entwicklung und Verbreitung des Buchdrucks

Ausbreitung Druck

Gutenbergs Erfindung startete eine Medienrevolution, die vergleichbar ist mit der Revolution des Internets in unserer heutigen Zeit. Nach der Trennung von Gutenberg arbeitete Fust zusammen mit seinem späteren Schwiegersohn Peter Schöffer in der gemeinsamen Druckerei und sie verfeinerten das Verfahren des Typengusses. Während Gutenbergs Drucke noch von Hand illustriert und illuminiert werden mussten entwickelte Schöffer ein umständliches Verfahren zweifarbig zu drucken. Dieses stellte sich jedoch als technische Sackgasse heraus. Neben Fust und Schöffer entwickelten sich auch weitere Druckwerkstätten die Gutenbergs Entwicklungen nutzten. So verbreitete sich die Buchdruckerkunst, schon kurz nach Gutenbergs Tod, zuerst im Heiligen Römischen Reich und von dort in Europa und der ganzen Welt.

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0.2.3.Auswirkungen auf die Gesellschaft

Durch den Druck und die Entstehung von Flugschriften und Nachrichtenblättern („Newe Zeytungen“) konnten nun Nachrichten schnell verbreitet werden und die Bevölkerung wurde über wichtige Geschehnisse in der Welt, zum Beispiel Naturkatastrophen oder Kriegsgeschehen, informiert und auf dem Laufenden gehalten. Auch konnten durch den Buchdruck erstmals Texte und damit Ideen in großem Maße verbreitet werden. Dadurch war der Buchdruck maßgeblich an der Verbreitung des Humanismus sowie der Reformation beteiligt. So sagte der deutsche Humanist Conrad Celtis, dass der Buchdruck das Selbstbewusstsein der Deutschen stärkte, da sie durch diese deutsche Erfindung nun Anschluss an die geistige Größe der Antike erreichten [Anm. 4]. Auch Martin Luther erkannte die Bedeutung des Buchdrucks für die Verbreitung seiner Thesen und stellte diese wichtige Rolle in seinen „Tischreden“ klar [Anm. 5]. Die technische Neuerung die Gutenbergs Erfindung brachte, beeinflusste die Geschichte der Neuzeit und brachte Bewegung in die Entwicklung der Gesellschaft.

Durch die schnelle Verbreitung von Informationen und die Möglichkeit der Wissensüberlieferung revolutionierte der Buchdruck die Kommunikation und bildete den Grundstein für die Entwicklung unserer heutigen Kommunikationsgesellschaft. Deshalb gilt Gutenberg als wichtiger Modernisierer und seine Erfindung wird als Beginn der Neuzeit angesehen, weshalb er 1999 vom amerikanischen A&E Network zum „Mann des Jahrtausends“ gewählt wurde.

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Verfasser: Jonathan Bugert

Literatur/Quellen:

  • Rothmann, Michael: „Das trojanische Pferd der Deutschen“ oder die Vervielfältigung des Wissens – Johannes Gutenberg, der Buchdruck und der Markt. In: Michael Matheus (Hrsg.): Lebenswelten Johannes Gutenbergs… S.39-58.
  • Füssel, Stephan: „Johannes Gutenberg und seine Wirkung“. Dezember 1999. 1. Auflage.
  • Füssel, Stephan: „Johannes Gutenberg“. 5. Auflage überarbeitet und aktualisiert Oktober 2013.
  • Gutenberg und seine Stadt: Mainzer Geschichte im 15. Jahrhundert. In: Gutenberg.-aventiur und kunst. Vom Geheimunternehmen zur ersten Medienrevolution, Hrsg. Von der Stadt Mainz.
  • CD-ROM 2000 Jahre Mainz. Geschichte der Stadt: Gutenberg und seine Zeit.

Erstellt am: 06.02.2014

Anmerkungen:

  1. Siehe Gutenberg.de Gutenberg und seine Zeit Zurück
  2. Siehe Rothmann S.44  Zurück
  3. Siehe Rothmann S.44  Zurück
  4. Siehe Füssel (2013): Humanismus und Buchdruck, S.102. Zurück
  5. Siehe Füssel (2013): Buchdruck und Reformation, S.115.  Zurück