Anselm Franz von Ingelheim
Mainzer Erzbischof mit einer Amtszeit 1679-1695, geb. 1634, gest. 1695.
Vor seiner Bischofswahl war der Domherr Anselm Franz von Ingelheim, der in Frankreich studiert hatte Stadtkämmerer in Mainz und kurfürstlicher Statthalter in Erfurt. Wahrscheinlich wurde er mit französischer Unterstützung zum Erzbischof von Mainz gewählt. Mit zahlreichen und vielseitigen Verordnungen - u.a. 48 "Policeyordnungen" - versuchte er, Bistum und Staat angemessen zu verwalten.
Die außenpolitischen Herausforderungen seiner Zeit konnte er jedoch mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln nur unzulänglich bewältigen. Die stark befestigte Stadt Mainz, die nur unzureichend mit Verteidigungstruppen besetzt war, lieferte er gleich zu Beginn des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1688-1697) den Franzosen, mit denen er ein Neutralitätsabkommen geschlossen hatte, aus.
Dadurch ersparte er der Stadt das Schicksal der Pfalz und vieler anderer linksrheinischer Territorien, die von der französischen Armee systematisch verbrannt und verwüstet wurden. Allerdings mussten 1689 während der Belagerung der Stadt durch die Reichsarmee Tausende von Einwohnern sterben und ihr Hab und Gut der Soldateska ausliefern. Der Kurfürst musste nach der Kapitulation der Franzosen ein ständige Besetzung der Stadt durch kaiserliche und reichsständische Truppen hinnehmen. Er hielt sich daher fast ständig in der Aschaffenburger Residenz auf.
Wenngleich in der Reichspolitik der Einfluss des Mainzer Kurfürsten nahezu zur Bedeutungslosigkeit gesunken war, ließ man ihn in seiner überlieferten Funktion als Mainzer Erzbischof und Erzkanzler des Reiches 1690 die Wahl Josefs I. und dessen Krönung zum Kaiser mit großer Prachtentfaltung durchführen. Das Domkapitel stellte ihm ein Jahr später den Deutschmeister Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg als seinen Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge zur Seite. Nach dessen frühen Tod wählte das Kapitel den Neffen des ehemaligen Erzbischof Johann Philipp, den Bamberger Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn, zum Koadjutor. Anselm Franz starb am 30.3.1695 in Aschaffenburg und wurde dort beigesetzt. Auch im Mainzer Dom erhielt er ein Grabdenkmal.
Das Grabdenkmal des Erzbischofs Anselm Franz von Ingelheim (1679-1695)
Das Denkmal für Erzbischof Anselm Franz von Ingelheim bricht mit dem in Mainz seit dem 14. Jahrhundert vorherrschenden Denkmaltypus mit stehendem Erzbischof in Pontifikalgewändern. Das Grabdenkmal stammt von Johann Wolfgang Fröhlicher, der sich an flämisch-französischen Vorbildern orientiert hat. Anselm Franz von Ingelheim lagert mit aufgerichtetem Oberkörper auf dem Sarkophag. Das geflügelte Skelett an der Spitze des Denkmals symbolisiert den Tod.
Anselm Franz von Ingelheim war Mainzer Domherr und seit 1675 kurfürstlicher Statthalter von Erfurt (Biographie). Er unterhielt gute Beziehungen zu Frankreich und ist offensichtlich durch französischen Einfluss Erzbischof geworden. Er überließ 1688 im Zusammenhang mit dem Pfälzischen Erbfolgekrieg die Stadt den Franzosen und ersparte Mainz damit das Schicksal von Worms, Speyer und anderen Orten, welche dem Erdboden gleichgemacht wurden.