Die Tätigkeiten des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz (IGL) lassen sich am treffendsten mit den Stichworten "Forschen Vermitteln Mitmachen" umschreiben. Neben historischer Grundlagenforschung ist es ein Hauptziel der historisch-germanistischen Einrichtung, akademische Grenzen abzubauen und Menschen dazu zu ermutigen, ihr kulturelles Wissen in die Forschungsarbeit einzubringen. Konsequent verwirklicht das IGL diesen Ansatz seit einigen Jahren mit dem Internetportal regionalgeschichte.net. Eine Erfolgsgeschichte, denn dank modernster Internettechnologien bietet das Projekt mittlerweile auf über 4000 Seiten Informationen zur Geschichte der Städte und Ortschaften in verschiedenen Regionen von Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Das IGL ist bundesweit die einzige Institution, die historisch interessierte Laien auf breiter Basis in ein landesgeschichtliches Internetangebot einbindet.
Doch Geschichte im Internet erreicht bei weitem nicht jeden. So scheuen sich vor allem ältere Menschen oft vor der neuen Technik obwohl gerade sie enorm viel landesgeschichtliches Wissen beizusteuern haben: "Die älteren Bürgerinnen und Bürger verfügen über z.T. umfangreiche Informationen zur Ortsgeschichte", weiß der Leiter des Online-Projekts, Dr. Elmar Rettinger. "Historische Fotos, Urkunden, Dokumente, Sammlungen zur regionalen und lokalen Geschichte schlummern unbeachtet in vielen Schubladen und sind nach dem Ableben der Besitzer oftmals für immer verloren" wenn sie nicht den Weg in die Wissenschaft finden. Oder eben die Wissenschaft den Weg zu ihnen. So entstand im IGL vor einiger Zeit die Idee zum 'Geschichtsmobil', einer fahrbaren Forschungsstation, die es den Historikern erlauben soll, selbst den Kontakt mit den Menschen vor Ort und ihrem kulturhistorischen Wissen herzustellen.
Diese Idee ist nun Wirklichkeit geworden. Ganz nebenbei wird auf diese Weise wird auch eine Versorgungslücke geschlossen. Denn während die Vermittlung von Ortsgeschichte in größeren Städten durch staatliche Einrichtungen gewährleistet ist, bleiben die kleineren Gemeinden selbst in alten Kulturlandschaften wie etwa Rheinhessen immer noch weitgehend unberücksichtigt. "Man muss zu den Menschen gehen, um sie für eine Sache zu begeistern. Dieses Konzept, das in anderen Bereichen, z.B. bei Wahlen, eine Selbstverständlichkeit ist, wird in der Geschichte noch kaum umgesetzt. Insofern ist das Geschichtsmobil etwas völlig Neues", freut sich Dr. Rettinger. Neben seiner Forschungsfunktion dient das Mobil auch als Schulungszentrum. Ziel ist es, die Medienkompetenz der Bürgerinnen und Bürger in Sachen Internet zu erhöhen, um sie direkt am Entstehungsprozess historischer Online-Inhalte beteiligen zu können. Mit kleinen Ausstellungen im Gepäck wird das Auto nicht zuletzt Präsenz bei regionalen und überregionalen Veranstaltungen zeigen.
Dieser innovative Ansatz hat auch die Politik überzeugt. Am Freitag, dem 18. September wurde das Geschichtsmobil auf dem Campus der Johannes-Gutenberg Universität Mainz durch Kultusministerin Doris Ahnen überreicht. Das Ministerium finanzierte Auto und Austattung aus den Mitteln des Konjunkturpakets II. In ersten Einsätzen hat sich das Mobil bereits bewährt: Nachdem der offizielle Startschuss am 1.Oktober 2009 auf dem Alzeyer Marktplatz gefallen war, stand es bereits am 2./3. Oktober 2009 in St. Goar, wo das IGL im Rahmen der Veranstaltung "rheinpartie" die Inschriften der Stiftskirche multimedial präsentierte. Seitdem war das Mobil an vielen Orten bis hin nach Luxemburg zu sehen. Nach einem kurzen Winterschlaf wird es sich 2010 mit neuem Elan auf den Weg machen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Vorbereitungen zum Rheinhessen-Jubiläum 2016. Fest steht bereits, dass das Geschichtsmobil vom 11. bis 13. Juni auf dem Rheinland-Pfalz-Tag in Neustadt an der Weinstraße und vom 28. September bis 1. Oktober auf dem Historikertag in Berlin zu sehen sein wird.