Heute ist die Präsenz von Italienern in Deutschland eine Selbstverständlichkeit. Weniger bekannt ist jedoch, dass Bewohner der Apenninenhalbinsel auch in vergangene Jahrhunderten nach Deutschland gekommen sind und hier nachhaltig das wirtschaftliche und kulturelle Leben prägten.
Die Arbeit befasst sich mit dem ökonomischen und sozialen Aufstieg italienischer Händler, insbesondere der Brentano-Familien, im 17. und 18. Jahrhundert in Deutschland. Ziel ist es, die Funktion von Migrationssystemen zu erschließen, die Bedeutung von Familienverbindungen und Handelsstrukturen in der Migration herauszuarbeiten sowie Mechanismen der Integration auszuweisen. (Klappentext)
Die Brentano-Familien aus der Region des Comer Sees stehen im Mittelpunkt der Arbeit, allerdings werden sie biographisch und genealogisch nicht tiefergehend untersucht. Sondern sie werden als Akteure, als Migrierende näher analysiert, die jeweils über differenzierte Netzwerke verfügten. Wie lässt sich der ausgewiesene Erfolg vieler italienischer Händler vom Comer See in unterschiedlichsten deutschen Städten des 17. und 18. Jahrhunderts erklären? Der Beantwortung dieser Leitfrage nimmt sich die Autorin mit Hilfe eines neuen Ansatzes der Migrationsforschung an, nach dem die Händler als Gruppe im Zentrum stehen. So werden zuerst die makroökonomischen Faktoren herausgearbeitet, welche die Migration bedingten, und daran anschließend die Migrationstraditionen in der Herkunftsregion. Im Zuge dessen wird die wirtschaftliche und soziale Ausgangslage der Familien analysiert, um zu zeigen, inwiefern diese zur Migration und schließlich zum Erfolg in der Zielregion beitragen konnte.
Gerade die Analyse der Netzwerke, Arbeitsweisen und Erfolge der Händler in der Zielregion ist von lokalgeschichtlichem Interesse: Exemplarisch werden die Umstände in Frankfurt/Main erarbeitet, inwieweit die italienischen Familien dort Fuß fassen konnten. Natürlich kam es auch zu Streitigkeiten und Konkurrenzverhältnissen mit den ansässigen deutschen Händlern. Als bereichernder Kontrast wird letztlich die Situation in Mainz betrachtet, wo die überwiegend katholischen Händlerfamilien dank der kurfürstlichen Obrigkeit eine ganz andere Ausgangslage vorfanden als beim protestantischen Stadtrat Frankfurts.
Nähere Informationen zur Publikation:
- Christiane Reves: Vom Pomeranzengängler zum Großhändler? - Netzwerke und Migrationsverhalten der Brentano-Familien im 17. und 18. Jahrhundert, Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn
- 1. Auflage 2012, 369 Seiten, Festeinband
- 39,90
- ISBN: 978-3-506-77107-0