Bibliothek

.1.4 Überlegungen

In dieser ersten Forschungsphase fiel uns zunächst auf, dass es in den Datenbanken und bei der Aufbewahrung von Artefakten und Dokumenten in Brasilien an konkreten Informationen über Einwanderer mangelt. Dafür gibt es vielleicht einige Gründe: erstens die Nationalisierungskampagne, die zwischen 1937 und 1945 unter der Regierung Getúlio Vargas stattfand, als die brasilianische Kultur in den Vordergrund gerückt wurde. Vor allem wegen des Zweiten Weltkriegs wurde versucht, die deutsche Sprache und Kultur in Brasilien auszulöschen. Damals wurden zahlreiche Briefe und andere Dokumente in deutscher Sprache vernichtet, ebenso wie Schulen und Radiosendungen in deutscher Sprache.

Ein weiterer Grund, der das Fehlen bestimmter Daten rechtfertigen könnte, ist, dass viele Siedler Informationen zu Geburten und Todesfälle versteckten, weil sie den brasilianischen Behörden nicht vertrauten. In diesem Rahmen gingen viele Daten verloren.

Schließlich gibt es in Brasilien keine Politik der Wertschätzung der Geschichte und der Archivierung und Pflege von Daten. In kleinen Städten wie Morro Reuter werden viele Informationen mündlich von einer Generation zur anderen weitergegeben. Die Datenlage ist dadurch jedoch sehr unzuverlässig. Wir sind also darauf angewiesen, weitere Zugangsmöglichkeiten zu Informationen zu schaffen. Daher ist es notwendig, die Forschung, die Aufarbeitung und Aufwertung unserer Geschichte zu fördern und sie aufzuzeichnen, damit sie nicht weiter verloren geht.

Die bisher gesammelten Daten haben bereits viel offenbart. Die Forschungen müssen jedoch vertieft werden, um das Leben dieser Einwanderer in Brasilien nachzeichnen zu können und für die Nachwelt festzuhalten.

[Zum vorherigen Kapitel]

[Zu den Literaturangaben]

Verfasser:

Tafarel Schmitt

Bundeskanzler-Stipendiat 2023/2024 / Unterstützt von Alexander von Humboldt Stiftung

 

Erstellt am: 28.03.2024