Buchholz am Mittelrhein

Bronzezeitlicher Grabhügel

[Bild: Landesvermessungsamt Koblenz]
[Bild: Landesvermessungsamt Koblenz]

Das Mittelrheingebiet war wegen seiner günstigen Bedingungen schon seit frühesten Zeiten relativ intensiv besiedelt. Die Hauptwohngebiete der damaligen Bevölkerung befanden sich jedoch weniger in der Enge des Rheintales, als vielmehr auf den weiten Talniederungen der benachbarten Höhenzüge des Hunsrücks und des Taunus. In den letzten Jahrhunderten vor Christi Geburt war diese Region am Mittelrhein geprägt von der Hunsrück-Eifel- und der Laténekultur (etwa zwischen 450 bis 390 v. Chr.), jener hochentwickelten Zivilisation der Kelten. Nur vereinzelt bestanden schon in vorrömischer Zeit kleinere Ansiedlungen unmittelbar an den Ufern des Rheines. Darauf weisen archäologische Funde und auch der für Boppard überlieferte keltische Name "Baudobriga" hin.

Schon im 19. Jahrhundert wurden aus zwei Grabhügeln des Bopparder Waldes zwei Grabinventare geborgen. Einem Grab der Mittelbronzezeit werden ein Griffplattenschwert und eine Nadel zugerechnet. Das andere Grab barg ein Messer und zwei Nadeln der Spätbronze- bzw. Frühurnenfelderzeit. Nördlich dieser Grabhügel befand sich eine weitere Grabhügelgruppe im Distrikt „Hellerwald“. Entlang eines prähistorischen Höhenweges über dem Rheintal gruppierten sich zwölf Grabhügel. Während der Erweiterungsarbeiten einer Gewerbefläche wurden einige Grabhügel untersucht.

Hügel Nr. 11 der Grabhügelgruppe wies einen Durchmesser von 18 Metern und eine Höhe von 1,4 Metern auf. Unmittelbar auf dem Verwitterungshorizont der Hochfläche lag die Hügelschüttung. Vor der Aufschüttung des Grabhügels war der alte Oberboden entfernt worden. Steine wurden dem anstehendem Boden entnommen bzw. im Umfeld aufgesammelt und zu einem Steinkreis rund um den Begräbnisplatz aufgeschichtet. Der Steinkreis hatte einen Durchmesser von 18 Metern und war etwa 0,6 Meter breit, in regelmäßigen Abständen waren Schieferplatten senkrecht aufgestellt worden. Im Zentrum der durch den Steinkreis eingefassten Fläche wurde auf dem freigelegten Verwitterungsboden aus Steinen eine Grabkammer von 2 Metern Breite und 2,5 Metern Länge errichtet. Das Zentralgrab wies in seiner Ausrichtung noch leicht nach Nordosten und barg eine nicht mehr erhaltene Körperbestattung. Am südöstlichen Rand der Steinsetzung lag eine bronzene Gewandnadel mit konischem Kopf und geschwollenem Hals vom Typ "Reckerode" sowie die Teile eines bronzenen Dolches. Einige wenige Fragmente eines Keramikgefäßes barg der westliche Teil der Grabkammer.

Die Beigabenausstattung des Grabhügels Nr. 11 im „Hellerwald“ zeigt enge Parallelen zu den zeitgleichen Bestattungen in Osthessen und Thüringen der entwickelten Hügelgräberbronzezeit (Bz C). Der große bronzezeitliche Grabhügel war Ausgangspunkt für spätere Grabhügel der Eisenzeit an dieser Stelle.

Heute liegt die größtenteils abgetragene Hügelgräbernekropole innerhalb einer umzäunten Industriefläche.

Nachweise

Verfasser: M. Thoma

redaktionelle Bearbeitung: Felix Maskow

Literatur:

  • Berg, Axel von/ Joachim, Hans-Eckart: Boppard-Buchholz, Rhein-Hunsrück-Kreis. Bronzezeitlicher Grabhügel, in: Kunow, Jürgen/ Wegner Hans-Helmut (Hrsg.). Urgeschichte im Rheinland. Köln 2006, S. 314–315.
  • Wegner Hans-Helmut: Zum Grabhügelfeld Hellerwald bei Boppard-Buchholz, Rhein-Hunsrück-Kreis, in: Haffner, Alfred/ Miron, Andrei (Hrsg.): Studien zur Eisenzeit im Hunsrück-Nahe-Raum. Symposium Birkenfeld 1987. Trier 1991 (Trierer Zeitschrift. Beihefte 13), S. 141-149.
  • Ber. Arch. Mittel­rhein u. Mosel 3. Trier 1992 (Trierer Zeitschrift. Beihefte 14), S. 409 mit Abb. 23 a-b.
  • Oesterwind, Bernd/ Verlaeckt, Koen: Bemerkungen zu einem urnenfelderzeitlichen Schwertgrab von Boppard, Rhein-Hunsrück-Kreis. Nickenich 1994 (Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte am Mittelrhein), S. 29 mit Anm. 40 u. Abb. 7.
  • Stoffel, Werner: Ortschronik Buchholz. Boppard 2009, S. 23-27.

Erstellt am: 14.08.2022