Oberwesel am Mittelrhein

Burg Schönburg

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Die Schönburg war ursprünglich eine Reichsburg. 1149, im Jahr ihrer Ersterwähnung, war sie als Lehen im Besitz Hermanns von Stahleck. Damals ließ Hermann seinen Mitbewerber um die Pfalzgrafschaft, Otto II. von Rheineck, auf der Burg umbringen. Bis zum Jahr 1166 war die Burg als Reichslehen im Besitz der Magdeburger Kirche. Vögte der Magdeburger Kirche und Kommandanten auf der Burg waren die Reichsministerialen von Schönburg.

Im Jahr 1166 wurde die Burg aus der magedeburgischen Verfügungsgewalt gelöst und wieder direkt König Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) unterstellt (sie wurde reichsunmittelbar). Mit der Burghut wurden die Herren von Schönburg betraut, ein Ministerialengeschlecht, das sich nach seinem Dienstort benannte. 1237 ist Otto von Schönburg als Burgverwalter des Stauferkönigs Friedrich II. (1212-1250) belegt. Nach dem Ende der Staufer, in einer Zeit, da man sich im Deutschen Reich nicht auf einen allgemein anerkannten König einigen konnte, kam die Schönburg auf Betreiben eines der Interregnumskönige um 1266 nochmals kurzfristig an die Magdeburger Kirche zurück.

König Ludwig der Bayer überließ die Burg 1318 dem Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg. Doch im laufe des 14. Jahrhundert wandelte sich die Anlage zu einer Ganerbenburg mit drei Burghäusern. Die Herren und Gemeiner zu Schönburg gelobten im Jahr 1329 dem jetzigen Provisor des Mainzer Erzstiftes, dem Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg, ihm mit ihrer Burg behilflich zu sein bzw. ihn mit seinen Truppen auf der Burg aufzunehmen (zu enthalten). Militärische Aktionen von der Burg aus, durften sich aber nicht gegen ihren Lehnsherren, den König richten. Auch die Grafen Wilhelm von Katzenelnbogen und der Ritter Eberhard Brenner war von etwaigen Angriffen ausgenommen.

Im Jahr 1374 überließ Kaiser Karl IV. die Burg Erzbischof Kuno von Trier als Lehen. 1531 war die Anlage bereits in einem baulich schlechtem Zustand, 1689 wurde sie von den Franzosen ausgeplündert, niedergebrannt und zerstört.

Im Jahr 1796, damals war das gesamte linke Rheinufer von französischen Revolutionstruppen besetzt, wurde die Burg zu französischem Nationaleigentum (Nationalgut) erklärt.

Nach einigen Besitzerwechseln kaufte 1885 der deutsch-amerikanische Bankier T.J. Oakley-Rhinelander aus New York die Ruine und ließ sie restaurieren.Besonderes Schmuckstück der Anlage ist die gewaltige begehbare Schildmauer. 1950 erwarb die Stadt Oberwesel die Burg und baute weitere Teile aus. Die Burg wird heute als Hotel-Restaurant geführt, deshalb sind die Innenräume nicht zu besichtigen. Von außen ist die Anlage aber jederzeit zugänglich.

Baubeschreibung

Die Schönburg ist eine der eindrucksvollsten Burgen am Mittelrhein. Die Baugeschichte ist leider noch ungeklärt. Besonders wirkungsvoll und burgenkundlich bedeutsam ist der hinter dem Halsgraben im Süden noch in voller Höhe aufragende, wohl von Erzbischof Balduin erbaute "Hohe Mantel", eine zweimal stumpfwinklig gebrochene, die Vorburg nach Süden und Osten umschließende Schildmauer. Sie ist bis auf zwei Reihen schmaler und hoher Schießscharten ungegliedert und trägt einen über Rundbogenfries beidseitig vorkragenden Wehrgang mit Zinnen, der ebenfalls mit Schießscharten gesichert ist.

Zwischen Vorburg und innerem Burghof steht an dessen Südwestecke ein 25 m hoher quadratischer Torturm, der zugleich als Wohnturm diente und vielleicht noch aus dem 13. Jahrhundert stammt. Der heutige Eingang rechts neben dem Turm wurde erst später ausgebrochen. Er führt in den äußeren (mittleren) Burghof. Auf dessen Nordseite, umgehen von den (ältere Mauerreste einbeziehenden) stehen die Neubauten des Kolpinghauses, der Stumpf eines sieben-, ursprünglich fünfeckigen Bergfrieds stammt aus dem 12. Jahrhundert. Er ist Rest des wahrscheinlich ältesten, von der Angriffseite am weitesten entfernten Burgteils. An der Ostseite, annähernd in der Mitte der Burg, steht die im Kern gotische Kapelle mit flachgedecktem, einschiffigem Langhaus und abgeschnürtem, rippenlosem Chor (darin spätgotisches Kruzifix). Neben der Kapelle befindet sich ein aufgetreppter Eingang in den höher gelegenen inneren Burghof an der südöstlichen, an den Halsgraben grenzenden Seite der Burg mit jüngeren, wohl aus dem 13. Jahrhundert stammenden Gebäuden, zwei runde, gleich starke, doch unterschiedlich hohe Bergfriede, der westliche mit 1980 neu aufgesetztem Dach; von den zugehörigen Palasbauten der nördlichen Ruine mit romantischen Einbauten des 19. Jahrhunderts, der südliche (sog. Rheinländer-Bau) unter Benutzung des ursprünglichen westlichen Treppengiebels (der östliche diesem nachgebildet) und der neugotischen talseitigen Fensterwand 1979-81 neu überdacht und ausgebaut, die rote Farbfassung mit weißen Fugenstrichen nach Befund am Westgiebel wieder hergestellt. Der ältere und die beiden jüngeren Bergfriede mit ihren Palasgebäuden und Nebenbauten gehörten je einem der drei Familienzweige, die sich in die Burg teilten; die Kapelle war allen dreien gemeinsam.

Zeichenerklärung:

1  Nördlicher Torweg

Halsgraben

Hoher Mantel (Schildmauer)

4  Brücke

5  Unterer Burghof

6  Torturm

7  Mittlerer Burghof

8  Fünfeckturm

Palas (Kolpinghaus)

10 Flaggenwiese

11 Burgkapelle

12 Pfalzblick

13 Oberer Burghof

14 Kemenaten

15 Gefängnisturm

16 Barbarossaturm

17 Palas (Burghotel)


Quelle: Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz Saarland. Bearb. von Hans Caspary u.a. Darmstadt 1985; Krämer; Schwarz, Anton Ph.: Eine Zeitreise durch Oberwesel. Historischer Stadtführer. Hrsg. vom Bauverein Historische Stadt Oberwesel. 2000. (inkl. Grundriss); redakt. Bearb. S.G.