Ediger an Mosel und Saar

Katholische Pfarrkirche St. Martin, Ediger

Baugeschichte

St. Martin, Ediger[Bild: RomkeHoekstra, CC BY-SA 3.0]

Die Pfarrkirche St. Martin in Ediger wurde im Jahr 1097 erstmals urkundlich erwähnt.[Anm. 1] Sie war ursprünglich Filialkirche der Großpfarrei in Eller, bis der Sitz des Pfarreibezirks vor 1142 nach Ediger verlegt wurde. Von dem in romanischer Zeit errichteten Kirchengebäude sind noch die Fundamente des Turmes und zwei Pfeilerfundamente erhalten. Die ebenfalls aus romanischer Zeit stammende Nordwand des nördlichen Seitenschiffes wurde 1952 im Zuge von Erweiterungsarbeiten abgebrochen.[Anm. 2] Zudem stammt vermutlich der in der heutigen Kirche aufgestellte romanische Taufstein aus diesem Vorgängerbau. Im Haus östlich der Kirche ist eine kleine Säule aus jenem Kirchengebäude eingemauert.[Anm. 3]

Vor dem Beginn des 16. Jahrhunderts wurden umfangreichere Umbauten und Erweiterungen vorgenommen.[Anm. 4] Das zweischiffige Kirchenschiff lässt sich aufgrund von Vergleichen mit der ähnlich gestalteten Hospitalkapelle von Kues sowie der Christuskirche in Andernach in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts datieren. 1506 wurde der romanische Kirchturm abgerissen und durch einen Turm in spätgotischer Formensprache ersetzt. Aus dieser Zeit stammen auch Teile des Südschiffes, das spätgotische Sternengewölbe im Langhaus sowie die Empore im Westjoch des Kirchenschiffes.[Anm. 5] Baumeister dieser Maßnahmen war wahrscheinlich Jodokus von Wittlich, der auch für das spätgotische Gewölbe von St. Matthias in Trier verantwortlich war.[Anm. 6] Ebenfalls im 16. Jahrhundert wurde an der Nordseite des Chores eine ältere Kapelle erweitert, die seit Beginn des 18. Jahrhunderts als Sakristei dient. Darunter befand sich das Beinhaus.[Anm. 7] Zwischen 1951 und 1953 wurde das Kirchenschiff nach Plänen des Kölner Dombaumeisters Willy Weyres an seiner Nordseite durch einen Anbau mit durchgehender Empore erweitert.[Anm. 8] 1962 und 1963 erfolgte der Einbau der neuen Buntglasfenster nach Entwürfen des Trierer Künstlers Rudolf Schillings (1925-2003); zudem wurde 1970 und 1974 die ursprüngliche Farbgestaltung der Kirche innen und außen wiederhergestellt. 

Baubeschreibung

Die Pfarrkirche von Ediger erhebt sich auf dem höchsten Punkt eines Schieferfelsens über dem Ort. Ein auf Konsolen ruhender Gang vor dem Felsen mündet in die Wehranlage der Kirchpforte von 1363 ein.[Anm. 9] Sie präsentiert sich als eine spätgotische Hallenkirche, die an ihrer Westseite an einen mächtigen Glockenturm anschließt. Dieser zeichnet sich in seinem obersten Geschoss durch ein Rundbogenfries, eine darüber liegende Galerie aus Fischblasenmaßwerk sowie vier Wasserspeier in Form von Tierungeheuern aus. Der Turm wird von einem achtseitigen Helm mit vierseitigen Ecktürmchen, Lüftungsgauben und Bleiverzierungen bekrönt, der bis 2003 umfassend renoviert wurde.[Anm. 10] Die zweiteiligen Fenster des Kirchturms sowie des Schiffs und des Chors weisen Fischblasen- und Herzmaßwerke über Freipässen auf. Im Turm hängen die sechs Glocken „Hosanna“ (1411), „Maria“ (1512), „Martin“ (1512), „Concordia“ (1564), „Vox clamantis“ (1564“ und „Wolfgang“ (1995).[Anm. 11]

Das durch drei Pfeiler geteilte, zweischiffige Langhaus wird im Inneren von einem reich gestalteten Sterngewölbe überspannt, das sich an den Schiffswänden auf neun als Figuren gestaltete Konsolen stützt. Die 117 Schlusssteine des Gewölbes zeigen unter anderem den auferstandenen Christus, umgeben von elf Aposteln (im Chor), den heiligen Martin auf seinem Pferd mit dem Bettler als Patron der Kirche von Ediger (im nördlichen Seitenschiff), das Gerichtssiegel Ediger-Eller auf zwei gekreuzten Schlüsseln (nördliches Seitenschiff) sowie das Osterlamm einschließlich der Muttergottes mit Kind auf der Mondsichel in der Turmhalle.[Anm. 12] Viele Handwerker- und Hausmarken, Gerichtssiegel und Wappen der Triere Dompröpste des 16. Jahrhunderts sind ebenfalls zu sehen.[Anm. 13]

Zur Ausstattung der Kirche gehören unter anderem die Kanzel, der Hochaltar, eine Orgel von Carl Heinrich Stumm und das Kirchengestühl aus dem 18. Jahrhundert sowie ein Taufstein aus dem 19. Jahrhundert.[Anm. 14] Zudem sind insbesondere eine spätgotische Pietà, ein Holzkruzifix dieser Zeit, eine Holzplastik des Schmerzensmannes aus der gleichen Zeit, sowie eine silbervergoldete Turmmonstranz aus dem Jahr 1522 hervorzuheben. Auch Meßgewänder und liturgisches Gerät aus der Zeit um 1500 sind noch vorhanden.[Anm. 15]

In der Kapelle befindet sich eine nach Münstermaifelder Vorbild gemeißelte Darstellung der Grablegungsgruppe aus dem Jahr 1671. Im gleichen Raum befindet sich auch das Steinrelief „Christus in der Kelter“ mit dem hl. Hilarius des Trierer Meisters Hans Ruprecht Hoffmann von um 1600. Dieses Werk stand wohl ursprünglich, damals noch mit der Darstellung einer dritten Gestalt in der Kreuzkapelle zu Stuben und diente der Aufbewahrung der heute im Limburger Dom befindlichen Staurothek. Die übrige Ausstattung der Kirche stammt überwiegend aus dem 17. und 18. Jahrhundert.[Anm. 16]

Nachweise

Verfasser: Max Hartmann

Red. Bearb.: Lutz Luckhaupt

Verwendete Literatur:

  • Friderichs, Alfons [u.a.]: Ediger-Eller an der Mosel. Neuss 1978 (Rheinische Kunststätten 212).
  • Rettinger, Elmar (Bearb.): Historisches Ortslexikon Rheinland-Pfalz. Bd. 1: Ehemaliger Landkreis Cochem. Stuttgart 1985 (Geschichtliche Landeskunde 27).
  • Wackenroder, Ernst (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem. Teil 2. München 1959.
  • Wolpert, Wolfgang: St. Martin zu Ediger an der Mosel. Faltblatt der kath. Pfarrgemeinde. o. J.

Erstellt am: 15.02.2023

Anmerkungen:

  1. Friderichs 1978, S. 9; Rettinger 1985, S. 75. Zurück
  2. Friderichs 1978, S. 9.  Zurück
  3. Wolpert, Faltblatt, Abschnitt „Geschichte“. Zurück
  4. Friderichs 1978, S. 9. Zurück
  5. Ebenda. Zurück
  6. Wolpert, Faltblatt, Abschnitt „Geschichte“. Zurück
  7. Ebenda. Siehe auch Friderichs 1978, S. 9. Zurück
  8. Wolpert, Faltblatt, Abschnitt „Geschichte“. Zurück
  9. Wolpert, Faltblatt, Abschnitt „Beschreibung“. Zurück
  10. Ebenda. Zurück
  11. Ebenda. Zurück
  12. Siehe hierzu Friderichs 1978, S. 11. Zurück
  13. Wolpert, Faltblatt, Abschnitt „Beschreibung“. Zurück
  14. Siehe hierzu ausführlich Friderichs 1978, S. 11 f. Zurück
  15. Ebenda. Siehe auch Wolpert, Faltblatt, Abschnitt „Beschreibung“. Zurück
  16. Wolpert, Faltblatt, Abschnitt „Beschreibung“. Zurück