Geschichte von Merxheim
Hügelgräber auf den Höhenrücken der Gemarkung weisen darauf hin, dass Merxheim schon in der Frühgeschichte zur sogenannten „Hallstattzeit“ (ca. 800-450 v. Chr.) als frühkeltischer Siedlungsraum bewohnt war. [Anm. 1] Die Grabhügelgruppe wird auch als Beleg für eine ehemalige prähistorische Straße angenommen. Auch aus der Spätlatènezeit (ca. 150 v. Chr. bis zur Zeitenwende) gibt es für das mittlere Nahegebiet viele Funde. Die Anwesenheit von Römern wird durch die Überlieferung eines Brandgrabes nachgewiesen. [Anm. 2]
Merxheim ist eine fränkische Siedlungsgründung, vermutlich aus der fränkischen Landnahme im 6./7. Jahrhundert, die erste urkundliche Erwähnung findet sich 1061 bei Erzbischof Eberhard von Trier (1010-1066) als Geschenk des Besitzes an das Stift St. Simeon in Trier. Seit Mitte des 10. Jahrhunderts gehörte Merxheim zur Grafschaft Nahegau der Emichonen (Untergrafen der Salier), die dort die Gerichts- und Verwaltungshoheit ausübten. Auch andere Klöster und Stifte hatten in Merxheim im 11. und 12. Jahrhundert Besitztümer, unter anderem das Kloster Disibodenberg, wo in einer Urkunde im Jahr 1128 der Ortsname erstmals in heutiger Schreibweise erwähnt wird. [Anm. 3]
Eine Pfarrkirche St. Urban wird bereits im Jahr 1097 erwähnt und war zu der Zeit wohl die Eigenkirche eines adeligen Großgrundbesitzers. Der Besitz wurde dem Kloster St. Jakob in Mainz übereignet. [Anm. 4]
In Lehnsverzeichnissen wird auch der Ritter vom Stein bei Bad Münster um 1200 als Besitzer eines Gutes erwähnt. Auch andere adelige Familien aus dem Nahe- und Hunsrückraum waren Grundherren in Merxheim. Beispielsweise die Herren von Kellenbach, vom Stein (Steinkallenfels) und von Schmidtburg. [Anm. 5] Der größte Teil dürfte jedoch den schon 1075 genannten Herren von Merxheim gehört haben, die im 14. Jahrhundert eine Burg oberhalb des Ortes von den Raugrafen übernahmen und als Ritter über 100 Jahre lang die Herrschaft über Merxheim ausübten. [Anm. 6]
Nach dem Tod des kinderlosen Rorich von Merxheim kam nach 1442 die Hälfte der später zerstörten Burg auf dem Raumberg und die Herrschaft Merxheim an die Vögte von Hunolstein, die andere Hälfte an die Ritterfamilie von Sickingen und darüber wurde 1625 die Familie von Burscheid-Büllesheim mitherrschend in Merxheim. [Anm. 7]
Im bayerisch-pfälzischen Erbfolgekrieg (1504/1505) kam es 1504 zur Plünderung und Brandschatzung des Dorfes. Die ausgebrannte Kirche wurde an alter Stelle wiederaufgebaut, während die Lage des Dorfes sich vermutlich etwas mehr in Richtung Nahe verschob. [Anm. 8]
In Merxheim weist eine Urkunde aus 1541 auf eine relativ frühe Einführung der Reformation hin. Eine weitere Urkunde bekundet 1554 das Ende der katholischen Gottesdienste in Merxheim. [Anm. 9] Nach dem Verkauf der Zehntrechte des Kloster Jakobs bei Mainz an das Haus Hunolstein bestimmten die Vögte von Hunolstein ab 1571 allein über Schulen und Kirchen. [Anm. 10]
1612 wütete die Pest in Merxheim und forderte 228 Todesopfer. [Anm. 11] Auch der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hatte mit Einquartierungen und Plünderungen, Krankheiten und Seuchen schlimme Folgen für die Bevölkerung. Nach den Kriegswirren soll es nur noch 7 in Merxheim ansässige Familien gegeben haben. [Anm. 12]
1682 und 1714 stand die Nahegegend unter französischer Besatzung, ebenso beim polnischen Erbfolgekrieg (1733-1736). [Anm. 13] 1794 ergriffen französische Revolutionstruppen Besitz vom linksrheinischen Gebiet. [Anm. 14]Aufgrund der wirtschaftlichen Not wanderten in der Zeit von 1782 – 1785 mehr als 300 Familien (über 1.000 Personen) aus der Nahegegend nach Galizien in Polen aus, unter ihnen auch einige Familien aus Merxheim. [Anm. 15] Eine weitere Auswanderungswelle nach Brasilien und Nordamerika gab es nach 1815. [Anm. 16]
Im 16. Jahrhundert errichteten die Vögte von Hunolstein und die Herren von Braunsberg als Ortsherren ein mehrstöckiges, von einem Wassergraben umgebenes Burghaus im Ort. [Anm. 17]Das bei einem schweren Dorfbrand 1870 zerstörte 9-stöckige Wahrzeichen von Merxheim erfuhr in den darauffolgenden Jahrhunderten immer wieder bauliche Umgestaltungen. [Anm. 18]
1820 werden in einer Statistik des landgräflichen Oberamtes Meisenheim für den Ort Merxheim 1.058 EinwohnerInnen ausgewiesen. [Anm. 19] 1867 betrug die Bevölkerungszahl 1.370. [Anm. 20]
Die Erbauung der Rhein-Nahe-Saar-Eisenbahn von 1856 bis 1860 mit dem Anschluss von Sobernheim 1859 war von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung für die Orte der mittleren Nahe. [Anm. 21]1867 wurde das Oberamt Merxheim in den Regierungsbezirk Koblenz eingegliedert. 1869 wurde die Bürgermeisterei Merxheim aufgelöst und mit Meddersheim und Staudernheim zur neuen Landbürgermeisterei Meddersheim zusammengeschlossen. [Anm. 22]
Im Ersten Weltkrieg verloren 50 von 220 Kriegsteilnehmern aus Merxheim ihr Leben. [Anm. 23] Im Zweiten Weltkrieg wurden bis 1940 140 Merxheimer eingezogen. [Anm. 24]Füllmann, Vogt 1992, S. 155. Über die Zeit des Nationalsozialismus in Merxheim wird auf den Seiten 143-154 berichtet. Über den Zweiten Weltkriegs wird auf den Seiten 155-159 berichtet. Eine Gedenkstätte wurde 1925 auf dem Merxheimer Friedhof für die Gefallenen eingeweiht. Vgl. ebd., S. 121.
Ab 1935 wurde das Amt Merxheim von Sobernheim aus verwaltet. [Anm. 25]Seit 1970 gehörte Merxheim zur Verbandsgemeinde Sobernheim. [Anm. 26] Seit 2020 zur Verbandsgemeinde Nahe-Glan. Die Verbandsgemeinde Nahe-Glan entstand zum 1. Januar 2020 aus der Fusion der rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinden Bad Sobernheim und Meisenheim. [Anm. 27]
NACHWEISE
Verfasserin Text: Marion Nöldeke
Verwendete Literatur:
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Bad Kreuznach, Bad Kreuznach 2020, S. 85-86, http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Bad_Kreuznach.pdf (Aufruf: 07.01.2021).
- Füllmann, Joachim; Vogt, Werner: Merxheim. Aus Der Geschichte eines Dorfes an der mittleren Nahe (Hg.: Ortsgemeinde Merxheim). Idar-Oberstein 1992.
Anmerkungen:
- Füllmann, Vogt 1992, S. 11. In den 1970er Jahren wurde ein Hügelgrab vom damaligen Institut für Vor- und Frühgeschichte in Mainz untersucht und datiert. Anmerkung: Heute heißt es „Institut für Altertumswissenschaften – Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichte“. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 12. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 13. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 14 und S. 181. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 14. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 14 und 16. Die Raugrafen residierten westlich von Kirn und an der Alsenz. Die Ritter von Merxheim wurden auch Roriche genannt und waren vermutlich Nachkommen des in früherer Zeit ansässigen Ortsadels. Vgl. ebd., S. 16. Sie sollen auch enge Beziehungen zu den Grafen von Sponheim gehabt haben. Vgl. ebd., S. 17. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 20-21. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 22. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 44. Auf den Seiten 44-46 sind die Einflüsse der Reformation in Merxheim ausführlicher beschrieben. Auf den Seiten 47-54 die Auswirkungen der Konfessionsstreitigkeiten im 17./18. Jahrhundert. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 45. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 46. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 47. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 48-49 und 51. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 21. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 56. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 81. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 22. Die Autoren geben an, dass beide Ortsherren für die Errichtung in Frage kommen. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 22. Im Volksmund wird der Turm als „Nürnberger“ bezeichnet, nach einer Lithographie des Turmes von Th. Rotbarth aus Nürnberg. Vgl. ebd. Es wurde auch Im Feld zwei des Gemeindewappens aufgenommen Vgl. ebd., S. 4. Die Autoren haben in ihrer Ortsgeschichte ein Ortsgemälde von Merxheim vor der großen Brandkatastrophe beigefügt. Vgl. ebd., S. 5. Details zum Brand werden auf S. 95 berichtet. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 81. Nur die Stadt Meisenheim kam zu der Zeit im Bereich des Oberamtes ebenfalls auf mehr als 1.000 EinwohnerInnen, nämlich 1.915. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 83. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 83. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 94. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 121. Über die Zeit des Ersten Weltkriegs wird auf den Seiten 117-121 berichtet. Eine Gedenkstätte wurde 1925 auf dem Merxheimer Friedhof für die Gefallenen eingeweiht. Vgl. ebd., S. 121. Zurück
- Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 180. Ab 1969 wurde die Bezeichnung „Amt“ in Verbandsgemeinde geändert. Vgl. ebd., S. 181. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 174. Zurück
- Die Ortsgemeinde Merxheim veröffentlichte auf ihrer Homepage auch einige Informationen zur Ortsgeschichte: http://www.merxheim.de/info.html (Aufruf: 07.01.2021). Zurück