Alsenz in der Pfalz

0.Alsenz

0.1.Vor- und Frühgeschichte und Antike

Die frühesten Siedlungshinweise im Bereich des heutigen Alsenz, zwei Werkzeuge, stammen aus der Jungsteinzeit 3500-2500 v. Chr. Daneben gibt es weitere Fundstücke, vor allem Grabbeigaben, aus der Hallstattzeit ca. 800 v. Chr. und der Älteren Eisenzeit 700-450 v. Chr.

Um 100 v. Chr. wurde das Alsenztal von germanischen Stämmen besiedelt, etwa 300 Jahre später nahmen die Römer die linksrheinischen Gebiete und damit auch die Gegend um Alsenz in Besitz. Einige Germanenstämme wanderten ab, andere blieben zurück und vermischten sich mit der römischen Bevölkerung. Aus dieser Zeit sind nur wenige Siedlungsspuren erhalten, die meisten Funde bietet ein Brandgräberfeld aus dem späten 2. und frühen 3. Jahrhundert.

Ab Mitte des 3. Jahrhunderts fielen die Alemannen in das linksrheinische Gebiet ein und vertrieben die römisch-germanische Bevölkerung. Wie viele andere Siedlungen wurde auch die auf dem Gebiet des heutigen Alsenz aufgegeben, das Land lag die nächsten 300 Jahre brach. Ab Mitte des 6. Jahrhunderts wurde die Herrschaft der Alemannen durch die von Westen einziehenden Franken herausgefordert. Im Laufe langjähriger Machtkämpfe setzten sich die Franken durch und drängten die Alemannen bis an den Oberrhein zurück.

Nach oben

0.2.Mittelalter

Schon bald begannen die Franken mit der Besiedlung des von ihnen eingenommenen Gebietes. Viele Dörfer wurden Ende des 6. und im Laufe des 7. Jahrhunderts gegründet, zuerst im Rheingraben, dann in weiteren linksrheinischen Gebieten. Wann genau Alsenz wieder besiedelt wurde, ist nicht mehr genau festzustellen, vermutlich relativ spät gegen Ende des 7. oder Anfang des 8. Jahrhunderts.

Die Herkunft des Namen Alsenz ist nicht genau geklärt. Sicher ist, dass die Siedlung nach dem Bach benannt wurde, der schon vorher den Namen trug. Eine Theorie besagt, dass der Name keltischen Ursprungs ist und mit „Erlenfluss“ oder „Erlenbach“ zu übersetzen ist. Eine andere Möglichkeit wäre es, den Namen vom französischen alise, „Elsbeere“ abzuleiten.

Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Alsenz stammt aus dem Jahr 755 und ist im Lorscher Codex verzeichnet. Am 25. Dezember 755 schenkten Richolf und seine Gattin Guta dem Kloster Lorsch mehrere Güter, darunter ein Gebäude in „Alisencia“. Eine weitere Urkunde aus dem Jahr 791 verzeichnet ein Geschäft zwischen dem Kloster Lorsch und einem Herrn Lando: Das Kloster übergab dem Mann die Besitzungen in „Alsenzen“ zur lebenslangen Pacht.

Ab 821 ist der Weinbau in Alsenz nachgewiesen, der Wirtschaftszweig war bis ins 19. Jahrhundert hinein eine wichtige Erwerbs- und Einkommensquelle für die Bevölkerung.

Weitläufigen Grundbesitz im mittelalterlichen Alsenz verzeichnete die Abtei St. Maximin von Trier. In einer Urkunde von 893 bestätigt König Arnulf von Kärnten die Besitzrechte des Klosters. Weitere Bestätigungsurkunden stammen aus den Jahren 897 und 912. Auch die erste Alsenzer Kirche befand sich wohl ursprünglich im Besitz der Abtei, sie war zu dieser Zeit dem Schutzheiligen des Klosters, St. Maximin geweiht. Laut einer Legende, die weder bestätigt noch widerlegt werden kann, soll die Abtei St. Maximin ihre Besitzungen im Alsenztal von Ada, der Schwester von Kaiser Karl dem Großen, erhalten haben.

In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts eignete sich das Erzbistum Mainz auf ungeklärte Weise die Alsenzer Kirche an. Es folgte ein langer Rechtsstreit mit dem der Abtei St. Maximin, die noch bis ins 17. Jahrhundert hinein auf ihre Besitzansprüche beharren sollte. Insgesamt ging im Laufe des Spätmittelalters der Grundbesitz allmählich von der Kirche zu weltlichen Adelshäusern über. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts befand sich Alsenz im Besitz des Grafenhauses der Emichonen, welches sich in verschiedene Linien aufteilte. Als Resultat wurde Alsenz unter drei verschiedenen Landesherren aufgeteilt, den Grafen von Veldenz, die Raugrafen und den Wildgrafen. Alle drei Linien besaßen unterschiedliche Rechte für Abgaben und Gerichtsbarkeit, die im Laufe der nächsten Jahrhunderte auch mehrmals verpfändet und verkauft wurden.

So verpfändeten im Laufe des 14. Jahrhunderts die Raugrafen aus Geldnot immer häufiger ihren Besitz in Alsenz an die Grafen von Veldenz, bis schließlich um 1408 all ihre Besitzansprüche endgültig an das verwandte Grafenhaus gingen. 1444 starb die Linie der Grafen von Veldenz aus, als ihr Erbe übernahm Herzog Stephan von Pfalz-Zweibrücken, der mit der Tochter des letzten Grafen von Veldenz verheiratet war, die Besitzungen in Alsenz.

Nach oben

0.3.Frühe Neuzeit

Ab dem 16. Jahrhundert ist der Abbau von Sandstein dokumentiert, der für Haus- und Burgenbau verwendet wurde. Dieser Wirtschaftszweig gewann schnell an Bedeutung und die Steinbrüche gehörten bald zu den größten Arbeitgebern in Alsenz. Seit dieser Zeit ist die Gemeinde auch als Marktflecken bekannt.

In den Jahren 1532 und 1533 wurde die Reformation in Alsenz eingeführt, zuerst die lutherische, einige Jahrzehnte später die calvinistische. 1540 kam es zu einem Brand im Dorf, wobei auch die Kirche stark beschädigt wurde. Der Wiederaufbau dauerte über 75 Jahre, erst 1615 wurden die Arbeiten abgeschlossen. Außerdem wurde 1549 als erste Lehranstalt ein reformiertes Schulhaus gebaut. Im Jahr 1571 werden 687 Einwohner in Alsenz verzeichnet. 1578 wird das noch heute stehende Rathaus im Renaissance-Stil erbaut, zwei Jahre später begann der Umbau des Rats- und Gerichtshauses, welcher bis 1600 andauerte.

Um 1600 erhielt das Herzogtum Zweibrücken dank mehrerer Sukzessionsverträge weitere Besitzungen in Alsenz und Umgebung. Damit beherrschte die Linie Pfalz-Zweibrücken zwei Drittel von Alsenz, das letzte Drittel gehörte dem inzwischen Wild- und Rheingrafen genannten Geschlecht. Sie unterhielten 1606 bis 1620 eine Münzprägeanstalt in Alsenz.

Der Dreißigjährige Krieg führte wie in vielen anderen Regionen zu einem Bevölkerungsrückgang. Alsenz wurde mehrfach von verschiedenen Truppen geplündert, spanischen, französischen, schwedischen und deutschen. Hinzu kam eine Pestepidemie, die zwischen 1635 und 1637 zum Tod vieler Einwohner führte. Trotz der schwierigen Situation ist 1650 die Niederlassung zweier jüdischer Familien in Alsenz verzeichnet. Bald folgten weitere, so dass 1670 offiziell eine jüdische Gemeinde existierte, die bald auf knapp 20 Familien anwuchs.

1682 verzichtete die Abtei St. Maximin offiziell auf die Ortsherrschaft über Alsenz, obwohl sie faktisch seit mehreren Jahrhunderten keine Macht in der Gemeinde besaß. Sie übertrug ihren Restbesitz an das Haus der Wild- und Rheingrafen. Diese verhandelten zwei Jahre später mit dem Herzogtum Pfalz-Zweibrücken um einige Gerichtsrechte in Alsenz, die sie schließlich auch abtraten.

Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges in den Jahren 1688 bis 1697 wurde Alsenz von Frankreich besetzt und eine katholische Mission eröffnet, die allerdings nur geringen Erfolg in der einheimischen Bevölkerung hatte. Ähnliches geschah während des Spanischen Erbfolgekrieges 1701 bis 1714.

1754/55 übergaben die Wild- und Rheingrafen schließlich ihre verbliebenen Alsenzer Besitzungen an das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, welche somit die alleinigen Herren über Alsenz waren. Sie tauschten das Dorf schon ein Jahr später gegen andere Besitzungen ein und übertrugen die Herrschaft auf das Haus Nassau-Weilburg. Zu dieser Zeit hatte sich die Bevölkerung von den Folgen der letzten drei Kriege soweit erholt, dass die Einwohnerzahl im Jahr 1755 wieder bei 791 lag. Darunter befanden sich mehrere jüdische Familien, die 1762 den Bau einer Synagoge anordneten. Es ist eine der wenigen pfälzischen Synagogen aus dieser Zeit, die heute noch erhalten ist. Unter Nassau-Weilburg kam es zu zahlreichen weiteren Bauprojekten, unter anderem 1775/76 ein Amtsgericht mit Gefängnis.

Nach oben

0.4.Unter französischer Herrschaft

Im Jahr 1792 wurde Alsenz im Rahmen der Koalitionskriege von Frankreich besetzt. 1793 wurden von der französischen Verwaltung die Wahlen für den rheinisch-deutschen Nationalkonvent organisiert. Dabei wurde gefordert, dass die Bewohner der linksrheinischen Gebiete sich von ihren Feudalherren lossagten und einen Eid auf die Republik schworen. In Alsenz wurde dies verweigert, auch nachdem eine Kommission zur Gemeinde gesandt worden war, die Druck auszuüben suchte. Durch die heranrückenden preußischen Truppen wurden die Verhandlungen unterbrochen, und Alsenz konnte eine Beteiligung an der Wahl vermeiden.

Während der nächsten Jahre lag Alsenz direkt an der Kriegsfront, die Bevölkerung musste mehrmals französische Truppen bei sich einquartieren und sie versorgen. 1795 kam es bei Alsenz zu einem Gefecht zwischen französischen und österreichischen Truppen. Die Österreicher gewannen, im Laufe der Kriegshandlungen wurden jedoch Teile der Ortschaft zerstört, unter anderem die alte Münzprägestatt. Kontributionsforderungen und weitere Belastungen führten bald zu einer hohen Verschuldung der Gemeinde.

Im Frieden von Campo Formio im Jahr 1797 wurden alle linksrheinischen Gebiete offiziell von Frankreich annektiert. In Alsenz sprachen sich nur 93 Stimmen für die Angliederung an Frankreich aus. Die Verwaltungsstruktur wurde nach französischem Vorbild grundlegend geändert, ab 1798 gehörte Alsenz zum Kanton Obermoschel. Im gleichen Jahr verzeichnete die Gemeinde 1412 Einwohner.

1802 wurde die französische Wehrpflicht in der Pfalz eingeführt. Die meisten Männer versuchten dem Einzug zu entgehen, oftmals durch Flucht, zumal zu diesem Zeitpunkt die französische Armee mehrere Niederlagen erlitt und viele auf eine Befreiung von der französischen Herrschaft hofften. Zwei Jahre später wird Napoleons Code Civil eingeführt. Er blieb in Alsenz bis zur Einführung des BGB im Jahre 1900 bestehen.

Nach oben

0.5.Unter bayrischer Herrschaft

Nach der Niederlage und Verbannung Napoleons stand die Pfalz und somit auch Alsenz für zwei Jahre, 1814 bis 1816, unter österreichisch-bayrischer Verwaltung, bis die ganze Region der Pfalz schließlich als Rheinkreis offiziell an das Königreich Bayern fiel. Im Rahmen dessen wurde Alsenz 1818 Teil des Landeskommissariats Kirchheimbolanden.

Die Bevölkerung musste schwere Zeiten durchleben, zu den Kriegsfolgen kamen 1815 eine Missernte und ein darauffolgendes Hungerjahr hinzu. Trotzdem erholte sich die Bevölkerungszahl schnell, 1815 wurden 1141 Bewohner verzeichnet, zwanzig Jahre später bereits 1510 Bewohner. Um zusätzliche Entvölkerung zu vermeiden und den Wiederaufbau zu beschleunigen verbot die bayrische Regierung 1816 die Auswanderung, eine Ausnahme musste beantragt werden. Zusätzlich wurde die Rückkehr zuvor emigrierter Bewohner unterstützt, wovon mehrere Alsenzer Gebrauch machten, die zuvor wegen dem Krieg nach Osten geflohen waren.

In der Bevölkerung herrschte jedoch vornehmlich Unzufriedenheit über die bayrische Regierung, nicht zuletzt weil sie bis 1631 die Napoleonische Kriegssteuer aufrecht erhielten und eintrieben. Auch bürdeten sie den Gemeinden viele durch die lange Besatzung und den Kriegen verursachte Schulden auf. Neue Steuern wurden mit Unmut registriert, vor allem die Zollerhebungen an den Grenzen der Pfalz im Jahr 1892. Verschärft wurde die Lage durch eine weitere Missernte 1831, der wieder ein Hungerjahr folgte.

In Folge des Hambacher Festes 1832 erhöhte die bayrische Regierung die Überwachung über ihre Untertanen. Auch die Gemeindeverwaltung in Alsenz wurde angewiesen, Listen mit allen Fremden und Reisenden zu führen und nach München zu schicken. Im Mai 1833 wurden schließlich in die Truppen im Rheinkreis verstärkt, um gegen potentielle revolutionäre und demagogische Veranstaltungen vorgehen zu können. Die Kosten musste dabei der Kreis selbst tragen. Aufgrund der unsicheren politischen Situation wurde von allen Pfälzer Gemeinden verlangt, einen Treueeid auf den bayrischen König zu leisten, einen sogenannten Staatsbürgereid. Für Alsenz wurde der Termin auf den 1. August 1836 festgelegt.

1848 kam es in Folge der Februarrevolution in Frankreich auch auf deutschem Boden zu zahlreichen Unruhen und Erhebungen. In der Pfalz wurden von Revolutionären die Loslösung von Bayern und die Erklärung zum unabhängigen Staat gefordert, eine Bewegung, die von Frankreich unterstützt wurde. In Alsenz war in dieser Hinsicht vor allem ein Mann namens Jakob Müller aktiv. Er hielt zum Anlass einer Fahnenweihe eine revolutionäre Rede, die in der Bevölkerung wenig Anklang fand. Trotzdem gab es in der Gemeinde neben Müller eine kleine Gruppe, die sich für einen Aufstand gegen Bayern einsetzte.

Ein Jahr später eskalierte die Situation, nachdem die bayrische Regierung am 30. April 1894 verkündete, sie werde weder die in der Frankfurter Paulskirche verabschiedete Reichsverfassung noch die Grundrechte anerkennen. Dies führte zu neuer Unzufriedenheit und Empörung in der Bevölkerung, das Autonomiebestreben erhielt dadurch zahlreiche neue Anhänger. Im Mai stellten die Revolutionäre eine provisorische Regierung und erklärten die Pfalz zur Republik. Der Alsenzer Jakob Müller war an diesen Vorgängen beteiligt und wurde zum Volkskommissar in Kirchheimbolanden. Er bemühte sich, Truppen gegen die drohende militärische Intervention auszuheben, mit mäßigem Erfolg. Die oft schlecht ausgebildeten und ausgerüsteten Freischärler wurden von der preußischen Armee zerschlagen. Am 14. Juni kommt es bei Kirchheimbolanden zu einem Kampf zwischen etwa 1000 Freischärlern und über 4000 preußischen Soldaten, den die Preußen überlegen gewannen. Viele Revolutionäre, darunter Jakob Müller, flohen in die Vereinigten Staaten von Amerika.

1870 begann der Bau der Alsenzbahn, die ein Jahr später ihre Arbeit aufnahm und die Strecke von Kaiserslautern nach Bad Kreuznach bediente. Zusätzlich wurden zur Verbesserung der Infrastruktur eine Bahnhof- und eine Industriestraße angelegt. Die Baumaßnahmen dienten vor allem der Förderung der Sandsteinbrüche und Steinhauer, der seit den 1830er Jahren einen Aufschwung erlebten. Viele Unternehmen, die Sandstein verarbeiteten, siedelten sich in Alsenz an und machten die Gemeinde zu einem Zentrum des Kleinhandwerks. Im Jahr 1870 wurde zudem die Heerespflicht eingeführt. 44 Alsenzer waren als Soldaten am deutsch-französischen Krieg beteiligt, alle kehrten nach dem Ende der Kampfhandlungen zurück.

1895/96 wurde in Alsenz die elektrische Straßenbeleuchtung eingeführt, 1896 wurde die Volkshochschule eröffnet. Die starke Wirtschaft lockte Arbeiter an, sodass die Einwohnerzahl zügig stieg und 1898 auf 2006 kletterte.

Nach oben

0.6.Das 20. Jahrhundert

1900 wurde Alsenz Teil des Bezirksamtes Rockenhausen. Drei Jahre später wurde eine Bahnlinie nach Obermoschel eröffnet, die jedoch nur wenig Anklang fand und 1935 wieder eingestellt wurde. 1905 erreichte Alsenz seinen absoluten Bevölkerungshöchststand mit 2172 Einwohnern. Ein Großteil davon waren zugewanderte Arbeiter, die sich wegen der Sandsteinindustrie in der Gemeinde niederließen. Diese Arbeiter streikten 1906 erfolgreich um Lohnerhöhung.

Die positive Wirtschaftsentwicklung endete mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges. Von 422 einberufenen Alsenzern starben 67. Im Jahr 1915 wurd die Zwangs- und Kriegswirtschaft eingeführt. Direkte Kriegsschäden blieben der Gemeinde erspart, da sie zu keinem Zeitpunkt an der Front lag. 1916 erschwerte eine Missernte die Situation. Am 25. November 1918 wurde Alsenz von Frankreich besetz, ebenso wie die restlichen pfälzischen Gebiete. Eine Truppe von 330 Soldaten musste einquartiert und verpflegt werden, es herrschte Ausweispflicht und abends Ausgangssperre.

Am 13. Januar 1923 rief die Weimarer Regierung die Pfälzer zum passiven Widerstand auf. Dem leisteten auch mehrere Beamte in Alsenz Folge, daraufhin wurden 28 von ihnen ausgewiesen, meist mitsamt der gesamten Familie. In nur wenigen Stunden mussten sie ihre Besitz zusammenpacken und über die Grenze.Aalles, was zurückblieb, wurde beschlagnahmt, ebenso Wohnungen und Grundbesitz. Durch die angespannte Situation kam es Ende 1923 zu einer neuen Bewegung, welche die Autonomie der Pfalz anstrebte. Diese sogenannten Separatisten nahmen mehrere Städte und Gemeinden in Besitz, Alsenz konnte sich jedoch erfolgreich gegen eine Besetzung wehren. Der Bewegung war kein Erfolg beschieden, Ende Februar 1924 zog sie sich zurück.

Alsenz befand sich zu dieser Zeit in einer wirtschaftlichen Notlage. Die Sandsteinindustrie hatte sich nach Ende des 1. Weltkrieges nicht mehr erholt, was zur Schließung vieler Unternehmen und dadurch zu hoher Arbeitslosigkeit führte. Viele Menschen wanderten ab, und die Zahl der Einwohner sank rasch auf unter 2000 ab. Dies tat den neuen Baumaßnahmen keinen Abbruch. 1925 bis 1928 wurde die Kirche saniert, 1926 wurde erstmals nach knapp 150 Jahren wieder eine eigene Polizeistation in Alsenz eingerichtet. 1930 wurde eine Turn- und Festhalle sowie eine katholische Kapelle gebaut. Im gleichen Jahr zogen die französischen Besatzer ab.

Bei den Gemeinderatswahlen 1933 erhielt die NSDAP die Mehrheit im Gemeinderat. Drei SPD-Mitglieder legten aus Protest gegen die Maßnahmen der Nationalsozialisten –vor allem der Verfolgung politischer Gegner- ihr Mandat nieder. In den nächsten Jahren erlebte die Wirtschaft wieder einen Aufschwung, wobei die Mehrzahl der neuen Arbeitsplätze durch die Rüstungsindustrie geschaffen wurde. 1939 besaß Alsenz noch 1736 Einwohner.

Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges setzte sofort eine strenge Reglementierung aller Ressourcen ein. Das 118. Infanterie-Regiment wurde in Alsenz einquartiert, ebenso einige Evakuierte aus dem Grenzgebiet zu Frankreich, die aufgrund der Nähe zur Front ihre Wohnungen verlassen mussten. Nach 1942 kamen zusätzlich Flüchtlinge aus ausgebombten Siedlungen hinzu. Um die fehlende Arbeitskraft zu kompensieren, die durch den Einzug der Männer in die Armee verursacht wurde, wurden vermehrt Kriegsgefangene in der Industrie eingesetzt. In Alsenz waren französische und russische Zwangsarbeiter untergebracht.

Am 19. Oktober 1944 kam es zum ersten Bombenabwurf über Alsenz, in den nächsten Monaten folgten sieben weitere. Dabei wurden mindestens elf Menschen getötet und mehrere Dutzend verletzt. Am 20. März 1945 zogen die Amerikaner in Alsenz ein. Die Gemeinde hatte durch den Krieg insgesamt 126 Tote zu beklagen. Bald darauf besetzten die Franzosen die Pfalz, es kam wieder zu Zwangseinquartierung fremder Truppen.

Zu Beginn der 1950er Jahre kam der Wiederaufbau in Schwung, sowohl neue Wohnungen als auch Fabriken wurden errichtet. 1970 erfolgte die Wiederindienststellung des alten Rathauses. Fünf Jahre später erfolgte die 1200-Jahr Feier der Gemeinde und die Errichtung des Marktbrunnens. Seit 1969 gehört Alsenz zum Donnersbergkreis und seit 1972 ist es Sitz der Verbandsgemeinde Alsenz-Obermoschel. 1991 wurden wieder 1826 Einwohner verzeichnet. Alsenz war auch von den Rheinhochwassern 1993 und 1995 betroffen.

Nach oben

0.7.Nachweise

Verfasser: Juliane Märker

Verwendete Literatur:

  • Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 15: Donnersbergkreis. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 1998.
  • Ortsgemeinde Alsenz (Hrsg.): 1200 Jahre Alsenz. 775-1975. Alsenz 1976.

Erstellt am: 22.11.2013