Herzogsvorstadt
Bis heute wird das Bild der Zweibrücker Innenstadt durch die barocke Herzogsvorstadt geprägt, die Christian IV. während der großen Blütezeit des Herzogtums im 18. Jahrhundert zur Verschönerung seiner Residenzstadt errichten ließ. Der Herzog ließ die neue Vorstadt ab 1756 als repräsentative Wohnungen für seine Beamten planen. Er garantierte jedem, der dort nach den Plänen seines Hofarchitekten Johann Christian Ludwig Hautt ein Haus bauen würde, für 40 Jahre Steuerfreiheit. Dennoch fanden sich nur wenige, die in der Vorstadt Gebäude erbauten. So kam dem Herzog die Idee, die Gebäude selbst zu errichten und die Baukosten mit Hilfe einer Lotterie zu finanzieren: Er zwang sämtliche Beamten und Gemeinden seines Herzogtums zum Kauf von Losen und als Hauptgewinn winkte bei jeder Ziehung ein Haus in der Barockvorstadt. [Anm. 1]
Im 19. Jahrhundert zogen die Industriellen der Stadt in die ehemaligen repräsentativen Häuser der herzoglichen Beamten in der unteren Vorstadt. Diese ließen die Gebäude aufstocken und verändern, was der Gesamtanlage ein etwas anderes Bild verlieh. Das heutige Rathaus gehörte beispielsweise zwischen 1858 und 1943 der Familie Dingler (welche die Dingerler'sche Maschinenfabrik besaß). Sie ließ das Eckgebäude um ein Geschoss aufstocken, wodurch das Mansardendach einem Walmdach weichen musste. Das heutige Melanchthonheim, das vor 1793 zeitweise dem späteren bayrischen König und Zweibrücker Prinzen Maximilian gehört hatte, verlor bei seiner Aufstockung durch die Fabrikantenfamilie Schwinn ebenfalls sein Mansardendach. [Anm. 2]
In der neuen Herzogsvorstadt war zwischen 1769 und 1771 auf Befehl Herzog Christian IV. auch ein neues Rathaus errichtet worden. Der Herzog war zwar zufrieden damit, dass dadurch ein weiteres Haus in der neuen Vorstadt entstanden war, doch den Zweibrücker Händlern und dem Stadtrat missfiel die Lage. Nach nur siebenjähriger Benutzung verkaufte der Stadtrat das neue Rathaus, weil es zu weit abseits vom Mittelpunkt der Stadt lag. Ende 1951 sollte das Eckgebäude jedoch wieder zum Rathaus werden: Die Stadtverwaltung hatte sich angesichts der vielen im Krieg zerstörten Gebäude bei der Suche nach einer neuen Unterkunft für das Haus in der Herzogsvorstadt entschieden, das die Familie Dingler 1943 der Stadt verkauft hatte und welches die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg überstanden hatte. In dem Gebäudeensemble am Herzogplatz zwischen Hofenfelsstraße und Schwarzbach sind heute neben der Stadtverwaltung weitere Einrichtungen wie Stadtmuseum, Stadtbücherei oder auch das Amtsgericht untergebracht. [Anm. 3]
Nachweise
Verfasser: Felix Schmidt
Erstellungsdatum: 20.08.2014
Verwendete Literatur:
- Glück-Christmann, Charlotte: Eine Einführung in 650 Jahre Stadtgeschichte, in: Zweibrücken 1793 bis 1918: Ein langes Jahrhundert. 25 Autorinnen und Autoren zu 125 Jahren Stadtgeschichte, hrsg. von Charlotte Glück-Christmann, Blieskastel 2002, S. 13-36.
- Pirmann, Wolfgang: Wohnungs- und Städtebau im 19. Jahrhundert, in: Zweibrücken 1793 bis 1918: Ein langes Jahrhundert. 25 Autorinnen und Autoren zu 125 Jahren Stadtgeschichte, hrsg. von Charlotte Glück-Christmann, Blieskastel 2002, S. 125-150.
- Müller, Josef: Die Rathäuser der Stadt Zweibrücken, in: Zweibrücken 600 Jahre Stadt 1352-1952, Festschrift zur 600-Jahrfeier, hrsg. von Historischer Verein Zweibrücken, Zweibrücken 1952, S. 314-318.
Anmerkungen:
- Vgl. Glück-Christmann, Charlotte: Eine Einführung in 650 Jahre Stadtgeschichte, in: Zweibrücken 1793 bis 1918: Ein langes Jahrhundert. 25 Autorinnen und Autoren zu 125 Jahren Stadtgeschichte, hrsg. von Charlotte Glück-Christmann, Blieskastel 2002, S. 26. Zurück
- Vgl. Pirmann, Wolfgang: Wohnungs- und Städtebau im 19. Jahrhundert, in: Zweibrücken 1793 bis 1918: Ein langes Jahrhundert. 25 Autorinnen und Autoren zu 125 Jahren Stadtgeschichte, hrsg. von Charlotte Glück-Christmann, Blieskastel 2002, S. 130f.. Zurück
- Vgl. Müller, Josef: Die Rathäuser der Stadt Zweibrücken, in: Zweibrücken 600 Jahre Stadt 1352-1952, Festschrift zur 600-Jahrfeier, hrsg. von Historischer Verein Zweibrücken, Zweibrücken 1952, S. 315f.. Zurück