Ruppertshofen im Rhein-Lahn-Kreis

Ruppertshofen

Über den vor- und frühgeschichtlichen Werdegang der Gemeinde Ruppertshofen ist nur wenig bekannt. Sie wurde erstmals 1198 im Zusammenhang mit seinem Pfarrbezirk urkundlich erwähnt. Da die Kirche zu diesem Zeitpunkt schon bestand, ist davon auszugehen, dass die Gemeinde schon länger davor gegründet worden war. Das Kirchengebäude ist im Kern ein frühmittelalterlicher romanischer Bau, insgesamt besteht es aus drei Teilen verschiedener Bauperioden.[Anm. 1]

Bis in das 16. Jahrhundert wurde Ruppertshofen noch als "Ruprehteshoben" (1198), "Rupreidishobin" (1274) oder "Ruprechtshoven" (1314) bezeichnet.

Am 7. Oktober 1364 konnte Graf Wilhelm von Katzenelnbogen das Stadtrecht für Ruppertshofen erwerben.

Mitte des 14. Jahrhunderts kam Ruppertshofen in den Besitz der Niedergrafschaft Katzenelnbogen. Nachdem ihr letzter Erbe gestorben war, geriet es 1479 nach dem Katzenelnbogischen Erbfolgestreit an die Landgrafschaft Hessen und von dort 1583 an die Linie Hessen-Kassel. Während des Dreißigjährigen Krieges gehörte das Gebiet kurzfristig zu Hessen-Darmstadt, ab 1647/1648 wieder zu Hessen-Kassel. Nach 1670 wurde es an die Landgrafschaft Hessen-Rheinfels-Rotenburg verkauft.

Von 1806 und bis 1813 war das Gebiet der Niedergrafschaft unter französischer Verwaltung Napoleons (Pays réservé de Catzenellenbogen). Im Wiener Kongress 1815 schließlich wurden Ruppertshofen und 34 andere Gemeinden dem Herzogtum Nassau einverleibt, welches wiederum im preußisch-österreichischen Krieg 1866 vom Königreich Preußen annektiert worden war. Es war zunächst der Provinz Hessen-Nassau zugeordnet und ab 1885 dem neu gegründeten Kreis Sankt Goarshausen.

Die zur Kirche gehörende Schule wurde sowohl von Kindern aus Ruppertshofen als auch aus den im Pfarrbezirk eingegliederten Gemeinden Oelsberg, Bogel, Kasdorf, Endlichhofen und Pissighofen (heute Hainau) besucht. Im 19. Jahrhundert wurden 60 bis 120 SchülerInnen unterrichtet.[Anm. 2]

Im Jahr 1861 wurde eine jüdische Synagoge in Ruppertshofen zur gemeinsamen Nutzung für die florierenden jüdischen Gemeinden der Umgebung errichtet. Das Gebäude war 1935 kurz nach Verkündung der Nürnberger Rassegesetze vom 15. September von Unbekannten völlig verwüstet worden, sodass es 1953/54 schließlich abgerissen wurde. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden vier jüdische Einwohner von Ruppertshofen in Konzentrationslagern ermordet.[Anm. 3]

Nach dem Ersten Weltkrieg war Ruppertshofen von französischen Soldaten besetzt. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg kam es nach einer kurzen amerikanischen Besetzung bis Juni 1945 in die französische Besatzungszone. Zur Zeit des Nationalsozialismus gab es auch in Ruppertshofen NS-Organisationen.

1946 wurde Ruppertshofen in das neu entstandene Bundesland Rheinland-Pfalz eingeordnet. Seit 1972 gehört es der Verbandsgemeinde Nastätten im Kreis Rhein-Lahn an. 

Verfasserin: Katrin Kober

Erstellt am: 07.08.2020

Dieser Artikel basiert auf: Stein, Ellen: 800 Jahre Ruppertshofen. Streiflichter aus der geschichtlichen Vergangenheit. 1198-1998. Ruppertshofen 1998.

Außerdem weiterführende Literatur:

  • Ott, Winfried: Kunstwerke aus Weidenzweigen dienten dem Broterwerb. Aus der Geschichte der Korbflechtschule zu Ruppertshofen. In: Rhein-Lahn-Kreis, Heimatjahrbuch 2007, S. 142-144.
  • Keiling, Manfred: Der Notenfund von Bremberg. Ein Stück wiederentdeckter Kulturgeschichte des Einrichs. In: Rhein-Lahn-Kreis, Heimatjahrbuch 2001, S. 58-61. 

Anmerkungen:

  1. Gemeinde Bogel (Hg.): Heimatbuch der Ortsgemeinde Bogel. Elkenroth 1992, S. 309-314. Zurück
  2. Vgl. ebd. Zurück
  3. Seibert, Hubertus: Zwischen Integration und Deportation. Zur Geschichte der Juden im Rhein-Lahn-Gebiet (1918-1945). In: Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft – Geschichte – Kultur unserer Heimat. Hrsg. v. der Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises. Oberwesel/Rhein 1987, S. 252ff. Zurück