Rheingauer Heimatforschung

Jürgen Eisenbach / Walter Hell

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Die Arbeit im Stadtarchiv Oestrich-Winkel

 

Die Stadt Oestrich-Winkel leistet sich als einzige Stadt im Rheingau seit November 1998 einen ausgebildeten Archivar mit einer halben Angestelltenstelle, Herrn Diplomarchivar Jürgen Eisenbach.

Anlass für seine Anstellung waren das Stadtjubiläum im Jahre 2000 zu der Ersterwähnung Winkels im Jahre 850 und der damals ungeordnete, zum Teil aber recht wertvolle Archivbestand, der für Mittelheim bis in das 16. Jahrhundert zurückreicht. Die Erfassung und Verzeichnung der Archivbestände ist mit einem computergestützten Archivprogramm mittlerweile weit vorangeschritten. Meine eigene ehrenamtliche Mitarbeit am Stadtarchiv resultiert ebenfalls aus Vorbereitungen auf das Stadtjubiläum.

Eine erste Frucht der Arbeit am Stadtarchiv Oestrich-Winkel war das zum Stadtjubiläum erschienene Buch „Einblicke in die Geschichte von Oestrich-Winkel", das bis zum Spätmittelalter eine geschlossene Geschichte für die Gemeinden bietet. Ab der frühen Neuzeit war eine solche durchgehende Darstellung der Stadtgeschichte nicht möglich, da es zu einem nicht geringen Teil an geeigneten Vorarbeiten fehlte. Das Buch kann über die Stadtverwaltung bezogen werden. Es wurde in den Nassauischen Annalen, Band 114 (2003), rezensiert.

Einige Lücken zu einer Stadtgeschichte, so zum Beispiel für die Schul- und Medizingeschichte, aber auch für die demokratische und republikanische Bewegung am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts, konnten mittlerweile durch die seit Januar 2003 publizierten Aufsätze in dem Mitteilungsblatt des Stadtarchivs „Der Ausscheller" geschlossen werden. Das Blatt erscheint an jedem dritten Montag eines Monats, seit Beginn des Jahres 2006 nur noch im Internet. Mittlerweile sind 38 Nummern des historischen Mitteilungsblattes von Jürgen Eisenbach und mir herausgegeben worden. Am Jahresende wird wieder wie in den beiden Jahren zuvor eine Zusammenfassung aller Beiträge in gedruckter Form als Jahresausgabe herausgebracht. Den Rahmen für die dort veröffentlichten Beiträge bilden die Geschichte Oestrich-Winkels und wenn möglich Archivalien aus dem Stadtarchiv. Als Autoren sind alle Interessierten eingeladen.

Weitere Publikationen aus der Arbeit mit dem Stadtarchiv sind zwei Bildbände mit historischen Fotos der Reihe „Archivbilder" des Sutton Verlages und meine ebenfalls im Sutton Verlag veröffentlichte Studie Vom Braunhemd zum Persilschein, die sich in ihrem zweiten Teil sehr stark auf die im Stadtarchiv vorhandenen Entnazifizierungsbescheide stützt. Zu dem letztgenannten Buch erscheint in den Nassauischen Annalen, Bd. 117 (2006), eine Besprechung.

Als Schwerpunkte für die Arbeit am Stadtarchiv haben sich die Transkription und Herausgabe von Quellen und die Publikation von Hausbüchern und Aufsätzen, die zeitlich die Geschichte Oestrich-Winkels im 19. Jahrhundert und im Dritten Reich behandeln, ergeben. Als nächstes soll das Interesse besonders der Zeit der „Weimarer Republik" gelten, über die bisher insgesamt nur wenig historisch gearbeitet worden ist. Aus der Arbeit am Stadtarchiv ist auch eine umfangreiche Materialliste zur Geschichte der Rheingauer Juden (47 Seiten) und eine Liste der Oestrich-Winkeler Pfarrer (7 Seiten), Schultheißen bzw. Bürgermeister (8 Seiten) und Lehrer (12 Seiten) hervorgegangen.

Nicht vergessen werden sollen auch die historische Arbeit des Vereins „Weindorf Hallgarten" unter dem Vorsitz von Dr. Josef Roßkopf mit bereits sieben Nummern der „Hallgartener Geschichtshefte" und der Winkeler Heimatverein unter der Leitung von Holger Lamm. Freundschaftliche Kontakte bestehen zu dem Ingelheimer Geschichtsverein und den Herausgebern des Heimatjahrbuches Mainz-Bingen.

Das Stadtarchiv befindet sich seit knapp einem Jahr im ehemaligen Rathaus von Hallgarten. Dort können von Montag bis Donnerstag für Besucher und Benutzer Termine mit Herrn Eisenbach vereinbart werden (Telefon 0 67 23/99 93 82).