Heimatforschung in Walluf - Wo denn? Wie denn? Was denn?
Im Namen des Heimatarchivs der Gemeinde Walluf darf ich Ihnen die besten Wünsche zu Ihrem Jubiläum aussprechen und Ihnen für Ihre Einladung herzlich danken.
Die erste urkundliche Erwähnung von Niederwalluf erfolgt im Jahre 770, der Weinbau ist ab 779 bezeugt. Ehemals lag Niederwalluf im Königssondergau, an der heutigen Ortsgrenze der Gemarkung Richtung Wiesbaden. Die Turmburg und die alte Johanniskirche zeugen mit ihren Ruinen von dieser frühen Besiedlung. Um 1300 zogen die Bewohner wohl auf die rechte Seite des Wallufbaches in den Rheingau. Das Gebück bot ihnen dort Schutz. Oberwalluf ist erstmals 1211 urkundlich erwähnt. 1971 haben sich die beiden Gemeinden im Rahmen der Gebietsreform zur Gesamtgemeinde Walluf zusammengeschlossen. Wie in vielen anderen Gemeinden wurde früher die Geschichte der Gemeinde durch einen der Lehrer aufgezeichnet. Die umfangreichen Aufzeichnungen von Hauptlehrer Weller sind in der Nazizeit beschlagnahmt worden und verschwunden.
1983 wurde das Heimatarchiv der Gemeinde Walluf durch den damaligen Bürgermeister Hoffmann ins Leben gerufen. Beim Ausbau der alten Schule und des Rathauses am Rhein waren umfangreiche Aktenbestände auf dem Dachboden gefunden worden. Eifrige Hände hatten nichts Besseres zu tun, als eine endgültige Entsorgung - die Vernichtung der Akten - vorzubereiten. Hier griff Hoffmann ein und ernannte geschichtlich interessierte Wallufer Bürger aus dem Kreis der „Freunde der Wallufer Vergangenheit" zu Heimatarchivaren. Die geretteten, bis ins frühe 17. Jahrhundert zurückreichenden Akten, Stockbücher usw. bilden den Grundstock des Archivs.
Leider sind die Aktenbestände von Oberwalluf vor dem Zusammenschluss der Gemeinden Nieder- und Oberwalluf wohl um 1970 weitestgehend vernichtet worden. Neben der Aufarbeitung der Archivbestände, Besuchen im Staatsarchiv Wiesbaden usw. gilt unser besonderes Augenmerk dem aktuellen örtlichen Zeitgeschehen. Gerade in unserer heutigen schnelllebigen Zeit mit einer nie da gewesenen Informationsflut halten wir es für äußerst wichtig, die großen und kleinen Ereignisse in unserer Gemeinde zu archivieren und bildlich festzuhalten. Diese halten die Ortsgeschichte lebendig und machen die politische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung im Kleinen für spätere Generationen nachvollziehbar, um sie auch in ein größeres Ganzes einordnen zu können. Ergänzend ist ein Urkundenverzeichnis der im Hessischen Staatsarchiv Wiesbaden und anderen Archiven registrierten Urkunden weitestgehend fertig gestellt.
Erfreulicherweise stellen immer mehr Wallufer und auswärtige Bürger dem Archiv umfangreiches Bild- und Dokumentenmaterial zur Verfügung. So konnten wir rund 120 Leitzordner, beginnend in den 30er Jahren, mit Bildern, Zeitungsartikeln u.a. übernehmen und auswerten. Ergänzend zur Chronik anlässlich der 1200 Jahrfeier der Gemeinde Niederwalluf im Jahre 1970 hat das Heimatarchiv zwischenzeitlich drei Bände Beiträge zur Wallufer Ortsgeschichte herausgebracht. Auf 500 Seiten wird die Ortsgeschichte mit ihrer reichen Themenvielfalt fortgeschrieben. Fortschreibung bedeutet für uns nicht eine Umformulierung vorhandener Texte, sondern die Erarbeitung neuer Themen. Die Lage Wallufs an der Grenze von Kurmainz und Nassau bietet dazu eine sehr große geschichtliche Spannweite. In den ersten beiden Bänden sind rund fünfzig Aufsätze veröffentlicht worden. Hier seien nur als Beispiele die Geschichte der Post, das Gebück in Walluf, die Geschichte der Dernbacher Schwestern, die Oberwallufer Ortschronik oder das Ratsbuch aus dem Jahre 1484 genannt. Band 3 war ausschließlich der Geschichte der 26 Mühlen im Walluftal und deren Technik gewidmet. Grundlage dazu war eine vorangegangene Ausstellung. Das Ausstellungsmaterial ist als Dauerleihgabe dem Mühlenmuseum auf der Wambacher Mühle in Schlangenbad zur Verfügung gestellt worden. Ein Mühlenwanderweg im Bereich Walluf ist durch das Heimatarchiv ausgeschildert worden und erfreut sich überaus großer Beliebtheit. Band 4 ist in Vorbereitung und soll dank der finanziellen Unterstützung der Gemeinde Walluf im kommenden Jahr erscheinen.
2008 kann das Heimatarchiv auf eine 25-jährige Arbeit zurückblicken. Hierzu sind die Herausgabe eines Bildbandes und eine Ausstellung geplant. Insgesamt konnte das Heimatarchiv in den vergangenen Jahren sechs Ausstellungen präsentieren. Von besonderem regionalem Interesse war die Gemeinschaftsausstellung mit dem Stadtarchiv Oestrich-Winkel über das Rheingauer Gebück. Jährlich ein bis zwei historische Führungen durch die Gemeinde runden unsere Arbeit ab.
Das Heimatarchiv im Vereinshaus am Rhein steht in der Regel interessierten Bürgern jeden Mittwochabend von 19-21 Uhr offen. Termine können nach Absprache mit den Archivaren Gerda Schmitt-Teßmann (Tel 06123/71447) oder Heinrich Scharhag (Tel. 06123/71348) vereinbart werden. Die zahlreichen Besuche im Archiv, Hinweise und Anfragen der Bürger, das rege Interesse und die finanzielle Unterstützung durch die politischen Mandatsträger spornen uns in unserer Arbeit an. Unser Anliegen ist eine sachliche, korrekte Auseinandersetzung mit der Geschichte.