Dokumentation der Rheingauer Heimatforschung während der letzten 50 Jahre
Bei dem Kurzreferat kann ich Geisenheims Geschichte und kulturelle Entwicklung nur in knappen Zügen aufzeigen. Für die 1200-Jahrfeier 1972 erhielt Prof. Dr. Wolf-Heino Struck den Auftrag, eine umfassende Geschichte der Stadt Geisenheim zu schreiben. Sie ist in den Jahren 1991-2005 vom Verfasser als Herausgeber durch die Schriftenreihe „Beiträge zur Kultur und Geschichte der Stadt Geisenheim" - inzwischen 9 Bände - erweitert und ergänzt worden. Zur kulturellen Entwicklung trug auch 1987 die Gründung des Vereins „Förderkreis Kulturdenkmäler Geisenheim" bei. Die Arbeiten ermöglichten u.a. den Bau eines Lapidariums, das im Rhein-Main-Gebiet einmalig ist.
Heimatforschung ist nicht Selbstzweck, sie will ihre Ergebnisse vortragen und durch Veröffentlichungen dem Bürger nahebringen. Das war im Rheingau Anfang der 50er Jahre auch das Anliegen der „Arbeitsgemeinschaft Rheingauer Heimatforschung" (seit 1953) und ab 1956 der „Gesellschaft zur Förderung der Rheingauer Heimatforschung e.V.". Sehr bald kam es in den Wintermonaten zu regelmäßigen Vortragsabenden, die z.T. ihren Niederschlag in den „Rheingauischen Heimatblättern" und den „Rheingauer Heimatbriefen" fanden. Im Rückblick ergibt sich, dass bei sechs Vortragsabenden in den 50 Jahren von 1956-2006 300 Vorträge gehalten worden sind, die lebendige Heimatforschung zugänglich machten. Die „Gesellschaft zur Förderung der Rheingauer Heimatforschung" hat mit Unterstützung der Firma Asbach in den 30 Jahren von 1961-1991 88 Rheingauische Heimatblätter herausgegeben. Zum Inhalt trugen 34 Autoren bei, einige mit mehreren Fortsetzungen. Sie wurden redaktionell von Hugo Malethon in seiner Eigenschaft als Schriftführer betreut.
Weit umfangreicher und vielseitiger waren die Rheingauer Heimatbriefe, die vom Rheingaukreis herausgegeben wurden. Landrat Leopold Bausinger begann 1955-1959 mit hektographierten Briefen, die dann bis 1991 in gedruckter Form mit wechselnder Ausstattung viermal im Jahr zur Auslieferung kamen. L. Bausinger war nicht nur bis 1973 der Herausgeber, sondern besorgte auch die umfangreiche Redaktion.
1971-1977 war Landrat Klaus Dinse verantwortlich. Ihn unterstützte in der Redaktion Elmar Engelhardt aus Bingen.
1977-1983 folgte Landrat Heribert Märten. In der Redaktion wurde er von Herrn E. Engelhardt, später von Alexander Walk unterstützt.
1983-1986 besorgte die Folgen 125-138 Landrat Heribert Dietz mit Redaktion durch A. Walk 1987-1991. Nach Bildung des Rheingau-Taunus-Kreises kam es unter Landrat Klaus Frietsch zu sechs Ausgaben im Jahr, die farbig ausgestattet waren. Doch Ende 1991 ist die Herausgabe der Rheingauer Heimatbriefe aus Haushaltsgründen eingestellt worden.
Eine vorübergehende Bereicherung durch eine vielseitige Berichterstattung über den Rheingauer Weinbau und seine Kultur brachte von 1983 bis Februar 1987 der Rheingauer Riesling Kurier, eine regionale Fachzeitschrift für Weinbau und Weinkultur. Sie war aus der Rheingauer Weinzeitung entstanden, die von W. Herold vom Rheingauer Weinbauverband in Zusammenarbeit mit der Druckerei Horst Seikel seit 1980 herausgegeben wurde. Den Anstoß für die neue Fachzeitschrift hatte Wolfgang Blum gegeben, der 1983 vom Herausgeber Horst Seikel als Redakteur eingestellt worden war. Doch auch für diese beliebte Zeitschrift kam im Januar 1987 das AUS.
Damit stand der Rheingau Ende 1991 ohne Heimatzeitschriften da. Niemand konnte mehr mit seinen Veröffentlichungen das Leben der Bürger im Rheingau begleiten. In dieser Notsituation aktivierten zunächst Dr. h.c. Josef Staab und Prof. Dr. Paul Claus die Gesellschaft für Rheingauer Heimatforschung. Vorträge und Forschungsergebnisse verlangten eine neue Form der Veröffentlichung. So entstand in Zusammenarbeit mit Helmut Ammann von der Walter's Druckerei die Vierteljahreszeitschrift RHEINGAU FORUM für Wein Geschichte und Kultur mit 36 Seiten. Die Seitenzahl orientierte sich an den Vorgaben der Post. Als Bezieher konnten ca. 150 Adressen der Bezieher der Rheingau-Taunus-Heimatbriefe vom Kreis übernommen werden. Große Erwartungen knüpfte die „Gesellschaft zur Förderung der Rheingauer Heimatforschung" mit ebenfalls ca. 150 Adressen an die Herausgabe der neuen Zeitschrift. Doch wir benötigten eine breitere Basis. So kam der „Rheingauer Weinkonvent e.V." - damals 910, heute ca. 700 Mitglieder - sowie der „Freundeskreis Kloster Eberbach e.V." - damals 200, heute ca. 250 Mitglieder - als Beziehervereinigungen hinzu.
Von 1992 bis 2006 konnten in 13 Jahren insgesamt 72 Hefte ausgeliefert werden. 284 Beiträge kamen von 213 Autoren zum Abdruck. Während zu Beginn ausschließlich schwarz-weiß gedruckt wurde, haben die Hefte im Laufe der Jahre durch Farbbilder sehr gewonnen, was natürlich auch eine Kostenfrage ist, die langfristig gelöst werden muss. Alles in allem: Eine Leistung , die sich sehen lassen kann, - aber auch die Sorge um die Zukunft verbindet.