Rheingauer Heimatforschung

Wolfgang Muno

Lorch - kultur- und geschichtsbewußt

 

 

Als Vorsitzender des Lorcher Kultur- und Heimatvereins möchte ich nicht nur persönlich, sondern auch im Namen des Vorstandes sehr herzlich zum 50jährigen Bestehen gratulieren. In fünf Jahrzehnten haben Sie unendlich viel geleistet. Sie sind aus der kulturellen Arbeit im Rheingau und für den Rheingau nicht mehr hinwegzudenken, und wir wünschen Ihnen eine lange und gute Zukunft, die Sie mit dem gleichen Elan angehen mögen, der Sie schon in den letzten Jahrzehnten ausgezeichnet hat. Ich habe auch eine Spende mitgebracht. Für jedes Jahr l Euro ergibt 50 Euro. Dieser Betrag entspricht auch haargenau der Finanzkraft unseres Lorcher Kulturvereins.

Die Geschichte des Städtchens Lorch ist lang und nicht arm an Höhen und Tiefen. Es waren die Herren Franz Carl Altenkirch und Robert Struppmann, die den Nebel transparenter machten, der über einem Teil der Lorcher Geschichte gelegen hat. Ihnen verdanken wir sehr viel, und nicht zuletzt deshalb wurde unser Kunst- und Heimatmuseum nach Robert Struppmann benannt.

Gräberfunde deuten auf einen keltischen Ursprung Lorchs hin. Schon die Römerzeit lässt genauere Datierungen und Erkenntnisse zu. Von der Anwesenheit der Alemannen zeugt ein Skelettgrab. Die gefundenen Gefäße sind eindeutig in das dritte Viertel des 4. Jahrhunderts zu datieren. Der Ortsname „Lorch" ist keltisch-romanischen Ursprungs. Spätestens um 500 beherrschten die Franken den Rheingau und damit auch den Lorcher Raum.


Bereits 1254 wird die Lorcher Pfarrkirche urkundlich erwähnt. 1270 wird mit dem Bau des frühgotischen Chores begonnen. Die neue Kirche wird mit 16 Altären ausgestattet. Lorch hatte zu dieser Zeit bis zu 27 Geistliche. Heute haben wir in Lorch, Lorchhausen, Ransei, Wollmerschied und Sauerthal einen einzigen Pfarrer, der auf einer halben Planstelle sitzt. Ja, so ändern sich die Zeiten!


1274 ist ein Weinmarkt erstmals nachweisbar. Zahlreiche Klöster und Stifte hatten in Lorch ihre Höfe. Rittergeschlechter errichteten bis ins 16. Jahrhundert teilweise stattliche Wohnhäuser und Adelssitze, Hans Hilchen mit dem Hilchenhaus den kunstvollsten und schönsten. Es ist Ironie der Geschichte, dass dieses Hilchenhaus Jahrhunderte, den Dreißigjährigen Krieg und zwei Weltkriege überstanden hat und erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts einem nicht professionellen Neu- und Umbauversuch zum Opfer gefallen ist. Was Jahrhunderte nicht vermochten, das sogenannte moderne Management hat's geschafft!


Die ursprüngliche Blütezeit hat Lorch vielleicht nie mehr erreicht. Die Bundeswehr, von der man zu Recht einen wirtschaftlichen Aufschwung erhoffte, ist abgezogen. Viele zivile Arbeitsplätze sind dadurch verlorengegangen. Ich verstehe bis heute noch nicht, weshalb die Bundeswehr bei ihren militärstrategischen Überlegungen nicht in gravierenden Fällen strukturpolitische Notwendigkeiten berücksichtigt hat. Geblieben ist der Optimismus der Lorcher. Wir bauen auf die Zukunft und auf eine friedliche Welt für alle Zeit und auf die Chance, dass es auch für Lorch wieder einmal einen Aufschwung geben wird.


Unser Lorcher Kultur- und Heimatverein betätigt sich nicht nur durch kulturelle Veranstaltungen und Initiativen. Bereits zum 16. Male werden in diesem Jahr in ununterbrochener Folge die Lorcher Kulturtage in den Monaten September und Oktober durchgeführt. Für 2006 geht das ausführliche Programm in Kürze in Druck. Für die Stadt Lorch betreuen wir das Kunst- und Heimatmuseum wissenschaftlich, organisatorisch, durch Pflege und Ergänzung des Museumsbestandes und durch sachkundige Führungen.


Wir versuchen eine Brücke zu bauen von der Vergangenheit hin zur Gegenwart, wobei wir sicher sind, das Interesse vieler Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht nur zu wecken, sondern auch zu erhalten. Unser Appell zur Mitarbeit ergeht insbesondere an die aktive Generation. Im Interesse des Vereins und der Lorcher Kultur muss der Generationswechsel immer wieder gelingen!

Unser Museum ist von April bis Oktober an Wochenenden und Feiertagen von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet, ebenso während der Öffnungszeiten des städtischen Verkehrsbüros. Museumsleiter ist Josef Herrmann. Vorsitzender des Vereins ist Wolfgang Muno, bei der Gestaltung der Kulturtage tragen insbesondere Verantwortung Dr. Andrea Preusche-Glebocki, Hermann Josef Klotz und Klaus Laquai.

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