Verein für Heimatgeschichte Bretzenheim-Zahlbach

Wir über uns

Spannende Lokalgeschichte

Unser Anliegen ist es, die Geschichte der Stadtteile Bretzenheim und Zahlbach allen Interessierten zugänglich zu machen. Dabei richten wir unser Augenmerk nicht nur auf die großen historischen Ereignisse, sondern vor allem auf den Alltag der Menschen in ihrer jeweiligen Zeit.

 Das "klassische Repertoire"

Wir organisieren Vorträge, Exkursionen und Führungen. Eine wichtige Aufgabe sehen wir im Sammeln, Dokumentieren und Auswerten von schriftlichen, mündlichen und sachlichen Quellen sowie Zeugnissen. Stolz sind wir auf zahlreiche Veröffentlichungen. 

Lebendige Geschichte

In Zukunft werden wir uns verstärkt an die jüngeren Generationen wenden. Dazu erweitern wir unser Angebot und gehen neue Wege. Geplant sind Projekte mit Kindergärten und Grundschulen. Unter dem Motto „Kinder spielen Geschichte“ möchten wir auch die Jüngsten erreichen und Geschichte „lebendig machen“. 

Brauchtum

Die Grenzen zwischen Geschichte und Brauchtum sind fließend. Sitten, Bräuche und Feste waren zu allen Zeiten Bestandteil des Alltags von Menschen in ihrer Zeit. Veranstaltungen, die sich mit diesem Bereich des menschlichen Zusammenseins befassen, sind daher auch Bestandteil unseres Repertoires. Geplant ist, unsere Feier zum 1. Mai im Schatten der Römersteine nach der Corona-Pause so bald wie möglich wiederaufleben zu lassen.

 

 

0.1.Nachruf für Dr. Erich Zehnder

[Bild: Erika Fink]

Am 25. Oktober 2023 wurde Dr. Erich Zehnder einstimmig zum Ehrenvorsitzenden des Vereins für Heimatgeschichte Bretzenheim und Zahlbach gewählt. Seit 2009 hatte er ununterbrochen die Position des Ersten Vorsitzenden bekleidet. Die Mitglieder des Vorstandes waren sehr froh über seine Bereitschaft, dem Verein weiterhin mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Es kam anders. Am 23. November 2023 ist Erich Zehnder gestorben. Von den gesundheitlichen Problemen, die ihn seit einigen Jahren plagten, ließ er sich bis zuletzt nicht unterkriegen. Mit Selbstdisziplin und dem ihm eigenen Humor trotzte er allen widrigen Umständen. Deshalb kam sein Tod überraschend. Wir sind traurig und zutiefst betroffen.
An dem Projekt Heimatgeschichte war Erich Zehnder von Anfang an beteiligt. Als Heiner Stauder, der Referent einer Volkshochschulreihe über die Geschichte Bretzenheims, Anfang 1996 aus beruflichen Gründen seinen Heimatort verließ, musste für die an der Ortsgeschichte Interessierten eine Lösung gefunden werden. Rasch organisierte sich eine Gruppe um Dr. Astrid Böhme, damals stellvertretende Ortsvorsteherin.
Bereits am 27. November kam es zur Gründung des Vereins für Heimatgeschichte Bretzenheim und Zahlbach. Im Januar 1997 wurden Dr. Astrid Böhme zur Ersten Vorsitzenden, Winfried Schmitt zum Zweiten Vorsitzenden und Dr. Erich Zehnder zum Dritten Vorsitzenden gewählt. Laut seinem langjährigen Weggefährten Winfried Schmitt war Erich Zehnder „speziell für Zahlbacher Interessen“ zuständig, womit auch alles rund um die Relikte aus der Römerzeit in seinen Bereich fiel. Da er als Abteilungsleiter und stellvertretender Direktor des Verbandes der rheinlandpfälzischen Volkshochschulen noch voll im Berufsleben stand, tat er für den Verein das, was ihm eben möglich war.
Bei dem von mehreren Mainzer Vereinen im Jahre 2000 organisierten Protest zur Erhaltung des in der Lotharpassage ausgegrabenen Isis-Tempel übernahm er eine im wahrsten Sinne des Wortes herausragende Rolle. Gewandet in eine römische Toga, mit einem Lorbeerkranz auf dem Kopf, führte er den Demonstrationszug an und verkündete: „Ceterum censeo Moguntiacum Romanum esse conservandum.“ (Im Übrigen bin ich der Meinung, dass das römische Mainz erhalten werden muss.) Nicht zum letzten Mal bewies er damit neben schauspielerischem Talent seine Bereitschaft, neue Wege auszuprobieren.
Als Verantwortlicher im Bereich der Erwachsenenbildung arbeitete er auch mit großer Hingabe an den Veröffentlichungen des Vereins mit, insbesondere an dem Jubiläumswerk „1250 Jahre Bretzenheim“ aus der Reihe „Bretzenheimer Beiträge zur Geschichte“. Dieser 2002 erschienene Sammelband wurde in der Folgezeit neben dem „Bretzenheimer Kochbuch“ von Helga Wittkopf zu einem Bestseller.
Sein Versprechen, nach der Pensionierung Dr. Böhme abzulösen, erfüllte er. Auf sein Wort war Verlass! Als er 2009 zum Ersten Vorsitzenden gewählt wurde, war er bereits ein sprichwörtlicher „alter Hase“. Sein Organisationstalent, seine vielfältigen Kontakte und seine ruhige, ausgleichende Art kamen der Vereinsarbeit zugute. Er schätzte seine Mitstreiter und tat dies auch kund. Mit seinem Sinn für gemütliche Geselligkeit, seinem Humor und der Bereitschaft, auch ungewöhnliche Wege zu gehen, prägte er die Arbeitsweise im Vorstand.
Winfried Schmitt drückt es so aus: „Als Erster Vorsitzender war Erich Zehnder richtig aktiv und erfolgreich“. Der Weggefährte fügt noch hinzu, dass in Erich Zehnders Amtszeit die „Römerstein Feier“ herausragte.
So war es ganz nach seinem Geschmack, als die Patenschaft für den „vierten Römerstein von unten“ zur Aufnahme von Quartus Aquaeductus Romanus als 100. Vereinsmitglied führte. Im Mai 2012 feierte der Verein die zweijährige Mitgliedschaft des alten Römers mit einem Maibowle-Fest. Weil Quartus nicht in den Vereinsraum kommen konnte, fand die Feier zu seinen Füßen statt. Zu diesem Anlass schlüpfte Erich Zehnder kurzerhand in sein „Römerstein Kostüm“ und verkündete als Quartus: „Über euren Besuch, da freue ich mich sehr. Um zu euch zu kommen, da bin ich zu schwer!“
Ab 2020 wurde das lebendige Vereinsleben durch Corona ausgebremst. Neben dem altersbedingten Mitgliederschwund machte der allgegenwärtige Stillstand des gesellschaftlichen Lebens nach der Krise dem Verein zu schaffen. Bei der Jahreshauptversammlung im November 2022 blieb Erich Zehnder trotz allem Erster Vorsitzender und stellte die Weichen für einen Neustart. Es galt, das, was sich bewährt hatte, zu bewahren und zu pflegen. Darüber hinaus wurde vereinbart, eine eigene Vereins-Webseite zu gestalten, sich stärker zu vernetzen und ein breiteres Angebot, auch für jüngere Altersgruppen, anzubieten. Alle Neuerungen unterstützte Erich Zehnder.
Da er bis zuletzt in die Vereinsarbeit eingebunden war, wusste er, dass neue Mitglieder gewonnen werden konnten, die Veranstaltungen wieder gut besucht und zukünftige Projekte auf den Weg gebracht sind.
Der Verein ist in der Spur! Wir preschen voran in seinem Sinne.
Gute Reise, verehrter Dr. Zehnder;
gute Reise, lieber Erich!

Text © Carolin Olivares